Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
die Sie als Erbin ausweisen, sind einwandfrei.«
»Oh nein! Sind sie nicht!«
Alle fuhren herum und starrten Ida an, die durch die Tür marschiert kam. »Und ich bin hier, um sie zu zerpflücken! Das ist nicht Miss Alice Barton. Die echte Alice Barton ist seit Wochen in der obersten Turmkammer eingesperrt.«
Mr Grusichs Lächeln fiel schlagartig in sich zusammen, als eine junge Frau mit einem Lamm auf dem Arm hinter Ida auftauchte.
»Das stimmt«, bestätigte sie. »Ich bin Alice Barton.«
»Heiliger Strohsack …«, murmelte Shelly.
Ansonsten herrschte einen Augenblick lang völlige Stille. Dann erzitterte der pflaumenfarbene Pony leicht und seine Besitzerin ließ ein klirrendes Lachen hören.
»Sei nicht albern, Schätzchen. Ich bin Alice Barton.«
Die blonde junge Frau schüttelte den Kopf. »Nein, das bin ich .« Sie wirkte mit einem Mal sehr entschlossen und blickte Mr Grusich fest in die Augen. Dann sprudelte es nur so aus ihr heraus: »Ich lebe als Schafzüchterin unten im Süden von Australien, und als ich in der Zeitung gelesen habe, dass Motte und Bailey gestorben sind und alles mir hinterlassen haben, bin ich hergekommen, um mir die alte Schutzstation noch mal anzusehen. Meine Eltern hatten mich als kleines Mädchen einmal hierher mitgenommen. Es ist wirklich sehr schade, dass wir den Kontakt verloren haben, aber …«, sie zuckte mit den Schultern, »so ist es nun mal. Wie dem auch sei. Ich wollte Billabong nicht haben. Nicht für mich jedenfalls. Es ist ein herrlicher Ort und die Schutzstation ist eine großartige Sache. Ich wollte, dass alles so bleibt, wie es ist. Und ich wusste, dass das Anwesen an Frank gehen würde, wenn ich meinen Anspruch auf die Erbschaft nicht geltend mache.« Sie zuckte abermals mit den Schultern. »Also bin ich hergekommen, um Frank zu treffen. Ich habe vorher angerufen, um Bescheid zu geben, wann ich eintreffen würde. Ein Mann namens Nat Golding war am Telefon und er hat mich auch am Flugzeug abgeholt. Er sagte, er sei der neue Hilfsarbeiter.« Sie wandte sich an die Frau mit dem pflaumenfarbenen Pony. »Aber er hat mich nicht zu Frank gebracht, sondern direkt hierher und dann hat er mich oben in die Turmkammer gesperrt.«
Mr Grusich ließ sich erschöpft auf dem Stuhl nach hinten sinken. Aus seinem Gesicht war selbst sein natürlicher gräulicher Farbton gewichen und seine Hände zitterten.
»Das ist nicht möglich«, krächzte er. »Hier ist die Geburtsurkunde, die mir Miss Barton geschickt hat.« Er zog eine Mappe aus der Schreibtischschublade. »Und die Briefe, die sie im Laufe der Jahre von den Herren Barton erhalten hat …«
»Fälschungen«, sagte Ida. Sie wurde unruhig. Das alles war natürlich wichtig, aber sie wusste noch immer nichts über den Verbleib von Todd und Frank. »Sie muss die ganzen Dokumente gefälscht haben.«
Mr Grusich hob den Blick und fragte mit schwacher Stimme: »Und wer ist sie dann?« Er starrte die Frau mit dem pflaumenblauen Haar an.
»Ihr Name ist Avaricia Golding«, sagte Dalia ruhig und trat vor. »Aber machen Sie sich keine zu großen Vorwürfe, Mr Grusich. Sie sind nicht der erste Anwalt, den die Frau getäuscht hat.«
»So, so«, sagte Avaricia. »Die kleine Dalia Dummbeutel ist doch nicht so doof?«
Dalia achtete gar nicht auf sie und sprach weiter mit Mr Grusich. »Ich bin Dalia Chance vom Internationalen Betrugsdezernat. Ich bin seit Monaten an dem Fall dran. Diese Frau und ihr Bruder bringen Menschen überall auf der Welt mit Betrügereien um ihre Erbschaft.«
Avaricia lächelte selbstgefällig. »Nun ja, wir sind ein hervorragendes Team. Nat kennt sich sehr gut mit Schlüsseln, Schlössern und solchen Dingen aus und ich hatte bei den Abschlussprüfungen an der Schule im Fach Fälschungen eine Eins. Ich kann Ihnen das Zeugnis als Beweis vorlegen.«
Mr Grusich schwirrte der Kopf. »Aber warum sollten Sie all diese grässlichen Aufgaben auf sich nehmen, nur um ein Reservat mit einer Tierschutzstation in die Finger zu bekommen?«
Avaricias Lächeln wurde breit. »Wenn Sie mir diese Eigentumsurkunden nicht aushändigen, werden Sie das schneller erfahren, als Ihnen lieb ist, Mr Grusich.«
Nat, der vor der Tür lauschte, nahm das als Stichwort. Es war Zeit, zu handeln. Starr vor Schreck hatte er Ida durch die Eingangstür des Turms stürmen sehen. Es war ihm ein Rätsel, wie sie aus der verschlossenen Kammer entkommen konnte. Und ebenso schockiert hatte er zugesehen, wie die echte Alice mit ihrem Lamm die
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