Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
Wendeltreppe heruntergerannt kam. Aber es spielte keine Rolle, wie ihnen die Flucht gelungen war. Er beobachtete und wartete – listig, wie er fand – ab. Und jetzt saßen sie alle im Büro in der Falle, wie die Fische im Netz. Er trat durch die Tür. »Erzähl es ihm, Schwester. Ich bin in fünf Minuten zurück.«
Avaricia wandte sich um und nickte ihrem Bruder, noch immer lächelnd, zu.
Nat ging hinaus, knallte die Bürotür hinter sich zu und sperrte sie ab. Die Dinge waren vielleicht nicht ganz nach Plan verlaufen, aber er hatte das Gefühl, die Lage wieder unter Kontrolle zu haben.
Er blickte die Wendeltreppe hinauf und sah die fünf Schafe, die ihm zuvor in die Quere gekommen waren. Auch sie hatten es endlich hinuntergeschafft.
Eine Wendeltreppe hochzukraxeln, war für die Krieger schon schwierig genug, aber der Weg nach unten erwies sich als nahezu unmöglich und sie brauchten eine Ewigkeit. Sie purzelten die letzten verbleibenden Stufen hinunter und trabten benommen aus dem Turm in die Sonne, um nach Tuftella zu suchen. Schwankend überquerten sie abermals die Seilbrücke. Es war ihnen noch so schwindelig, dass sie sich nicht einmal Sorgen machten, mit den Hufen steckenzubleiben.
Nat schaute den Schafen nach und widerstand der Versuchung, ihnen einen Tritt zu versetzen. Das war nicht der Zeitpunkt für kleinliche Racheakte. Er suchte den richtigen Schlüssel heraus und sperrte die Tür zum Verlies auf. Avaricia und er hatten noch einen Trumpf im Ärmel. Zwei Trümpfe, um genau zu sein: den alten Mann und den Jungen. Es war an der Zeit, sie auszuspielen.
Todd und Frank hörten, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. »Los, stürzen wir uns auf ihn«, sagte Todd. »Zu zweit schaffen wir das.«
»Nicht aus unserer Position heraus, Kumpel«, widersprach Frank. »Nicht, wenn wir bis zu den Knien im Wasser stehen. Verhalten wir uns besser ruhig und bleiben bei Plan A.«
Die Tür ging auf und der Schein von Nats Taschenlampe erhellte schlagartig das Verlies. Erst jetzt bemerkte Todd, dass am anderen Ende des Kerkers ein Ruderboot auf dem Wasser dümpelte.
»Na, genießt ihr euer Planschbecken?«, erkundigte sich Nat feixend.
Er richtete eine Fernbedienung auf das Boot und drückte einen Knopf auf der Tastatur.
»Bis später, Leute«, rief er noch von der obersten Stufe. »Vielleicht.«
Dann krachte die Tür hinter ihm ins Schloss und er sperrte wieder ab. Todd und Frank waren erneut von Finsternis umgeben.
»Was ist das für ein Geräusch?«, fragte Todd.
Beide konnten irgendwo in der Nähe ein leises, gleichmäßiges Piepen hören.
»Keine Ahnung, Kumpel …«, sagte Frank. »Das hab ich noch nie gehört.«
Todd kramte in seiner Tasche und zog seinen Schlüsselring von der Eppingham-Farm hervor. Daran hing zwar kein Schlüssel, aber eine winzige Lampe, die nicht einmal eine Ameise geblendet hätte. Trotzdem schaltete er sie an und stapfte platschend auf das Geräusch zu.
»Es kommt von dem Boot«, stellte er fest. »Hast du eigentlich gewusst, dass es da ist?«
»Hier unten liegt schon immer ein Ruderboot«, erwiderte Frank, leicht gereizt. »Aber das bringt uns auch nichts, wenn wir das Fallgitter nicht hochbekommen.«
Todd stand jetzt neben dem Boot. »Da liegt was drinnen.«
Das war Frank neu. »Was?«
»Und das Piepen kommt daher.«
»Zeig mal.«
Todd hörte, wie Frank durch das Wasser herüberwatete. Er hielt seine Lampe hoch und richtete den mickrigen Lichtstrahl in das Ruderboot. Darin lagen jede Menge säuberlich gebündelter Plastikbeutel, die mit Drähten verbunden waren. Das Piepen schien lauter zu werden, als Todd und Frank sich vorbeugten, um den Aufdruck auf den Beuteln zu lesen:
HOCHEXPLOSIV
WARNUNG!!!
DETONIERT BEI KONTAKT MIT WASSER
»Da watscht mich doch ein Wallaby …«, murmelte Frank.
Todd schluckte schwer. Die Batterie seiner Minilampe gab den Geist auf und das Licht erlosch.
Oben im Büro amüsierte sich Avaricia prächtig.
»Sie haben vollkommen recht, Mr Grusich«, trällerte sie, »Barton’s Billabong ist eine erbärmliche kleine Tierschutzstation am Ende der Welt. Allerdings liegt darunter zufälligerweise das.« Sie zog eine Plastikhülle aus ihrer nassen Tasche. Darin befand sich eine Karte, die sie auf dem Schreibtisch ausbreitete.
»Kohlenstoff. Kristallisierter Kohlenstoff. Wissen Sie, was das ist?«
»Diamanten«, sagte eine Stimme, die von der Tür kam.
Nat stand im Türrahmen und grinste. Bei seinem Anblick entfuhr Guinevere auf dem
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