Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
des Strangs aus Laken und Decken war fest um ein Bein des Betts geknotet, das andere hing zum Fenster hinaus. Die Frauen drehten sich kurz zur Tür um. »Sie wird nicht lange standhalten«, sagte Ida.
»Dann nichts wie los. Bevor es zu spät ist«, erwiderte die junge Frau. »Ich halte den Strang fest, damit er nicht zu sehr schwankt, und komme dann nach.«
Ida kletterte hinaus und nahm das Seil zwischen die Knie.
Gerade als sie sich abseilen wollte, fiel ihr ein, dass sie nicht einmal nach dem Namen der Frau gefragt hatte. Sie hielt inne und rief nach oben: »Wie heißt du eigentlich?«
»Alice«, sagte die junge Frau. »Alice Barton.«
Die echte Alice Barton wandte sich vom Fenster ab, als die Tür schließlich nachgab.
Oxo donnerte in die Kammer und kam schleudernd zum Stehen. Er sah Sterne und Monde und die Wände drehten sich um ihn. »Autsch!«, stöhnte er.
Die anderen Krieger drängten hinter Oxo durch die Tür.
»Tuftella!«, schrie Sally.
Das wunderhübsche Lamm, das sie auf dem Fenstersims gesehen hatten, stand in der Mitte des Raums und blickte sie entgeistert an.
»Wir sind dem Ruf der Ballade vom Vlies gefolgt«, fuhr Sally fort. »Wir haben uns im fernen England auf den Weg gemacht, um dich aus deiner Not zu retten.«
Das Lamm wich langsam zurück.
»Die spinnen, die Briten«, blökte es. Dann sprang es in die Arme der jungen Frau.
»Ich habe euch gleich gesagt, die ist es nicht wert«, stellte Jasmine naserümpfend fest und stolzierte ans andere Ende der Kammer.
Die anderen wunderten sich ein bisschen über Tuftellas Reaktion, aber da sie noch nie eine Jungfer in Nöten gerettet hatten, waren sie sich nicht sicher, womit sie hätten rechnen sollen. Sie scharten sich um die junge Frau und redeten dem Lamm gut zu, es solle doch sein Gesicht wieder zeigen.
Die Frau streichelte ihm sanft über den Kopf. »Na, komm schon, Guinevere, sei nicht albern. Sie tun dir doch nichts.« Sie betrachtete die Schafe, die blinzelnd zu ihr aufsahen. »Hm, Ritter in glänzendem Vlies hatte ich nicht erwartet«, murmelte sie.
Am Fuß des Turms ließ Ida das Ende des Lakens los und sprang das letzte Stück auf den Boden. Sie war seit ihrer Schulzeit nicht mehr an einem Seil hinuntergeklettert und hatte erleichtert festgestellt, dass es eine der Fertigkeiten war, die man wie das Radfahren nicht verlernte.
»Ein Glück, dass da oben Laken und Decken und kein Federbett waren …«, murmelte sie, während sie sich vorsichtig auf dem Steinvorsprung am Turm entlangtastete. »Damit wären wir nicht weit gekommen.«
Drinnen im Turmbüro verzog sich Mr Grusichs Gesicht zu einem dünnen Lächeln. Das chaotische Durcheinander, das ihn erwartet hatte, als er das Büro zum ersten Mal betrat, hatte sich gelichtet. Dokumente waren sauber gestapelt und mit Bändern zusammengebunden, die Ordner und Aktenschränke von A bis Z beschriftet und der Schreibtisch war völlig freigeräumt – bis auf eine Dokumentenkassette in der Mitte der Tischfläche. Darauf stand: »Eigentumsurkunden für die Liegenschaft Barton’s Billabong.«
Vor dem Schreibtisch stand eine triefende, pummelige Frau mit einem Handtuch um die Schultern. An einer Wand des Raums lehnte eine ebenso nasse und tropfende Shelly, die ins Wasser gesprungen war, um die pummelige Frau zu retten. Und neben Shelly stand Dalia, die sehr trocken aussah.
Mr Grusich musterte die erwartungsvolle Frau mit dem pflaumenfarbenen Haar, die vor ihm stand.
»Ich muss Ihnen mitteilen, gnädige Frau, dass Ihre verstorbenen Onkel Motte und Bailey ihre Angelegenheiten in einem beträchtlichen Chaos hinterlassen haben. Und ich scheue mich nicht zu gestehen, dass ich anfangs fürchtete, nie und nimmer rechtzeitig vor Ihrem Eintreffen Ordnung in die Unterlagen zu bringen. Aber ich war bereit, den Kampf aufzunehmen, und hatte meine Geheimwaffe bei mir. Soll ich Ihnen meinen kleinen Trick verraten, mit dessen Hilfe ich unbehelligt arbeiten kann, egal, was um mich herum vor sich geht?« Sein Lächeln wurde breiter. »Ohrstöpsel.« Mit einer schwungvollen Bewegung holte er ein Paar aus seiner Tasche und legte es neben die Urkundenkassette auf den Tisch.
»Nun.« Mr Grusich lächelte wieder. »Wir beide sind zu beglückwünschen.« Mit einer weiteren ausladenden Geste breitete er die ausgedruckten, wenig schmeichelhaften Fotos auf dem Tisch aus.
Die Frau vor ihm zuckte zusammen, aber schwieg.
»Sie haben sich Down Under als würdig erwiesen«, fuhr Mr Grusich fort. »Und Ihre Papiere,
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