Die Schanz
hier! Wo steckst du gerade? Bist du noch in Schenkenschanz?»
«Ja, was ist denn?»
«Der DNA-Abgleich ist gerade gekommen. Du hattest Recht!», rief Cox. «Unser Toter ist tatsächlich dieser Bouma!»
Toppes Herz machte ein paar Extraschläge. «Gut», sagte er gedämpft. «Ich komme sofort.»
Vor dem Feuerwehrhaus stand Voss, stapfte mit den Füßen und rauchte.
Toppe verlangsamte seinen Schritt. «Meine Güte, Sie holen sich ja den Tod hier draußen!»
Der Mann zögerte. «Bin abgehärtet», meinte er dann, ohne Toppe anzusehen.
«Ja, ich kenn das. Bei meiner Mutter musste ich auch immer vors Haus, wenn ich rauchen wollte. Kommen Sie, setzen Sie sich in mein Auto, da ist es wenigstens ein bisschen wärmer.»
Voss nahm noch einen hastigen Zug und schnippte die Zigarette weg. «Bin schon fertig.»
Toppe sah ihm nach, wie er mit hängenden Schultern davonschlurfte.
Er zog die Handschuhe aus und wühlte in seinen Manteltaschen. Mieke Bouma hatte ihm den Schlüssel zum Haus ihres Vaters überlassen und ihm ihre Visitenkarte gegeben. Zwei Adressen standen dort, eine private und die des Institutes, an dem sie arbeitete. Um diese Zeit würde sie wohl an der Uni sein. Sollte er die Kollegen in Nimwegen anrufen, damit die ihr die Todesnachricht überbrachten? Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken.
Er stieg ins Auto, legte Miekes Schlüssel auf die Ablage, startete und hielt inne. Sie hatten in Boumas Haus weder dessen Türschlüssel noch die Autoschlüssel finden können, sein Pass fehlte ebenso wie die Wagenpapiere und der Führerschein. Bouma musste die Sachen wohl bei sich gehabt haben, als er getötet wurde. Warum hatten sie dann im Häcksler keine Spur von irgendwelchen Schlüsseln gefunden? Hatte der Täter sie an sich genommen und sich so Zugang zu Boumas Haus verschafft? Hatte er dort etwas gesucht? Waren die Papiere auf dem Schreibtisch deshalb so in Unordnung gewesen?
Boumas Einfahrt war dick vereist, er ließ den Wagen langsam ausrollen, tastete sich vorsichtig zum Haus und öffnete die Tür. Drinnen war es nicht viel wärmer als draußen. An den Fenstern hatten sich Eisblumen gebildet, durch die milchig trübes Licht ins Wohnzimmer fiel. Hier war nichts verändert worden, auf dem Schreibtisch derselbe Papierwust, die untere Schublade stand offen. Van Gemmern hatte sie am Montag aufgebrochen. Etwas Bargeld lag dort, ein paar Aktien, der Fahrzeugbrief für den Volvo, ein Schlüssel mit grünem Anhänger und ein Kaufvertrag aus dem Jahr 1999 für ein Haus in Den Helder. Toppe nahm das Bild, das auf dem Fernseher stand, und steckte es ein. Sie würden ein Foto von Bouma für die Presse brauchen.
Irgendjemand musste sich den ganzen Papierkram hier vornehmen. Er wusste, dass Peter Cox, als er nach Kleve versetzt worden war, gleich einen Niederländischkurs an der Volkshochschule belegt hatte, aber ob seine Sprachkenntnisse ausreichten? Auf alle Fälle musste er Lowenstijn informieren. Als er im Präsidium ankam, hatte er sich die nächsten Schritte zurechtgelegt.
Cox wartete ungeduldig. «Ich habe mir gerade aufgeschrieben, was du mir über diesen Bouma erzählt hast. Viel ist das nicht.»
«Wie gut ist dein Niederländisch?», wollte Toppe wissen.
Cox stutzte. «Ich habe Fortgeschrittene I und II mit Zertifikat abgeschlossen, und jetzt bin ich gerade in einem Konversationskurs. Warum?»
«In Boumas Haus stapeln sich Unmengen von Briefen und alten Unterlagen, die wir durchsehen müssen. Traust du dir das zu?»
«Natürlich! Hoffst du, dass wir einen Hinweis darauf finden, wer Bouma ans Leder wollte?»
«Eigentlich», antwortete Toppe nachdenklich, «möchte ich mir erst einmal ein Bild davon machen, was Bouma für ein Mensch war. Ich habe seine Sachen nur flüchtig durchgeschaut, aber hab das Gefühl, dass etwas fehlt.»
Cox nickte nachsichtig. «Also, wie gehen wir es an?»
Zuallererst musste die Chefin benachrichtigt werden. Bouma war ein hohes Tier beim Militär gewesen, seine Ermordung würde sicherlich auch die überregionale Presse auf den Plan rufen, erst recht, wenn bekannt wurde, auf welche Weise der Leichnam entsorgt worden war. Toppe wollte, dass die Meinhard sich darum kümmerte und ihm den Rücken frei hielt.
Dann musste eine Ausschnittsvergrößerung von Boumas Foto aus dem Arnheimer Zoo an die Zeitungen gegeben werden, zusammen mit der Frage, wer diesen Mann Mitte bis Ende Oktober wo und mit wem gesehen hatte.
«Die Tochter», erinnerte Cox. «Mit der müssen wir auf alle Fälle
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