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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Mordes hat sie Ohrringe im Wert von zweitausend Pfund mitgehen lassen.«
    »Hat Mathilda den Diebstahl des Geldes angezeigt?«
    »Nein«, bekannte Cooper.
    »Dann wird Sarah es gewiss erst recht nicht tun.«
    Cooper seufzte wieder. »Ich nehme an, Sie haben mit einem Anwalt gesprochen, und der hat Ihnen geraten, den Mund zu halten und sich nicht darum zu kümmern, was Hughes anderen antut.« Er riss ein Streichholz an und hielt es an das Ende seiner Zigarette. Im Schein der Flamme musterte er Jack. Zorn war in jede Linie des dunklen Gesichts eingeschrieben, in das aggressiv vorgeschobene Kinn, in die aufeinander gepressten Lippen und in die zusammengekniffenen Augen. Es schien ihn ungeheure Anstrengung zu kosten, sich zurückzuhalten. Mit einem Schnippen des Daumennagels löschte Cooper das Streichholz, und das Wageninnere versank wieder in Dunkelheit. Nur die rote Glut des brennenden Tabaks blieb. »Hughes arbeitet nach einem festen Muster«, sagte er. »Das habe ich heute Morgen schon Ihrer Frau erklärt, als ich mit ihr telefoniert habe. Im wesentlichen -«
    »Sie hat es mir erzählt«, unterbrach Jack. »Ich weiß, was er tut.«
    »Okay«, erwiderte Cooper ruhig, »dann wissen Sie auch, wie wichtig es ist, ihm das Handwerk zu legen. Es gibt garantiert noch andere wie Ruth, und das, was er tut, um sie zur Arbeit für ihn zu zwingen, wird mit der Zeit immer extremere Formen annehmen, glauben Sie mir. Das liegt in der Natur solcher Leute.« Er zog an seiner Zigarette. »Er zwingt sie doch dazu, nicht wahr?“
    »Sie sind der Polizist, Cooper. Nehmen Sie das Schwein fest und fragen Sie ihn.«
    »Genau das haben wir vor. Morgen. Aber wir haben ein weit besseres Blatt in der Hand, wenn wir wissen, wonach wir zu fragen haben. Im Moment tappen wir im dunkeln.«
    Jack sagte nichts.
    »Ich könnte mir einen Haftbefehl für Miss Lascelles ausstellen lassen und sie auf die Dienststelle bringen. Wie würde sie auf die psychologischen Daumenschrauben reagieren, was meinen Sie?
    Es ist Ihnen vielleicht nicht aufgefallen, aber sie unterscheidet sich von den anderen jungen M ädchen, die Hughes benutzt hat. Sie hat keine Eltern, auf deren Schutz sie sich verlassen kann.«
    »Sarah und ich werden sie schützen«, sagte Jack kurz. »Wir vertreten im Moment Elternstelle an ihr.«
    »Aber Sie haben keinen rechtlichen Status. Wir könnten auf der Anwesenheit der Mutter bei der Vernehmung bestehen, und falls es Sie interessieren sollte, das einzige, was Mrs. Lascelles gestern Abend wissen wollte, war, ob der Schulausschluss ihrer Tochter etwas mit der Ermordung von Mrs. Gillespie zu tun hat. Sie würde Ruth für uns knacken, wenn sie glaubte, es würde ihr helfen, an das Geld der alten Dame zu kommen.«
    Jack lachte d ünn. »Nichts als Schaumschlägerei, Cooper. Sie sind ein viel zu netter Kerl, um so was zu tun, das wissen wir doch beide. Ihr Gewissen würde Ihnen Ihr Leben lang keine Ruhe mehr lassen, wenn Sie dem, was dem armen Kind angetan wurde, noch eins drauf setzen würden.«
    »Dann ist es also schlimm.«
    »Das könnte man sagen.«
    »Sie müssen es mir sagen, Jack. Wir werden Hughes nichts anhaben können, wenn Sie mir nicht reinen Wein einschenken.«
    »Das kann ich nicht. Ich habe Ruth mein Wort gegeben.«
    »Brechen Sie es.«
    Jack sch üttelte den Kopf. »Nein. Ein Wort zu brechen, das ich einmal gegeben habe, das kommt für mich nicht in Frage.« Er überlegte einen Moment. »Aber eines könnte ich tun. Sie liefern ihn mir, und ich liefere ihn Ihnen. Was halten Sie davon?«
    In Coopers Ton schwang echtes Bedauern. »Das wäre Beihilfe. Dann könnte ich meine Pension in den Wind schreiben.«
    Jack lachte leise. »Überlegen Sie's sich«, sagte er und öffnete die Tür. »Es ist mein bestes Angebot.« Der Rauch von Coopers Zigarette folgte ihm in kleinen Wirbeln, als er ausstieg. »Ich brauche lediglich eine Adresse, Tommy. Wenn Sie soweit sind, rufen Sie mich an.« Er schlug die Tür zu und ging in die Dunkelheit davon.
    Violet Orloff huschte auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer ihres Mannes und sah ihn mit beunruhigt gerunzelter Stirn an. Er lag in einen volumin ösen seidenen Morgenrock gehüllt wie ein dicker alter Buddha in den Kissen, in der einen Hand einen Becher Kakao, in der anderen ein Käsebrot und auf den Knien den Daily Telegraph, beim Kreuzworträtsel aufgeschlagen.
    »Sie weint schon wieder.«
    Duncan blinzelte sie über die Ränder seiner Bifokalgläser hinweg an. »Das geht uns nichts an, meine Liebe«,

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