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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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mich.«
    »Wie denn?«
    Aber sie sch üttelte nur wieder den Kopf, heftiger diesmal. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Sie sind hier geschützt.«
    »Er hat gesagt, er würde herkommen und mitten in der Schule Krawall schlagen, wenn ich was tu, was ihm nicht passt. Und dann werfen sie mich hier raus.«
    Cooper war verwirrt. »Wenn Sie vor dem Schulausschluss solche Angst haben, warum haben Sie sich dann überhaupt mit diesem Burschen eingelassen? Sie wären doch auf der Stelle hinausgeworfen worden, wenn Sie dabei erwischt worden wären.«
    »Damals hab ich noch nicht gewusst, wie gern ich studieren würde«, flüsterte sie.
    Er nickte. »Es gibt da ein altes Wort: Das Wasser fehlt einem erst, wenn es versiegt.« Er lächelte mit einer gewissen Wärme. »Aber wir sind alle so, dass wir manche Dinge für selbstverständlich nehmen, da sind Sie nicht die einzige. Wie wär's damit: Extreme Leiden verlangen extreme Mittel. Ich schlage vor, Sie sprechen mit der Schulleiterin, machen reinen Tisch, geben sich gewisserma ßen in ihre Hand, ehe sie von mir oder Hughes die Wahrheit erfährt. Vielleicht hat sie Verständnis. Man kann nie wissen.«
    »Sie wird höchstens toben.«
    »Haben Sie denn eine Wahl?«
    »Ich könnte mich umbringen«, sagte sie mit erstickter, kleiner Stimme.
    »Aber wer wird sich denn gleich den Kopf abhacken, wenn er Kopfschmerzen hat?« sagte er gütig. »Wo bleibt da der Kampfgeist?« Er schlug sich mit den Händen auf die Knie. »Seien Sie mutig, Kind. Geben Sie mir Daves Adresse und sprechen Sie dann mit der Schulleiterin.«
    Ihre Lippen zitterten. »Gehen Sie mit mir zu ihr?«
    Auch das noch, dachte er. Hatte er nicht seinen eigenen Kindern oft genug die Hand halten m üssen? »Meinetwegen«, sagte er, »aber wenn sie mich nicht dabeihaben will, muss ich gehen. Ich habe hier keine Funktion, verstehen Sie.«
    »Palace Road dreiundzwanzig, Bournemouth«, flüsterte sie. »Dass ich gestohlen habe, hat Ihnen meine Mutter gesagt, stimmt's?« Sie wirkte tief verzweifelt, als wäre ihr bewusst, dass für sie kein Mensch mehr da war.
    »Nein«, antwortete Cooper voll Mitgefühl. »Ihre Mutter hat mir leider gar nichts gesagt.«
    Als Sarah sp äter an diesem Freitagnachmittag nach Hause kam, empfing sie ein unerwarteter Anblick: Die Wagen Jacks und Coopers standen traulich vereint in ihrer Einfahrt. Im ersten Moment wäre sie am liebsten umgekehrt und wieder davongefahren. Sie hatte jetzt nicht den Nerv für eine Konfrontation und noch weniger dafür, ein zweites Mal vor Cooper ihre Seele zu entblößen, während Jack die restlichen Bande zu ihr durchschnitt. Aber sogleich dachte sie anders. Verdammt noch mal - sie schlug mit der Faust aufs Lenkrad - es war schließlich ihr Haus. Sie würde doch nicht stundenlang in der Gegend herumkutschieren, nur um ihrem Mann, diesem Flegel, und einem selbstgerechten Polizisten aus dem Weg zu gehen.
    Leise öffnete sie die Haustür. Wenn es ihr gelang, sich auf Zehenspitzen am Atelier vorbei zu schleichen, konnte sie sich in die Küche verziehen, ehe die beiden merkten, dass sie da war. Doch als sie ihre Stimmen durch den Flur schallen hörte, war ihr klar, dass sie die Küche vor ihr in Besitz genommen hatten. Seufzend wappnete sie sich mit ihrer Würde wie mit einer Rüstung und ging hinein.
    Jack, Sergeant Cooper und Ruth Lascelles sahen mit unterschiedlichen Nuancen von Erschrecken und Verlegenheit von ihren Weingl äsern auf.
    »Hallo«, sagte Sarah in das Schweigen hinein. »Du hast also den 83er Cheval Blanc ohne Schwierigkeiten gefunden.«
    »Trink ein Glas«, sagte Jack und nahm ein sauberes Glas aus dem Schrank. »Der Wein ist gut.«
    »Das sollte er auch sein«, versetzte sie. »Es ist ein St. Emilion, ein Premier Grand Cru Classe, und er hat mich ein kleines Vermögen gekostet.«
    »Sei nicht so pingelig, Weib. Man muss gelagerte Weine von Zeit zu Zeit probieren, sonst sitzt du am Ende mit einem Sammelobjekt da, das völlig ungenießbar ist.« Er füllte das Glas und schob es ihr mit einem mutwilligen Lächeln über den Tisch. Sie verspürte eine Welle tiefer Zuneigung zu dem unverschämten Mistkerl - Liebe, dachte sie, ist doch wirklich die hartnäckigste aller Krankheiten -, verbarg ihr Gefühl jedoch hinter einem finsteren Blick. »Wir drei sind einhellig zu folgendem Urteil gelangt«, fuhr er vergnügt fort: »Farbe dunkles Rubinrot, viel Körper, exotisches Bukett -Johannisbeere, Zigarrenkiste und ein Hauch von Kräutern und Gewürzen.«
    »Das ist

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