Die Schanz
sprechen.»
«Ja, aber nicht heute. Ich schicke die Nimwegener Kollegen hin, und Lowenstijn sage ich auch Bescheid. Hier!» Toppe gab ihm den Schlüssel zu Boumas Haus. «Wenn du auf den Deich kommst, ist es das zweite rechts. Du kannst dich frei bewegen, der ED ist durch.» Er grinste kurz. «Und dreh die Heizung hoch.»
Cox wirkte plötzlich ganz aufgeräumt. «Wann setzen wir uns zusammen?»
«Um vier, würde ich sagen. Bis dahin hast du einen ersten Überblick. Und, Peter, ich denke, wir brauchen Verstärkung. Wir sollten Ackermann anfordern.»
«Da hast du vermutlich Recht, ohne Norbert und Astrid … aber …» Cox rümpfte die Nase.
«Lass mal, Ackermann hat durchaus seine Stärken», entgegnete Toppe ruhig.
Bevor er sich an die Arbeit machte, rief er zuerst in der Pathologie und dann zu Hause an. Arend würde Katharina von der Tagesstätte abholen und sich um das Abendbrot kümmern, Astrid war immer noch nörgelig. «Ich weiß nicht, ob ich noch wach bin, wenn du kommst. Dieses blöde Rumhängen macht mich kaputt.»
Ackermann strahlte übers ganze Gesicht, als er um kurz nach vier ins Büro kam.
«Tach Chef, Tach Pit, nä, wat is’ dat schön, dat ihr mich brauchen könnt! Dafür lass ich liebend gern den Feierabend sausen. Hab ich dat richtig gehört, der Bouma is’ euer Gehackteskerl? Ich wollt’ et gar nich’ glauben. Der Bouma, dat war mir vielleich’ ’n Männeken!» Er stand immer noch an der Tür, sein ganzer Körper war in Bewegung. Toppe zeigte stumm auf einen Stuhl. Ackermann machte ein zerknirschtes Gesicht. «Ich bin ma’ wieder zu hampelig, wa? Beschwert sich die Mutti auch immer drüber. Dann will ich mich ma’ hinsetzen. Also, wat ich sagen wollt’, den Bouma, den hab ich gekannt, wenn dat wen interessiert. Dat war einer von de Sorte ‹alles auffet elfendortichste›. Ein Korinthenkacker, wie et so schön auf Deutsch heißt.»
Cox setzte zu einer Frage an, aber Ackermann merkte es gar nicht. «Hat Jan, Pit un’ alle Mann angeschissen, wie et ihm grad vor de Flinte kam. Da können die Buren vonne Schanz un’ aus Salmorth ein Lied von singen, sag ich euch. Kam immer gern mit de Gülleverordnung. Die darf man nämlich zwischen November un’ Januar nich’ auffen Acker kippen. Aber wer hält sich da schon dran? Un’ dann dat mit de halben Ferkel auffem Feld. Dabei weiß doch jeder, dat de Bauern die Frühgeburten un’ wat se sons’ noch an Kroppzeug haben, inne Güllegrube schmeißen. Da wird et anständig zersetzt, un’ düngt ja auch gut. Bloß manchma’ klappt dat nich’ so ganz, un’ da hat man dann scho’ ma’ ’n paar Reste auffem Feld rumliegen. Un’ der Bouma is’ dann jedes Ma’ mit Anzeige gekommen. Hatte ja sons’ nix zu tun. Immer über de Morgen latschen un’ gucken, wem er dat Leben ’n bisken versüßen kann.»
«Hol mal Luft», fuhr Cox gereizt dazwischen. «Mir ist schon ganz schwindelig.»
Toppe nutzte die Pause: «Sie meinen, Bouma hat tatsächlich Anzeige gegen die betreffenden Bauern erstattet?»
«Aber hallo! Fragen Se doch ma unten auffe Wache. Wenn die Jungs Bouma hören, kriegen die ’n Hals. Der war ein Arschloch.»
Er nahm die Brille ab, schob den Norwegerpullover hoch, zog einen Hemdzipfel aus der Hose und putzte die dicken Gläser. «Obwohl … wenn ich et so richtig bedenk’, für so wat murkst man doch wohl keinen ab. Auffe andere Seite …» Er blinzelte Toppe kurzsichtig an. «Man steckt ja nich’ drin.»
«Tja», meinte Cox mit undurchdringlicher Miene, «das ist wohl wahr.»
Er breitete mehrere große Zettel aus, auf denen er sich Notizen gemacht hatte. «Ganz bin ich noch nicht durch mit Boumas Papieren, aber einen ersten Überblick kann ich schon geben. Mal sehen, ob ich das so einigermaßen zusammenhängend hinkriege. Also, Willem Adrianus Theodorus Bouma wird am 16. Mai 1941 in Amsterdam geboren, sein Vater ist Kaufmann, seine Mutter Büroangestellte. Er hat eine Zwillingsschwester, Maria Henrietta, genannt Mie. Sie wandert 1966 mit einem australischen Arzt, den sie wohl in Amsterdam kennen gelernt und geheiratet hat, nach Sydney aus. Der Kontakt zu ihrem Bruder bleibt eng, sie schreiben sich mindestens einmal im Monat. Mies Ehe ist anscheinend nicht glücklich, sie hat keine Kinder. 1980 erkrankt sie an Brustkrebs und ist möglicherweise daran gestorben, seit Ende 84 gibt es jedenfalls keine Briefe mehr. Im Juni 1969 heiratet Bouma Wilhelmina Lookers, geboren 1946. Es gibt zwei Liebesbriefe von ihr aus
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