Die Schandmaske
wirklich ist. Ein einziges Tollhaus, in dem auf der einen Seite religiöse Fanatiker die Seele vergiften, auf der anderen machtgierige Politiker den Geist vergiften, während in der Mitte die Ungewissen, intoleranten Massen nach Blut brüllen, weil sie zu ungebildet sind, um etwas anderes zu tun.«
»Haltet die Welt an, ich möchte aussteigen, wie?«
»So ungefähr, ja.«
»Gibt es denn gar nichts Positives, Tommy?«
Cooper lachte. »Doch, doch, solang mich niemand an Hughes erinnert.« Er schob das erste Fax über den Schreibtisch. »Gillespie hat das Wohnzimmer offensichtlich nicht verlassen, und der Schlüssel ist eine Sackgasse.«
Jones war entt äuscht. »Wir brauchen was Konkretes, und zwar schnell. Ich werde bereits gedrängt, diese Sache fallenzulassen und mich auf etwas zu konzentrieren, wobei Ergebnisse zu erwarten sind. Die übereinstimmende Meinung ist, dass wir, selbst wenn wir nachweisen können, dass es Mord war, große Schwierigkeiten haben werden, eine Strafverfolgung in Gang zu bringen.«
»Irgendwie kommt mir das bekannt vor«, sagte Cooper sauer. »Wenn das so weitergeht, können wir ja gleich einpacken und die Anarchisten ranlassen.«
»Was ist mit den Tagebüchern? Gibt's da was Neues?«
»Im Grunde nicht. Die Durchsuchung hat nichts gebracht, aber das wusste ich schon vorher. Ich hab bei der ersten Durchsuchung im Cedar House jedes Buch in der Bibliothek umgedreht.« Er runzelte die Stirn. »Ich hab gestern Nacht noch mit Jack und Ruth gesprochen, aber sie behaupten ebenfalls, nichts zu wissen. Jack erinnert sich allerdings, dass Mrs. Gillespie einmal ziemlich verärgert war, weil, wie sie sagte, sich jemand an ihren Büchern zu schaffen gemacht habe.« Er legte einen Finger auf seinen Mund. »Ich weiß, es ist rein hypothetisch, aber wenn wir annehmen, dass die Tagebücher tatsächlich existieren und jemand nach ihnen suchte, dann wäre damit wenigstens geklärt, wieso sich jemand an den Büchern zu schaffen gemacht hatte.«
Charlie prustete ver ächtlich. »Das ist wirklich verdammt hypothetisch«, stimmte er zu, »und überhaupt nicht zu beweisen.«
»Ja, aber wenn die Person, die die Tagebücher suchte, sie gefunden hat, dann wäre damit erklärt, warum sie verschwunden sind.« Als er Charlie Jones' verwirrte Miene sah, erläuterte er geduldig: »Weil sie uns sagen könnten, wer Mathilda Gillespie ermordet hat und warum.“
Charlie Jones sch üttelte den Kopf. »Sie greifen nach Strohhalmen. Erst müssen Sie mich überzeugen, dass die Bücher existierten.«
»Weshalb sollte James Gillespie lügen?«
»Weil er ein Säufer ist«, sagte Charlie Jones. »Ein besserer Grund ist gar nicht nötig.«
»Warum war Mathilda Gillespie dann verärgert darüber, dass sich jemand an ihren Büchern zu schaffen gemacht hat? Erklären Sie mir das, oder wollen Sie unterstellen, dass auch Jack lügt?«
Mit einem geheimen Seufzer registrierte Jones, dass er nun schon zum zweiten Mal von Jack sprach. Wann würde der alberne Kerl begreifen, dass nur seine Unfähigkeit, Distanz zu halten, ihm seine Aufstiegschancen verdarb? Unprofessionell. Kann nicht objektiv bleiben, hatte Jones' Vorgänger in Coopers letzte Beurteilung geschrieben. »Aber sie muss doch geahnt haben, wer es war«, sagte er. »Der Kreis ist begrenzt. Warum hat sie sich den Betreffenden nicht vorgeknöpft?«
»Vielleicht hat sie es getan. Vielleicht ist sie deshalb getötet worden.« Cooper tippte mit dem Zeigefinger auf das Fax. »Der Schlüssel kompliziert die Sache allerdings. Wenn der Mörder von seinem Vorhandensein wusste, kann er ohne ihr Wissen das Haus betreten haben. Damit erweitert sich der Kreis beträchtlich.«
»Haben Sie daran gedacht, dass Gillespie unser Mann sein könnte und die Tagebücher vielleicht nur erwähnte, weil er glaubte, ihre Existenz sei sowieso bekannt?«
»Ja, das hab ich mir auch überlegt. Aber weshalb sollte er sie verschwinden lassen und so tun, als wüsste er nichts davon, wenn er davon überzeugt ist, sie würden den Schwindel mit den Uhren beweisen?«
»Doppelter Bluff. Er las sie, entdeckte, dass sie genau das Gegenteil beweisen, und vernichtete sie, um seinen Anspruch aufrechterhalten zu können. Dann hat er sie umgebracht, um sein Glück bei Mrs. Lascelles zu versuchen, die er für die Erbin hielt.«
Cooper sch üttelte den Kopf. »Das ist sicher eine Möglichkeit, aber ich halte nicht viel davon. Nehmen wir an, er hat die Tagebücher tatsächlich verschwinden lassen, weil er wusste,
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