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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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nicht sagen, weil er uns auf keinen Fall darauf aufmerksam machen wollte, wie viel man durch die W ände hören konnte. Aber Violet lieferte ihm die perfekte Gelegenheit, Ruth zu belasten, als sie einen Streit zwischen Joanna und Ruth drüben im Vestibül hörte. Sie fragte Duncan, ob man das nicht melden sollte. Er verbot ihr zwar, persönlich zu uns zu kommen, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, wie er es formulierte, aber gegen einen anonymen Brief hatte er nichts einzuwenden. Er schrieb ihn gleich selbst und zog Handschuhe dazu an, um zu verhindern, dass wir ihn mittels der Fingerabdrücke aufspüren würden. Violet fand das sehr aufregend«, schloss er ironisch.
    »Merkwürdig, dass Mathilda nie etwas davon gesagt hat, dass sie sie nebenan gehört hat«, warf Jack ein. »So was hätte sie verrückt gemacht.«
    »Mrs. Orloff hat uns erzählt, dass sie immer sehr klar und artikuliert sprach. Vielleicht war sie ein wenig schwerhörig, und wenn sie selbst nie etwas von nebenan gehört hat, ist sie natürlich nicht auf den Gedanken gekommen, dass die Orloffs sie hören konnten. Im Übrigen vermute ich, dass die Orloffs sich bemühten, leise zu sein, sobald sie merkten, wie hellhörig das Haus war. Es ist interessant, sie zu beobachten. Er flüstert beinahe, wenn er spricht, und wenn sie laut wird, sieht er sie nur mit einem Stirnrunzeln an, und sie senkt sofort die Stimme.«
    »Wahrscheinlich hat er auf diese Weise auch von dem Schlüssel erfahren«, sagte Sarah langsam. »Als Mathilda mir damals sagte, wo er liegt, muss er das gehört haben.«
    Cooper nickte.
    »Aber woher wusste er von den Tagebüchern?«
    »Wie Violet uns erzählte, hat Mathilda häufig Selbstgespräche gehalten, wenn kein Mensch im Haus war. Ich vermute, sie hat laut aus den Tagebüchern gelesen. Sonst wird er vielleicht durch Zufall auf sie gestoßen sein, als er irgendetwas anderes suchte.« Er runzelte die Stirn. »Er wird es uns nicht sagen, das steht fest. Im Augenblick sitzt er da, leugnet alles und sagt, wir sollten ihm nur einen guten Grund nennen, weshalb er plötzlich eine Frau töten sollte, die er seit fünfzig Jahren kannte und mit der er in all dieser Zeit kaum ein böses Wort gewechselt hat. Und Violet unterstützt ihn dabei. Sie behauptet, ihr Mann sei viel zu träge, um sich ärgern zu lassen oder andere zu ärgern, Mathilda habe daher ihre Versuche, ihn zu provozieren, sehr schnell aufgegeben.«
    »Er hat Sie ganz schön in der Klemme«, bemerkte Jack mit widerwilliger Bewunderung. » Versuchte Verzögerung der Nachlassregelung , wird wohl als Mordmotiv kaum jemanden überzeugen. Selbst wenn die Staatsanwaltschaft mitmachen sollte, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Geschworenen das akzeptieren.
    Haben Sie denn wirklich keine Ahnung, warum er ihren Tod wollte? Violet muss doch etwas wissen.«
    »Sie ist im Augenblick völlig verstört. Der Chief Inspector hofft, ein wenig freundliche Fürsorge von einer teilnahmsvollen Polizeibeamtin wird ihrem Gedächtnis ein bisschen nachhelfen, aber wenn Sie meine Meinung hören wollen - ich glaube, dass sie wirklich ehrlich ist, wenn sie sagt, dass sie nichts weiß. Sie ist schon eine merkwürdige Frau. Die meiste Zeit scheint sie in ihrer eigenen kleinen Welt zu leben, redet wie ein Wasserfall, aber hört niemals zu. Ich nehme an, das meiste, was drüben im Cedar House vorging, war für sie nichts weiter als Geräuschkulisse.« Er blickte von einem zum anderen. »Genau wegen dieser Schwierigkeiten bin ich hergekommen. Ich muss mit Ruth sprechen. Sie erwähnte, dass ihre Großmutter ihr kurz vor ihrem Tod geschrieben hat, und ich dachte mir, dass der Brief vielleicht etwas enthält, was uns weiterhelfen kann.«
    »Wenn es sich um denselben Brief handelt, von dem sie mir erzählt hat, dann hat sie ihn zerrissen«, bemerkte Sarah.
    »Aber sie wird sich trotzdem daran erinnern, was darin stand. Ich muss wirklich mit ihr sprechen.«
    Sarah sch üttelte entschieden den Kopf. »Jetzt nicht, Cooper. Nach allem, was gestern Nacht passiert ist, und dann auch noch Jacks Festnahme heute Mittag, hat sie nur noch Angst vor der Polizei. Okay, ich weiß, dass Sie nichts dafür können, aber Sie müssen ihr einfach ein bisschen Verständnis entgegenbringen.«
    »Es geht nicht anders«, entgegnete er. »Ich habe wirklich keine Wahl. Wir können Duncan Orloff ohne konkrete Beweise nicht unbegrenzt festhalten, und wenn er erst wieder auf freiem Fuß ist, kann ihn nichts daran hindern, mögliche Indizien,

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