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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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die wir übersehen haben, verschwinden zu lassen.«
    Seufzend legte sie ihre Hand auf die seine. »Ich werde Ihnen jetzt etwas sagen, was ich Ihnen genau genommen nicht sagen dürfte, weil es Ruths Geheimnis ist und nicht meines, aber ich habe rückhaltloses Vertrauen zu Ihnen, Cooper.« Sie drückte seine Hand einmal kurz, ehe sie sie losließ und mit einem liebevollen Blick zu Jack dessen Hand ergriff. »Was glauben Sie denn, warum dieser verrückte Kerl gestern Abend da draußen rumgetobt hat wie der Elefant im Porzellanladen? Er behauptet, was er getan hat, sei völlig vernünftig und rational. Sie und ich wissen, dass das nicht zutrifft. Er hat plötzlich, wenn auch reichlich spät, entdeckt, dass er sehr starke väterliche Gefühle hat, die er, großmütig wie er nun mal ist, nicht allein auf seine eigenen Kinder beschränken möchte. Er versuchte bei Ruth Vaterstelle zu vertreten, weil er sie spüren lassen möchte, dass es in dieser üblen Welt einen Menschen gibt, der sie liebt.«
    Jack hob ihre Finger an seine Lippen. »Zwei Menschen«, korrigierte er sie.
    Sie erwiderte kurz seinen Blick. »Gut, zwei Menschen«, stimmte sie zu. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Cooper. »Ruth ist im Augenblick seelisch so angegriffen, dass ich nicht garantieren kann, dass sie sich nicht wie Joanna und wahrscheinlich auch Mathilda aus der Realität zurückziehen wird, wenn sie noch stärker belastet wird. Es ist beinahe so, als gäbe es in dieser Familie ein Selbstzerstörungsgen, das diesen Rückzug bewirkt.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber wie dem auch sei, Ruth wird diesen Weg nicht gehen, wenn Jack und ich es verhindern können. Sie ist schwanger, Cooper. Ich weiß, man sieht es ihr nicht an, aber sie steht kurz vor dem Zeitpunkt, zu dem noch ein legaler Schwangerschaftsabbruch möglich ist. Wenn sie sich also nicht sehr schnell entschließt, die Schwangerschaft abzubrechen, wird sie das Kind austragen müssen. Jack wollte ihr den Frieden und die Ruhe verschaffen, die sie braucht, um zu einer Entscheidung zu kommen, weil sie dazu bisher überhaupt keine Chance hatte.«
    Cooper nahm das alles mit ernstem Schweigen auf. »Und helfen Sie ihr bei dieser Entscheidung?« fragte er schließlich.
    »Ich habe sie über alle Möglichkeiten aufgeklärt, aber ich möchte ihr nicht zu diesem oder jenem raten. Das wäre die Aufgäbe ihrer Mutter, aber Joanna weiß nicht einmal von der Vergewaltigung, geschweige denn von der Schwangerschaft.«
    »Hmm«, machte Cooper und schob in tiefer Nachdenklichkeit die Unterlippe vor. »Nun, ich möchte dem armen Kind gewiss nicht zusätzliche Schwierigkeiten machen«, erklärte er dann. »Ihre Großmutter würde gewiss nicht Gerechtigkeit in eigener Sache über das Wohl ihrer Enkelin stellen wollen. Sonst hätte sie zu ihren Lebzeiten Ruth ja wegen der Diebstähle angezeigt.« Er stand auf und machte sich zum Gehen bereit. »Aber - verzeihen Sie meine Offenheit, Dr. Blakeney - ich finde, Sie müssen Ihre Pflichten als Ersatzmutter weit ernster nehmen. Es reicht nicht, ihr einen Haufen Informationen zu geben und die Entscheidung dann ihr allein zu überlassen. Sie sollten ihr ganz klarmachen, dass Ihrer Meinung nach ein Schwangerschaftsabbruch für sie das Beste ist. Sie wird vielleicht schimpfen und toben und Ihnen vorwerfen, dass Sie sie nicht lieben und sich einen Dreck um ihre Gefühle scheren, aber elterliche Fürsorge hat nichts damit zu tun, dass man sich selbstgefällig auf die Schulter klopft, weil man so verständnisvoll und liberal ist. Elterliche Fürsorge bedeutet Führung und Erziehung, um dem Kind, das man liebt, zu helfen ein Mensch zu werden, den man respektieren kann.« Mit einem freundlichen Nicken zum Abschied ging er zur Tür und blieb abrupt stehen, als er draußen im Flur Ruth erblickte.
    »Ich hab gelauscht«, sagte sie, das blasse Gesicht tränenfeucht. »Es tut mir leid. Ich wollte es nicht.“
    »Ist ja gut, ist ja schon gut«, sagte Cooper, ein wenig barsch in seiner Verlegenheit, und zog ein großes weißes Taschentuch heraus, das er ihr gab. »Ich bin derjenige, der sich entschuldigen müsste. Ich hatte kein Recht, mich einzumischen.«
    Sie begann von neuem zu weinen. »Ich nehme Ihnen nicht übel, was Sie gesagt haben. Ich hab gedacht - wenn nur -, Sie haben doch einmal gesagt, Sie wünschten, Ihre Kinder hätten meine Chancen gehabt - erinnern Sie sich?«
    Er nickte. Das habe ich wirklich gesagt, dachte er bek ümmert.
    »Also, ich hab eben gedacht

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