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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Entschuldigung, du Ekel. Das wird dich nicht gleich umbringen. Steifnackig, das passt wirklich zu dir.«
    Er l ächelte anzüglich. »Der Nacken ist nicht das einzige, was steif ist. Du hast keine Ahnung, was du verpasst, mein Engel.«
    Sie warf ihm einen zornigen Blick zu. »Da lässt sich leicht Abhilfe schaffen«, sagte sie und kippte ihm eine Tasse eiskaltes Wasser in den Schoß. »Schade, dass Sally Bennedict nicht das gleiche getan hat.«
    Er sprang so heftig auf, dass der Stuhl umfiel. »Mensch, Weib«, brüllte er, »willst du mich unbedingt zum Eunuchen machen?« Er packte sie um die Taille und schwang sie in die Luft. »Du kannst von Glück reden, dass Ruth im Haus ist«, knurrte er, während er sie auf die Seite drehte und ihren Kopf unter das fließende Wasser hielt, »sonst würde ich dir zeigen, wie wirkungslos kaltes Wasser bei einer ausgehungerten Libido ist.«
    »Du ersäufst mich«, röchelte sie.
    »Geschieht dir ganz recht.« Er stellte sie wieder auf die Füße und drehte den Wasserhahn zu.
    »Du wolltest doch immer Leidenschaft«, sagte sie mit triefendem Gesicht. »Gefällt sie dir jetzt etwa nicht?«
    Er warf ihr ein Handtuch zu. »Und wie!« erwiderte er lachend. »Das letzte, was ich mir wünsche, ist eine verständnisvolle Frau. Ich hasse Gönnerhaftigkeit.«
    Sie sch üttelte zornig den Kopf, dass die Wassertropfen flogen. »Wenn mich noch einmal jemand gönnerhaft nennt«, erklärte sie, »werd ich handgreiflich. Ich bemühe mich lediglich um eine gewisse Toleranz den stursten Egoisten gegenüber, die mir je in die Quere gekommen sind. Und das kostet eine Menge Kraft.« Sie rubbelte sich das Haar mit dem Handtuch. »Wenn es auf der ganzen Welt nur Menschen wie mich gäbe, Jack, lebten wir im Paradies.«
    »Na, du weißt doch, was man vom Paradies sagt, altes Mädchen. Alles ist himmlisch, bis die gehörnte Viper ihren Kopf unter dem Feigenblatt rausstreckt und die feuchte warme Höhle im Gebüsch entdeckt. Dann bricht die Hölle los.«
    Er schl üpfte in seine alte Jacke und nahm eine Taschenlampe aus der Tischschublade.
    »Was hast du eigentlich vor?« fragte sie.
    »Lass das mal meine Sorge sein. Was du nicht weißt, macht dich nicht hei ß.«
    »Soll ich mitkommen?«
    Er lachte. »Wozu? Damit du ihn wieder zusammenflicken kannst, wenn ich mit ihm fertig bin? Du wärst mir nur ein Klotz am Bein, Weib. Sie würden dich aus der Ärztekammer schmeißen, wenn wir erwischt werden würden, und außerdem muss jemand bei Ruth bleiben.«
    »Aber bitte sei vorsichtig«, sagte sie besorgt. »Ich hab dich nämlich trotz allem sehr gern.«
    Er ber ührte mit einem Finger ihre Lippen. »Ich werde vorsichtig sein«, versprach er.
    Er zuckelte langsam die Palace Road hinauf. Als er Nummer dreiundzwanzig gefunden hatte und den wei ßen Ford Transit sah, der vor dem Haus parkte, fuhr er einmal um den Block und hielt dann an einer Stelle, von der er das Haus gut sehen konnte, ohne selbst Aufmerksamkeit zu erregen. Gelbe Laternen erhellten in regelmäßigen Abständen die Straße und ließen die Schatten zwischen ihnen umso dunkler erscheinen. Es war acht Uhr, ein kalter Abend Ende November, die Straße menschenleer. Nur ein- oder zweimal schreckte er beim unerwarteten Erscheinen einer dunkelgekleideten Gestalt auf dem Bürgersteig voll gespannter Aufmerksamkeit in die Höhe. Etwa eine Stunde war verstrichen, als zehn Meter von seinem Auto entfernt ein Hund im Lichtschein sichtbar wurde und in den Abfällen neben einer Mülltonne herumzuschnüffeln begann. Erst nachdem Jack ihn mehrere Minuten beobachtet hatte, erkannte er, dass es gar kein Hund war, sondern ein Stadtfuchs auf Nahrungssuche. So sehr war er auf eine lange Wartezeit vorbereitet und so vertieft in seine Beobachtung des Fuchses, dass er gar nicht bemerkte, wie die Tür von Haus Nummer dreiundzwanzig geöffnet wurde. Erst Stimmengewirr und Gelächter machten ihn aufmerksam. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er, wie eine Gruppe junger Männer sich hinten in den Lieferwagen drängte, sah, wie die Türen geschlossen wurden und eine Gestalt nach vorn ging.
    Unm öglich zu sagen, ob es Hughes war. Ruth hatte ihn als groß, dunkel und gut aussehend beschrieben, aber so wie in der Nacht alle Katzen grau sind, sehen an einem dunklen Winterabend aus einer Entfernung von dreißig Metern alle jungen Männer gleich aus. Jack verließ sich auf Ruths Behauptung, dass der Lieferwagen Hughes gehöre und er ihn immer selbst fahre, und hängte sich an

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