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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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genau so eine Folter wie dieses Ding.«
    Er nickte gedankenvoll. »Wenn sie sich tatsächlich selbst das Leben genommen hat, werden wir beide, Sie und ich, uns wahrscheinlich ein Leben lang über die Bedeutung dieses Arrangements den Kopf zerbrechen.« Er beobachtete scharf Sarahs Gesicht. »Wenn aber ein anderer sie getötet hat und dieser andere wusste, dass sie Sie ihre kleine Schandmaske genannt hat, dann scheint mir die Botschaft sehr direkt zu sein. Nämlich, ich habe dies für Sie getan, Dr. Blakeney, oder Ihretwegen. Würden Sie dem zustimmen?«
    »Nein«, entgegnete sie mit flüchtig aufblitzendem Zorn. »Nein, bestimmt nicht. Sie können nicht einfach solche Vermutungen anstellen. Im Übrigen hatte ich den Eindruck, dass der Spruch des Coroner bereits feststeht. Ich wollte Ihnen das alles lediglich deshalb erzählen, weil es mich beunruhigt hat, aber wahrscheinlich lese ich da Dinge hinein, die gar nicht Mathildas Absicht waren. Ich denke, der Pathologe hat recht, und sie wollte sich lediglich wie Ophelia ausstaffieren.«
    Er l ächelte freundlich. »Und vielleicht waren Sie ja auch nicht die einzige, der sie diesen Spitznamen gegeben hat.«
    »Ja, richtig.« Sie zupfte ein loses Haar von ihrer Jacke. »Darf ich Sie was fragen?«
    »Aber bitte.«
    »Spricht sich der Pathologe mit absoluter Entschiedenheit für Selbstmord aus, oder gibt es noch Zweifel?«
    »Kaum«, antwortete Cooper. »Es gefällt ihm nicht, dass kein Abschieds brief da ist, besonders im Hinblick auf die ziemlich dramatische Inszenierung ihres Todes, und das Blumenarrangement macht ihm zu schaffen. «
    »Weil die Nesseln sie gebrannt hätten?«
    »Nein. Wenn sie entschlossen war, sich auf diese Weise umzubringen, hätten ein paar Nesselstiche sie nicht gestört.« Er klopfte mit seinem Bleistift auf den Tisch. »Ich habe ihn überredet, ein paar Experimente zu machen. Es ist ihm nicht gelungen, das Arrangement, das sie sich ausgedacht hatte, ohne fremde Hilfe nachzuahmen.« Er öffnete sein Heft und skizzierte rasch. »Sie werden sich erinnern, dass die Maßliebchen aufrecht in den Kopfreif gesteckt waren, der übrigens so verrostet ist, dass er nicht festgezogen werden kann, und die Nesseln abwärts hingen, so dass sie auf ihrem Haar und ihren Wangen gewissermaßen einen Schleier bildeten. Die Pflanzen waren abwechselnd eingesteckt, ein Maßliebchen aufwärts, eine Nessel abwärts, ganz symmetrisch rundherum. Aber ohne Hilfe schafft man das nicht. Man kann das Arrangement auf der einen Seite mit einer Hand halten, aber sobald die Finger nicht mehr ausreichen, fallen die Pflanzen raus. Erst wenn man mit dem Arrangement ungefähr zu drei Vierteln um den Kopf herum ist, wird die Lücke zwischen Kopf und Reif so eng, dass die restlichen Pflanzen, die man einsteckt, von selbst halten. Wir sind bei dem Experiment natürlich von Mrs. Gillespies Kopfumfang ausgegangen. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will?« Er sah sie an.
    Sie runzelte die Stirn. »Ja, ich denke schon. Aber könnte sie den Zwischenraum nicht mit Papiertüchern oder Watte ausgestopft haben, als sie die Pflanzen einsteckte?«
    »Sicher. Aber wenn sie das getan hätte, hätten wir sie finden müssen. Sie hätten Rostspuren haben müssen. Wir haben das Haus von oben bis unten durchsucht. Aber wir haben nichts dergleichen gefunden. Was ist also aus der Polsterung geworden?«
    Sarah schloss die Augen und stellte sich das Badezimmer vor. »Auf der Seifenschale lag ein Schwamm«, sagte sie, sich erinnernd. »Vielleicht hat sie den genommen und ihn dann im Badewasser ausgewaschen.«
    »Ja, an dem Schwamm wurden Rostpartikel gefunden«, gab er zu, »aber die schwammen überall in der Wanne. Der Schwamm kann sie aufgenommen haben, als er sich mit Wasser vollgesogen hat.« Er verzog frustriert den Mund. »Oder aber er kann, wie Sie sagen, als Polsterung benutzt worden sein. Wir wissen es nicht, aber mir macht folgendes Kopfzerbrechen: Wenn sie es selbst getan hat, muss sie dabei an ihrem Toilettentisch gesessen haben. Nur dort haben wir eine Spur Brennesselsaft entdeckt.«
    Er machte eine vage Handbewegung. »Wir stellen es uns etwa so vor: Sie legte die Pflanzen auf den Toilettentisch, setzte sich vor den Spiegel und fing an, die Blumen und die Nesseln unter den Kopfreif der Schandmaske zu stecken, die sie aufgesetzt hatte. Aber sie h ätte erst, als sie schon halb herum war, gemerkt, dass sie eine Polsterung brauchte. Wäre es da nicht das Natürlichste gewesen, sich ein paar

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