Die Schandmaske
fühlst, ganz gleich, wie eifersüchtig du bist, diese Gefühle dürfen keinen Einfluss haben auf das, worauf es ankommt, nämlich dass ihr beide, du und Jack, als Mann und Frau nicht miteinander zurechtkommt. Ich kann dir nur einen Rat geben, such dir einen anständigen Mann, der zu dir steht, wenn du ihn brauchst.«
Sie lachte pl ötzlich. »Das ist ziemlich aussichtslos. Die anständigen Männer sind alle schon vergeben.«
»Und wer ist daran schuld? Du hattest deine Chance, aber du hast sie nicht ergriffen. « Er reichte der Kellnerin eine Kreditkarte, sah ihr einen Moment nach, als sie davonging, und richtete seinen Blick dann wieder auf Sarah. »Du wirst wahrscheinlich nie wissen, wie weh du mir getan hast, es sei denn, das, was du jetzt fühlst, ist meinem Schmerz von damals ähnlich.«
Sie antwortete nicht gleich. »Ach, und wer ist jetzt sentimental?« sagte sie dann, aber er glaubte zu sehen, dass ihre Augen wieder feucht wurden. »Du hast vergessen, dass du mich erst wirklich begehrenswert fandest, als du mich verloren hattest, und da war es zu spät.«
Und das Schlimme war, dass er wusste, dass sie recht hatte.
Die Haust ür wurde auf Keiths Läuten nur einen Spalt geöffnet. Er lächelte freundlich. »Mrs. Lascelles?« Sie krauste ein wenig die Stirn. »Ja.«
»Ich bin der Anwalt von Jack Blakeney. Mir wurde gesagt, dass er hier wohnt.«
Sie antwortete nicht.
»Darf ich hereinkommen? Ich würde ihn gern sprechen und bin extra aus London hierhergefahren.«
»Er ist im Moment nicht da.«
»Wissen Sie, wo ich ihn erreichen kann? Es ist wichtig.«
Sie zuckte gleichg ültig die Achseln. »Sagen Sie mir Ihren Namen. Dann richte ich ihm aus, dass Sie hier waren.«
»Keith Smollett.«
Sie schloss die Tür.
Violet Orloff, die im Schutz der Hausecke stand, winkte ihm, als er zu seinem Wagen zur ückging. »Ich hoffe, Sie werden nicht glauben, ich wolle mich einmischen«, sagte sie atemlos, »aber ich habe zufällig gehört, was Sie gesagt haben. Sie ist augenblicklich in einer eigenartigen Stimmung, redet mit keinem Menschen, und wenn Sie extra aus London hergekommen sind ...« Sie ließ den Satz in der Luft hängen.
Keith nickte. »Ja, das stimmt. Wenn Sie mir also sagen könnten, wo Jack zu erreichen ist, wäre ich sehr dankbar.«
Sie warf einen nerv ösen Blick zu Joannas Tür, dann wies sie mit hastiger Bewegung zu dem Weg, der um die andere Ecke des Hauses herumführte. »Im Garten«, flüsterte sie. »Im Sommerhaus. Er benutzt es als Atelier.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber sagen Sie ihr nicht, dass ich es Ihnen verraten habe. Ich dachte immer, Mathilda hätte eine böse Zunge, aber Joanna -« sie verdrehte die Augen zum Himmel. »Sie nennt Mr. Blakeney einen Homosexuellen.« Sie scheuchte ihn vorwärts wie ein Huhn. »Schnell jetzt, sonst sieht sie uns noch miteinander sprechen, und Duncan würde furchtbar wütend werden. Er ist so ängstlich, wissen Sie.«
Etwas verwundert über ihr exzentrisches Verhalten, nickte Keith dankend und folgte demselben Weg, den Sarah mit Ruth genommen hatte. Trotz der K älte standen die Türen des Sommerhauses offen, und er konnte eine Frau einen Cole-Porter-Song singen hören, als er näher kam. Die Stimme war unverwechselbar, voll und tief, unvergesslich, nur von einem Klavier begleitet.
Every time we say goodbye, I die a little, Every time we say goodbye, I wonder why a little, Why the gods above me, who must be in the know, Think so little of me they allow you to go ...
An der T ür blieb Keith stehen. » Seit wann bist du ein Cleo-Laine-Fan, Jack? Ich dachte, Sarah sei der aficionado.« Er hielt den Recorder an und nahm die Kassette heraus, um das handgeschriebene Etikett auf der Vorderseite zu lesen. »Aha. Wenn ich mich nicht sehr irre, ist das die Kassette, die ich ihr aufgenommen habe, bevor ihr geheiratet habt. Weiß sie, dass du sie hast?«
Jack musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Er wollte ihm schon sagen, er solle seine Krallen einfahren, wie er das immer tat, wenn Keith mit seinen unweigerlich kritischen Bemerkungen ankam, aber dann lie ß er es sein. Ausnahmsweise einmal freute er sich, den aufgeblasenen Wichtigtuer zu sehen. Ja, gestand er sich selbst ein, er war so verdammt froh, ihn zu sehen, dass er bereit war, mit den Gewohnheiten der letzten sechs Jahre zu brechen und ihn als Freund zu begrüßen und nicht als ehegefährdendes Schreckgespenst. Er steckte seinen Pinsel in ein Terpentinglas und wischte sich die Hände an
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