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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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so ganz unter den Scheffel stellen muss. Der Drang, alles aufzudecken, um auf die eigene Leistung aufmerksam zu machen, ist außerordentlich stark ... Aber ich werde natürlich nichts dergleichen tun.
    Gerald war Wachs in meinen H änden, als ich ihm befahl, das Kodizil aufzusetzen, weil ich ihm gesagt hatte, er würde wegen Vergewaltigung seiner Nichte ins Zuchthaus wandern, wenn er es nicht täte. »Herr des Himmels, was für Toren diese Sterblichen sind!« Der einzige Zweck des Kodizills war es, diesen idiotischen Anwalt davon zu überzeugen, dass Gerald Selbstmord verübt hatte, als er entdeckte, wessen Kind Joanna wirklich ist. Als er das geschluckt hatte, hatte er nichts Eiligeres zu tun, als Vater mitzuteilen, dass ein schriftliches Zeugnis über Geralds Inzest existiert, und sie funktionierten beide wie am Schnürchen. Sie machten einen solchen Wirbel darum, sämtliche Hebel in Bewegung zu setzen, um jeden Verdacht zu unterdrücken, Gerald könnte selbst Hand an sich gelegt haben, dass keiner, auch nicht der Coroner, im geringsten zweifelte, dass er genau das getan hatte. Wirklich, sehr amüsant das Ganze. Ich bedaure nur, dass ich Jane da hineinziehen musste, übermäßige Sorgen bereitet es mir allerdings nicht. Selbst wenn sie einen Verdacht hat, wird sie ihn nicht äußern. Sie kann es sich nicht leisten, aber es hat sowieso niemand danach gefragt, woher Gerald die Barbiturate hatte; und wenn doch, so wird Vater vermutlich behauptet haben, es seien seine gewesen. Er ist die meiste Zeit so betrunken, dass er das wahr scheinlich wirklich glaubt.
    Vaters Erleichterung war von kurzer Dauer. Ich sagte ihm, dass ich eine unterzeichnete Kopie des Kodizils besäße, und er bekam fast einen Schlaganfall. Er nennt es Erpressung. Ich nenne es Lebensversicherung ...

16
    Zwei Faxe lagen auf Coopers Schreibtisch, als er sp äter an diesem Morgen auf die Dienststelle kam. Das erste war kurz und sachlich:
    Fingerabdr ücke auf Yaleschlüssel, Kennz.: TC/H/MG/320 als die Sarah Penelope Blakeneys identifiziert. Übereinstimmung in zweiundzwanzig Punkten. Keine weiteren Fingerabdrücke. Fingerabdrücke auf Flasche, Kennz.: TC/H/MG/321, Übereinstimmung in zehn, bzw. sechzehn und zwölf Punkten mit Abdrücken, die im Cedar House auf Schreibtisch (Raum 1) und Karaffe (Raum 1) sichergestellt wurden. Umfassender Bericht folgt.
    Das zweite Fax war l änger und um einiges interessanter. Nachdem er es gelesen hatte, machte sich Cooper auf die Suche nach Constable Jenkins. Der nämlich hatte, wie er sich erinnerte, in den Tagen nach Mrs. Gillespies Tod den größten Teil der ermüdenden Hausbefragungen erledigt.
    »Ich höre, Sie hatten eine Menge um die Ohren«, sagte Charlie Jones und tunkte einen Ingwerkeks in seinen hellen Milchkaffee.
    Cooper lie ß sich in den Sessel fallen. »Hughes meinen Sie.«
    »Ich fahr in einer halben Stunde runter, um ihn mir noch mal vorzuknöpfen. Wollen Sie mitkommen?«
    »Nein danke. Ich hab mehr als genug von Dave Hughes und seinen Freunden, diesem Pack. Warten Sie, bis Sie sie sehen, Charlie. Kinder! Fünfzehnjährige, die aussehen wie fünfundzwanzig und die geistige Reife von Achtjährigen. Mir macht das richtig Angst. Wenn die Gesellschaft nicht etwas für ihre Bildung tut und dafür sorgt, dass die Hirne den Körpern entsprechend wachsen, haben wir keine Chance zu überleben. Und das Schlimmste daran ist, dass es nicht nur bei uns so ist. Ich hab neulich einen Zehnjährigen in der Glotze gesehen, der zu irgendeinem Rebellenheer in Somalia gehörte und mit einer Maschinenpistole rumrannte. Ich habe Kinder in Irland gesehen, die auf jeden, der nicht auf ihrer Seite steht, mit Steinen schmeißen, weil sie von ihren intoleranten Eltern dazu aufgehetzt worden sind, halbwüchsige Palästinenser in Gesichtsmasken, die von Waffen nur so strotzen, junge Schwarze in Südafrika, die sich gegenseitig umbringen, weil die weiße Polizei das für einen großartigen Weg hält, sie loszuwerden, und serbische Jungen, die angestachelt werden, Moslemmädchen zu vergewaltigen, wie ihre Väter das tun. Es ist der totale Wahnsinn. Wir verderben unsere Kinder auf eigene Verantwortung, und wir machen es bei Gott ganz hervorragend.«
    Charlie betrachtete ihn teilnahmsvoll. »Die vergangene Nacht scheint Sie ja richtig mitgenommen zu haben. «
    »Von wegen in vino veritas«, sagte Cooper bitter. »Für mich heißt es in insomnia veritas. Ich wache manchmal in den frühen Morgenstunden auf und sehe die Welt, wie sie

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