Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
vermute, irgendein Mann hat sie hergefahren und durfte sich dann im Pub amüsieren. Sex ist für Joanna nichts andres als ein Zahlungsmittel für geleistete Dienste. O Mathilda, Mathilda! Soviel Heuchelei!
    Ich w ürde gern wissen, ob diesen Männern klar ist, wie herzlich wenig ihr an ihnen liegt. Nicht weil sie sie verachtet, denke ich, sondern schlicht und einfach weil ihr die Gefühle anderer völlig gleichgültig sind. Ich hätte auf Hugh Hendry hören und darauf bestehen sollen, dass sie einen Psychiater aufsucht. Sie ist wirklich verrückt, aber das war Gerald ja auch. »Der Kreis hat sich geschlossen.« Als sie aus der Bibliothek kam, trug sie sein idiotisches Testament wie eine heilige Reliquie vor sich her und beschimpfte mich auf absolut kindische und absurde Art, ich hätte ihr ihr Erbe gestohlen. Es würde mich interessieren, wer ihr davon erzählt hat...

4
    Als Sarah an diesem Abend nach Hause kam, lief sie sofort in Jacks Atelier. Zu ihrer Erleichterung war alles unver ändert. Ohne die Leinwand auf der Staffelei eines Blickes zu würdigen, ging sie zu den an den Wänden gestapelten Gemälden und begann, sie in fieberhafter Eile durchzusehen. Die, welche sie kannte, ließ sie stehen; die anderen reihte sie nebeneinander auf, ihre Vorderseiten in den Raum blickend. Insgesamt entdeckte sie drei Bilder, die sie ihres Wissens nie gesehen hatte. Sie trat zurück und betrachtete sie aufmerksam, um herauszubekommen, wen sie darstellten. Genauer gesagt, sie versuchte, ein bestimmtes zu isolieren.
    Sie hoffte ernsthaft, sie w ürde es nicht finden. Aber sie fand es natürlich. Es schrie ihr entgegen, ein starkes und leidenschaftliches Porträt von Bitterkeit, beißendem Witz und Unterdrückung, und die ganze Persönlichkeit war eingeschlossen in einem rostigen Metallgestell, das nur zu deutlich die Schandmaske war. Der Schock war so ungeheuer, dass es ihr in einem jähen Anfall von Panik alle Luft aus der Lunge presste. Sie ließ sich auf Jacks Hocker fallen und schloss die Augen vor der höhnischen Wut von Mathildas Bild. Was hatte er getan?
    Das L äuten der Türglocke ließ sie in die Höhe fahren wie eine Marionette. Einen Moment stand sie wie erstarrt mit entsetzensgeweiteten Augen, dann ergriff sie, ohne sich über den Grund im klaren zu sein, das Bild, drehte es um und schob es zu den anderen an der Wand.
    Sergeant Cooper hatte den Eindruck, dass es Sarah Blakeney nicht gutging. Sie war sehr blass, als sie ihm öffnete, aber sie lächelte freundlich, als sie ihn einließ, und als sie es sich in der Küche bequem gemacht hatten, hatte ihr Gesicht wieder etwas Farbe bekommen.
    »Sie haben gestern Abend angerufen«, sagte er, »und mir ausrichten lassen, Sie hätten noch einige Informationen über Mrs. Gillespie.«
    »Ja.« Ihre Gedanken rasten. Sie hat gesagt, du wüsstest am besten, was zu tun ist. Aber ich weiß es nicht! ICH WEISS ES NICHT! »Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, warum sie die Schandmaske aufhatte«, begann sie langsam. »Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sie mir damit etwas sagen wollte. Ich muss allerdings gleich dazu sagen, dass ich keine Ahnung habe, was es sein könnte.« So klar wie möglich wiederholte sie, was sie am Abend zuvor Robin Hewitt über den Spitznamen erzählt hatte, den Mathilda ihr gegeben hatte. »Aber wahrscheinlich geht da nur meine Phantasie mit mir durch«, endete sie kleinlaut.
    Der Sergeant runzelte nachdenklich die Stirn. »Sie muss gewusst haben, dass Sie eine Verbindung herstellen würden. Könnte es sein, dass es eine Anklage gegen Sie war?«
    Sarah zeigte unerwartete Erleichterung. »Daran hab ich überhaupt nicht gedacht«, bekannte sie. »Sie meinen, ein Klaps auf die Finger, um mich zurechtzustutzen? Ärzte vermögen nichts gegen eine unglückliche Seele, Sarah. Etwas in der Art?«
    Ihre Erleichterung verwunderte ihn. »Möglich war's«, stimmte er zu. »Wer wusste sonst noch von diesem Spitznamen, Dr. Blakeney?«
    Sie faltete ihre H ände in ihrem Schoß. »Das weiß ich nicht. Das kommt darauf an, wem sie davon erzählt hat.«
    »Sie haben es niemandem erzählt?«
    Sie sch üttelte den Kopf. »Nein.«
    »Wirklich keinem Menschen? Auch Ihren Kollegen nicht oder Ihrem Mann?«
    »Nein.« Sie zwang sich zu einem kleinen Lachen. »Ich war mir nicht ganz sicher, ob er als Kompliment gemeint war. Ich habe es immer so aufgefasst, weil es sonst unsere Beziehung belastet hätte, aber es kann natürlich sein, dass sie damit sagen wollte, ich sei

Weitere Kostenlose Bücher