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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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dass sie sich mit Vergnügen von ihm nackt malen ließ.«
    Keith war übermäßig gereizt, als er die Tür zur Kanzlei Duggan, Smith und Drew aufstieß und Sarah den Vortritt ließ. Er fand es irgendwie zutiefst anstößig, dass Jack Blakeney eine kranke alte Frau überredet haben sollte, sich für ihn auszuziehen. Und warum war die Frau darauf eingegangen? Das alles ging über seinen Horizont. Aber was an Blakeney attraktiv sein sollte, hatte er sowieso noch nie begriffen. Ihm waren konventionelle Leute lieber, die amüsante Geschichtchen erzählten, selbst für ihre Drinks bezahlten und sich nicht danebenbenahmen. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass die Geschichte nicht wahr sein konnte. Doch tief im Innern wusste er, dass sie wahr sein muss te. Denn das Irre war ja, dass die Frauen sich tatsächlich für Jack Blakeney auszogen.
    Die Besprechung zog sich endlos hin, nachdem man einmal in den Sumpf der technischen Details der Pflichtteilgesetzgebung von 1975 geraten war, derzufolge, wie Duggan Mathilda vorgewarnt hatte, Joanna als abh ängige Angehörige möglicherweise berechtigt war, Anspruch auf angemessenen Unterhalt zu erheben. »Sie hat nicht auf meinen Rat gehört«, sagte er, »und gab mir Anweisung, das Testament aufzusetzen, mit dem sie ihr gesamtes Vermögen zur Zeit ihres Todes Ihnen vermachte. Aber meiner Meinung nach hätte Mrs. Lascelles, da ihr bisher von ihrer Mutter Unterhalt bezahlt wurde und die Wohnung nicht ihr Eigentum ist, vor Gericht mit einer Unterhaltsklage eine gute Chance. Die Zahlung mit einer Pauschalsumme, ohne Anerkennung irgendeiner Rechtspflicht natürlich, wäre deshalb der Erwägung wert. Ich schlage vor, wir fragen Ihren Anwalt, was er dazu meint.«
    Sarah hob den Kopf. »Sie sind ein klein wenig voreilig. Ich habe noch nicht gesagt, dass ich bereit bin, die Erbschaft anzunehmen.«
    Er konnte sehr direkt sein, wenn er wollte. »Warum sollten Sie es nicht tun?«
    »Weil es um mein Überleben geht.«
    »Da kann ich nicht folgen.«
    »Wahrscheinlich weil bei Ihnen nicht seit drei Wochen ständig ein Streifenwagen vor der Tür steht. Mathilda ist unter sehr mysteriösen Umständen gestorben, und ich bin die einzige, die von ihrem Tod profitiert. Das macht mich doch sehr angreifbar, finden Sie nicht?«
    »Aber doch nicht, wenn Sie von dem Vermächtnis nichts wussten.«
    »Und wie beweise ich, dass ich nichts wusste, Mr. Duggan?«
    Er l ächelte auf seine liebenswürdige Art. »Lassen Sie es mich anders formulieren, Dr. Blakeney: Wenn Sie die Erbschaft ausschlagen, wie soll das beweisen, dass Sie sie nicht ermordet haben? Werden dann nicht einfach alle sagen, Sie hätten es mit der Angst zu tun bekommen, weil Ihr Versuch, einen Selbstmord vorzutäuschen, nicht gelungen ist?« Er schwieg einen Moment, fuhr aber fort, als sie nichts sagte. »Und kein Mensch wird Ihnen für Ihren hochherzigen Entschluss Beifall zollen, weil das Geld dann nicht an Mrs. Lascelles oder ihre Tochter fällt, sondern an ein paar alte Esel. Wenn Sie hingegen die Erbschaft annehmen, haben die beiden wenigstens eine Chance auf eine Abfindung.«
    Sarah starrte an ihm vorbei zum Fenster hinaus. »Warum hat sie das nur getan?«
    »Sie sagte, sie habe Sie gern.«
    »Haben Sie das denn überhaupt nicht in Frage gestellt? Ich meine, gehört es zu Ihrem Alltag, dass plötzlich reiche alte Damen auftauchen und aus heiterem Himmel erklären, sie möchten ein neues, geheimes Testament machen, von dem ihre Angehörigen keinesfalls erfahren dürfen? Hätten Sie nicht versuchen sollen, ihr das auszureden? Es war vielleicht nur eine spontane Laune, und jetzt sitzen wir damit da. Die Leute behaupten, ich hätte psychischen Druck ausgeübt.«
    Er drehte seinen Stift in seinen Fingern. »Es war keine spontane Laune. Sie trat zum ersten Mal vor ungefähr drei Monaten mit dem Vorschlag an mich heran. Gewiss, ich habe versucht, es ihr auszureden. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass ein Familienvermögen im allgemeinen am besten in der Familie bleibt, ganz gleich, was man gegen seine Kinder haben mag. Ich habe ihr - ohne den geringsten Erfolg - gesagt, sie sollte das Cavendish-Vermögen nicht als ihr Eigentum betrachten, sondern als etwas, das ihr anvertraut wurde, um an nachfolgende Generationen weitergegeben zu werden.« Er zuckte die Achseln. »Sie wollte nichts davon hören. Daraufhin habe ich versucht, sie dazu zu bewegen, die Sache zuerst mit Ihnen zu besprechen, aber auch davon wollte sie nichts wissen. Sie beharrte

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