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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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hatte. Selbstmord« - er schüttelte den Kopf - »war damals eine Schande. William hat es der Familie wegen vertuscht. Ich hatte die Gerüchte damals gehört, darum schlug ich Joanna vor, sie sollte nach dem Brief suchen. War ziemlich klar, was drin stehen würde. Gerald war ein rührseliger Schwachkopf, er hätte sein uneheliches Kind bestimmt erwähnt. Er hätte gar nicht widerstehen können.«
    »Und vielleicht haben Sie auch gleich eine Abmachung mit Mrs. Lascelles getroffen. Sie würden vor Gericht bestätigen, wer ihr wirklicher Vater war, und sie würde dafür Ihren Lebensabend finanzieren. War es so?«
    Gillespie lachte trocken. »Sie war viel entgegenkommender als ihre Mutter.«
    »Warum haben Sie dann Ihre Verhandlungen mit Ihrer Frau überhaupt weitergeführt?«
    »Hab von Joannas Chancen nicht viel gehalten. Nicht gegen Mathilda.«
    Cooper nickte. »Und da haben Sie Ihre Frau getötet, um die Chancen zu verbessern?«
    Gillespie lachte wieder. »Das musste ja kommen. Nein, das brauchte ich gar nicht. Wenn sie sich nicht selbst das Leben genommen hat, wird's wohl meine Stieftochter mir abgenommen haben. Sie war bitterböse, als sie hörte, dass ihre Mutter es mit ihrem Großonkel getrieben hatte.« Abrupt, als habe er sich endlich entschlossen, sich eines drückenden Geheimnisses zu entledigen, holte er aus einer Ritze zwischen den Sofapolstern eine volle Flasche Whisky hervor, schraubte sie auf und setzte sie an die Lippen. »Möchten Sie auch was? « fragte er kurz und schwenkte die Flasche in Coopers Richtung, ehe er sie wieder ansetzte und mit Riesenschlucken fast bis zur Hälfte trank.
    Cooper, der mit Trinkern einige Erfahrung hatte, nachdem er sie jahrelang aus Rinnsteinen aufgelesen hatte, sah ihm verbl üfft zu. Gillespie schien Unmengen zu vertragen. Innerhalb von zwei Minuten hatte er eine Alkoholmenge konsumiert, die die meisten zu Boden gestreckt hätte; die einzige Wirkung bei ihm schien zu sein, dass das Zittern seiner Hände nachließ.
    »Es fällt uns nicht ganz leicht, ein Motiv für die Ermordung Ihrer Frau zu finden«, sagte Cooper langsam. »Aber Ihres scheint mir überzeugender zu sein als die meisten anderen.«
    »Quatsch!« platzte Gillespie heraus, seine Augen jetzt glänzend vom Alkohol. »Für mich war sie lebendig viel mehr wert. Ich hab Ihnen doch gesagt, wir waren am Tag vor ihrem Tod bei fünfzigtausend angelangt.«
    »Aber Sie haben sich nicht an Ihre Abmachung gehalten, Mr. Gillespie. Und das hieß, dass Ihre Frau nun jederzeit enthüllen konnte, warum Sie nach Hongkong verschwinden mussten.«
    »Schnee von gestern«, sagte er in monotonem Refrain. »Verdammter Schnee von gestern. Heute würde sich kein Mensch mehr für meine kleinen Eskapaden interessieren, aber es gibt eine ganze Menge Leute, die sich für ihre interessieren würden. Ihre Tochter zum Beispiel.« Er hob die Flasche wieder an den Mund und war weg.
    Cooper konnte sich nicht erinnern, wann ihn irgendjemand oder irgendetwas zuletzt so angewidert hatte. Er stand auf und kn öpfte seine Depression zusammen mit seinem Mantel zu. Am liebsten hätte er mit dieser entsetzlichen Familie nichts mehr zu tun gehabt, er konnte nicht einen versöhnlichen Zug an diesen Leuten finden. Ihre Verderbtheit stank so ekelhaft wie dieses Zimmer. Er bedauerte es von Herzen, an dem Tag, an dem Mathilda Gillespies Leiche gefunden worden war, Dienst gehabt zu haben. Wäre das nicht gewesen, so wäre er der geblieben, für den er sich immer gehalten hatte - ein wahrhaft toleranter Mensch.
    Ohne dass Gillespie es merkte, hob er mit den Fingerspitzen vorsichtig die leere Flasche vom Boden auf und nahm sie mit.
    Jack sah sich die Adresse an, die Sarah Ruth mit viel Geduld entlockt hatte. »Du sagst, das sei ein besetztes Haus, wie krieg ich ihn da allein raus?«
    Sie war damit besch äftigt, einige Tassen unter dem kalten Wasser abzuspülen. »Mir ist die ganze Sache nicht geheuer. Was ist, wenn du für die nächsten sechs Monate im Gipsbett landest?«
    »Das kann auch nicht schlimmer sein als das, was ich jetzt durchmache«, antwortete er, zog sich einen Stuhl heraus und setzte sich. »Das Bett im Gästezimmer ist die reinste Folterbank. Ich hab einen total steifen Nacken.
    Wann schmei ßt du Ruth endlich raus und lässt mich wieder an den Platz, der mir zusteht?«
    »Wenn du dich entschuldigt hast.«
    »Tja«, sagte er bedauernd, »dann bleibt's wohl beim steifen Nacken.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Es geht nur um eine

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