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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Kleenextücher oder einen Wattebausch zu nehmen? Sie hatte beides direkt vor sich. Warum sollte sie dann ins Bad gehen und den Schwamm holen?« Er schwieg einen Moment. »Wenn aber eine andere Person sie getötet und die Pflanzen erst angebracht hat, als sie schon in der Wanne lag, wäre es natürlich am praktischsten gewesen, den Schwamm zu benutzen. Diese Möglichkeit ist weit logischer und würde auch erklären, warum Mrs. Gillespie an den Händen und Fingern keine Nesselpusteln hatte.«
    »Sie sagten eben, dass der pathologische Befund Nesselausschlag an ihren Wangen und Schläfen ausgewiesen hat«, bemerkte Sarah. »Aber ihre Haut hätte auf die Stiche nur reagiert, wenn sie noch am Leben gewesen wäre.«
    »Es war nur ein leichter Ausschlag«, erläuterte er. »Ich denke mir, der Mörder hat nicht erst gewartet, bis sie tot war - man verschwendet doch wohl lieber keine Zeit, wenn man jemanden umbringt. Er - oder vielleicht auch sie - hat die Nesseln in den Reif gesteckt, als sie im Sterben lag.«
    Sarah nickte. »Das klingt plausibel«, sagte sie. »Nur -« Sie brach ab.
    »Was nur, Dr. Blakeney?«
    »Weshalb hätte jemand sie töten sollen?«
    Er zuckte die Achseln. »Ihre Tochter und ihre Enkelin hatten beide starke Motive. Dem Testament zufolge soll der Nachlass gleichmäßig zwischen ihnen aufgeteilt werden. Mrs. Lascelles bekommt das Geld und Miss Lascelles das Haus.«
    »Wussten sie das?«
    Er nickte. »Mrs. Lascelles auf jeden Fall. Sie hat uns gezeigt, wo das Testament lag - Mrs. Gillespie war offenbar sehr ordentlich, sie hat alle ihre Papiere und Korrespondenz in Ordnern in einem Aktenschrank in der Bibliothek. Ob auch Miss Lascelles den genauen Inhalt des Testaments kannte, weiß ich nicht. Sie behauptet, ihre Großmutter hätte ihr das gesamte Vermögen vermachen wollen, und ist jetzt ziemlich wütend, weil sie hörte, dass sie nur das Haus bekommen soll.« Sein Gesicht nahm einen leicht ironischen Ausdruck an. »Sie ist eine habgierige junge Person. Es gibt bestimmt nicht viele Siebzehnjährige, die über so einen unverhofften Gewinn die Nase rümpfen würden.«
    Sarah l ächelte fein. »Sie haben wahrscheinlich schon nachgeprüft, wo die beiden sich in der Nacht aufhielten, in der Mathilda gestorben ist.«
    Er nickte wieder. »Mrs. Lascelles war mit einem Freund in einem Konzert in London; Miss Lascelles war dreißig Meilen entfernt von hier in ihrem Internat, von einer argusäugigen Direktorin überwacht.«
    »Womit sie aus dem Rennen sind.“
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich gebe nicht viel auf Alibis, und es muss jemand gewesen sein, der freien Zugang zum Haus hatte.« Er runzelte die Stirn. »Abgesehen von Mrs. Spede und Mrs. Gillespie selbst waren die beiden Damen Lascelles die einzigen, die Hausschlüssel hatten.«
    »Sie wollen unbedingt einen Mord daraus machen«, protestierte Sarah leise.
    Er fuhr fort, als h ätte sie nichts gesagt. »Wir haben alle Leute im Dorf befragt. Mrs. Spede war zur fraglichen Zeit mit ihrem Mann im Pub, und Freunde scheint Mrs. Gillespie im Dorf keine gehabt zu haben, niemanden, der ihr so nahestand, dass er sie an einem Samstagabend um neun besucht hätte.« Er zuckte die Achseln. »Im übrigen haben uns ihre Nachbarn, Mr. und Mrs. Orloff, gesagt, sie hätten es gehört, wenn jemand bei Mrs. Gillespie geläutet hätte. Als Mrs. Gillespie ihnen Wing Cottage verkaufte, ließ sie einfach die Klingel aus der Küche, die jetzt zum Haus der Orloffs gehört, in den Flur davor verlegen. Ich hab's ausprobiert. Sie hätten es gar nicht überhören können, wenn an dem Abend jemand geläutet hätte.«
    Sarah suchte seinen Blick. »Damit scheint dann aber doch ziemlich klar zu sein, dass es Selbstmord gewesen sein muss.«
    »Mir nicht, Dr. Blakeney. Zuerst einmal werde ich diese beiden Alibis genau unter die Lupe nehmen. Und wenn Mrs. Gillespie von einer Person getötet wurde, die sie kannte, dann kann diese Person auch ans Fenster oder an die Hintertür geklopft haben, um eingelassen zu werden, und die Orloffs hätten nichts gehört.« Er klappte sein Heft zu und steckte es ein. »Wir kriegen den Mörder. Früher oder später. Wahrscheinlich über die Fingerabdrücke.«
    »Dann wollen Sie also weiterermitteln? Ich dachte, Ihr Chef hätte entschieden, die Sache fallenzulassen.«
    »Wir haben in diesem Haus eine Anzahl von Fingerabdrücken sichergestellt, die weder von Mrs. Gillespie noch von einer der drei Frauen stammen, die Schlüssel zum Haus hatten. Wir werden

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