Die Schandmaske
hoffen, dass die Polizei es als ein makabres Zeichen der Selbstbestrafung akzeptieren wird. Dann befördern Sie sie in die Badewanne, schneiden ihr, indem Sie Ihre Hände über die des Opfers legen, die Pulsadern auf, lassen das Messer fallen und überlassen sie ihrem Schicksal in der Gewissheit, dass die Schandmaske sie am Schreien hindern wird, sollte sie tatsächlich noch einmal zu Bewusstsein kommen.«
Jones nickte. »Klingt ganz plausibel, aber warum überhaupt das Theater mit der Badewanne und dem Stanley-Messer? Warum sie nicht einfach mit den Schlaftabletten vergiften?«
»Vermutlich, weil nicht genug Tabletten da waren. Aber selbst wenn, wäre es eine riskante Sache. Es hätte zum Beispiel sein können, dass Ruth am nächsten Morgen gekommen wäre und die alte Frau noch lebend vorgefunden hätte. Dann hätte man ihr vielleicht den Magen auspumpen und sie wiederbeleben können. Und wenn wirklich Ophelias Tod im Wasser das Vorbild zu der Inszenierung war, dann musste die Badewanne sein.« Er lächelte verlegen. »Ich hab das Stück inzwischen gelesen, weil ich sehen wollte, ob es da noch Hinweise gibt. Das ist vielleicht blutrünstig. Am Ende sind alle tot.«
»Und haben Sie Hinweise gefunden?«
»Nein.«
»Das wundert mich nicht. Es ist vor vierhundert Jahren geschrieben worden.« Jones klopfte sich mit seinem Bleistift gegen die Zähne. »Für mich ändert das an den Grundtatsachen sowieso nichts. Wir sprechen auch hier von einer Person, die Mathilda Gillespie sehr gut kannte, und das haben wir ja von Anfang an vermutet. An neuen Informationen haben wir lediglich die Entdeckung des Schl üssels und die verschwundenen Tagebücher. Ich gebe zu, der Schlüssel kann bedeuten, dass der Mörder ungebeten ins Haus kam, aber es muss dennoch jemand gewesen sein, der ihr sehr nahe stand, sonst hätte sie bestimmt geschrien. Außerdem gibt's da so viele Einzelheiten, die auf intime Bekanntschaft schließen lassen - das Stanley-Messer, die Schlaftabletten, ihre Leidenschaft für Shakespeare, die Schandmaske. Der Mörder wusste wahrscheinlich sogar, dass es in ihrem Garten Brennnesseln und Maßliebchen gab, und kannte sich so gut aus, dass er sie sogar im Dunkeln fand. Wenn es aber jemand war, der ihr derart nahe stand, dann kommen eigentlich nur die Blakeney, die beiden Lascelles oder Mr. und Mrs. Spede in Frage.«
Cooper nahm das zweite Fax aus seinem Heft und breitete es auf dem Schreibtisch aus. »Dank unserer Fingerabdruckaktion konnte das Labor die Abdrücke von vier Personen identifizieren, die wir im Cedar House gefunden haben - außer denen von Mrs. Gillespie selbst, Mrs. Spede, den Blakeneys, Mrs. und Miss Lascelles und James Gillespie. Ich hatte das Labor um schnelle Arbeit gebeten, deswegen müssen diese Resultate auf jeden Fall noch einmal überprüft werden, aber im Moment haben wir folgendes.« Er zog seinen Finger langsam das Blatt hinunter. »Pfarrer Matthews, Abdruck am Spiegel im Vestibül, Übereinstimmung in zehn Punkten; Mrs. Orloff, Abdruck auf der Arbeitsplatte in der Küche, Übereinstimmung in sechzehn Punkten, und an der Küchentür, Übereinstimmung in vierzehn Punkten; Mrs. Spencer, Abdruck an der Eingangstür, Übereinstimmung in zwölf Punkten; und schließlich Mrs. Jane Marriott, zwei Abdrücke am Schreibtisch in der Bibliothek und einer am Treppenpfosten im Flur, Übereinstimmung in achtzehn Punkten.« Er sah auf. »Mrs. Orloff ist die Nachbarin. Mrs. Spencer führt das Lebensmittelgeschäft, und Mrs. Marriott ist die Sprechstundenhilfe in der Arztpraxis in Fontwell. Das Interessante an der Sache ist, dass Pfarrer Matthews, Mrs. Orloff und Mrs. Spencer sofort zugegeben haben, dass sie in der Woche vor Mrs. Gillespies Tod im Haus waren. Aber Mrs. Marriott nicht. Jenkins, der mit ihr gesprochen hat, als er die einzelnen Häuser abklapperte, sagte, sie habe behauptet, seit Jahren nicht mehr im Cedar House gewesen zu sein.«
Jack wartete, bis Sarah zur Arbeit gefahren war, dann schwang er sich ohne R ücksicht auf die Auflagen, die ihm die Polizei von Bournemouth gemacht hatte, auf das alte Fahrrad, das Geoffrey Freelings Angehörige in der Garage stehen gelassen hatten, und machte sich auf die Fahrt nach Fontwell. Sein Wagen stand noch auf dem Abstellplatz in der Freemont Road, und es sah ganz danach aus, als würde er ihn frühestens wiederbekommen, wenn entschieden war, ob man ihm ein Strafverfahren anhängen würde oder nicht.
Sie behaupteten, der Wagen sei ein Beweisst ück, er
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