Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)
und alles. Und ich könnte mir heute noch meinen … na, Sie wissen schon, dafür abhacken. Also, das … Dass ich mit der Anja … Also, wenn ich es irgendwie könnte, dann würde ich machen, dass das alles nie passiert ist.«
Er sah mich hilfesuchend an.
»Was kann ich denn tun? Können Sie mir helfen? Bitte …«
Herr Scholz erzählte, dass er Frau Scholzens Schwester Anja eigentlich nie leiden konnte. Aber als seine Frau nicht mehr mit ihm schlafen wollte und er sich »nicht mehr so als Mann gefühlt« hatte, sei Anja da gewesen. Sie habe ihm Komplimente gemacht. Ihn bewundert. Ihm immer wieder gesagt, wie sexy sie ihn finde. »Die hat echt krasse Sachen gesagt. Und mir dann nachts SMS geschrieben. Dass sie nackt im Bett liegt und an mich denkt und dass sie … na, also, dass sie Lust hätte, mit mir zu schlafen, und lauter solche Sachen. Das war wie im Film. Sie hat mir Fotos von sich geschickt. Und als wir meinen Geburtstag gefeiert haben, hatte sie so ein Kleid an. Das war … Das war gar kein Kleid. Eher Unterwäsche. Oder was weiß ich. Dann hat sie gesagt, dass sie keine Unterwäsche anhat. Dass sie nur noch an mich denken kann. Und dann hatte ich schon was getrunken. Und meine Frau hat nur an mir rumgenörgelt und … Na ja, dann isses passiert. Das war der größte Fehler meines Lebens!«
Herr Scholz hatte sich am nächsten Tag bei der Schwester seiner Frau entschuldigt und erklärt, dass sie bitte nichts sagen solle. Er wolle die Beziehung zu seiner Frau nicht gefährden.
»Und dann ging der Riesenpsychoterror los. Die hat mich erpresst. Immer wieder. Erst nur, dass ich mit ihr essen gehe und meiner Frau nichts erzähle. Dann wurde es immer heftiger. Sie hatte Fotos und auch ein paar SMS von mir, von früher … Die, also, die waren sicher nicht okay …«
Herr Scholz wusste sich nicht zu helfen und war auf alles eingegangen, was die Schwester seiner Frau gefordert hatte. Sogar als sie von ihm verlangt hatte, er solle zu Hause ausziehen.
»Und dann hat sie doch dafür gesorgt, dass meine Frau alles erfuhr. Ich bin so ein Depp! Und dann war Funkstille.«
Als seine Frau dann auch noch einen neuen Freund hatte, von dem er über gemeinsame Bekannte erfahren hatte, dass er gewalttätig war, wollte er seine Kinder schützen.
»Eine Freundin hat mir den Rat gegeben, da gleich große Geschütze aufzufahren. Also, gleich anzeigen und sagen, dass die Kinder in Gefahr sind, weil sonst nix passiert. Ich dachte, dass sie sich dann vielleicht von dem Typen wieder trennt oder so. Ich hab doch nicht gedacht, dass die Kinder dann gleich in eine Pflegefamilie kommen. Ich hab … Ich weiß gar nicht mehr, was ich gedacht hab. Ich hab einfach alles kaputt gemacht. Alles. Und ich verstehe ja, dass es keine Möglichkeit mehr gibt, mich mit meiner Frau zu versöhnen. Ich hab einfach zu viel Mist gebaut. Aber ich will weiterhin für meine Kinder da sein. Irgendwie. Ich mache auch alles, was meine Frau verlangt. Ich will die nur bitte wiedersehen.«
Hier war einiges zu klären. Aber zumindest konnte man einen Teil des Knotens dieser Familie entwirren.
Ich erkundigte mich bei Frau Scholz, ob es für sie in Ordnung wäre, ein gemeinsames Gespräch mit dem Jugendamt, einer möglichen zukünftigen Familienhelferin, mir und auch dem Vater zu führen.
Frau Scholz war zunächst wenig angetan von diesem Vorschlag, stimmte aber schließlich unter der Bedingung zu, dass man sie nur nicht mit dem Vater alleine lassen werde. Dann könne sie nämlich für nichts garantieren.
Frau Scholz hatte sich noch am Tag des ersten Gespräches mit mir von Herrn Ziegler getrennt. Sie erzählte, dass er an jenem Tag sehr betrunken nach Hause gekommen sei und vorher offenbar eine heftige Schlägerei gehabt habe. Er schlug auch sie. »Viel heftiger als sonst so. Und mehr, und … Also, irgendwie hat es da bei mir ›klick‹ gemacht. Und dann war es gar nicht mehr so schwer. Ich hab ihn rausgeworfen. Der war so verdattert, dass er erst mal vor der Tür stand. Und da hab ich sie zugehauen, abgeschlossen und den Schlüssel stecken lassen, damit er nicht mehr reinkann.«
Herr Ziegler hämmerte an die Tür und brüllte, dass sie eine Hure und eine schlechte Mutter sei. Da er das lange und laut tat, riefen schließlich Nachbarn die Polizei.
»Danach war Ruhe.« Frau Scholz schaute mich erleichtert an. »Immerhin. Eins meiner Probleme hab ich gelöst. Es ist mir so peinlich, dass ich mich überhaupt auf diesen Typen eingelassen
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