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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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ebkes bei Unkrig vorstellig, nich’, dat der sich noch ausgeschlossen vorkommt. Also, ab über de Mauer! Diesma’ brauchen wer die Beatrix nich’, die sind froh, wenn se uns von hinten sehen.»
     
    Unkrigs Hof lag in Salmorth. Zu Fuß erreichte man ihn vom Deich aus in wenigen Minuten, aber mit dem Auto musste man weit außen herum am Klärwerk vorbei und ein ganzes Stück am Rhein entlang.
    Unkrig steckte den Kopf aus der Hintertür, als er den Wagen auf das Gehöft rollen hörte. «Ich komme gerade aus dem Stall. Meine Mutter hat das Essen auf dem Tisch, und ich wollte vorher noch duschen.»
    «Tun Sie das nur.» Der Mann stank dermaßen nach Schwein, dass es Toppe den Atem verschlug. «Wir haben Zeit.»
    «Ich weiß sowieso nicht …», murmelte Unkrig, der Rest war nicht zu verstehen, weil er davonstapfte und sie einfach an der Tür stehen ließ.
    «Jedes Ma’, wenn ich den seh, denk ich: wie aussem Katalog vonne Nazis», sagte Ackermann leise. « Lebensborn hieß dat doch, oder? ’n stattlich arisch Männeken.»
    Von seiner Mutter hatte Jörg Unkrig sein Aussehen nicht geerbt, sie war schmal und dunkel und hatte eine fest betonierte Leidensmiene. Sie holte Toppe und Ackermann in die Küche und platzierte sie auf der Eckbank. Es roch nach Schweinebraten und Gurkensalat.
    Ohne besondere Aufforderung begann sie mit quäkiger Stimme und entnervend gleich bleibendem Tonfall zu erzählen: Ihr Sohn, das einzige Kind, sei zweiunddreißig Jahre alt und immer noch nicht verheiratet. Welche Frau heiratete heutzutage schon auf einen Bauernhof ein? Die ganzen Anzeigen, die sie für ihn im Landwirtschaftlichen Wochenblatt aufgegeben hatte, nichts wäre dabei rumgekommen. Und was sollte werden demnächst, wenn sie nicht mehr so konnte? Der Vater war vor anderthalb Jahren gestorben, erst achtundfünfzig, auf dem Feld draußen unter den Traktor geraten, beide Beine abgetrennt, verblutet, weil man ihn nicht rechtzeitig gefunden hatte.
    Jörg Unkrig kam herein, blank geschrubbt, mit feuchtem Haar, und zeigte blendend weiße Zähne. «Hast du nicht einmal Kaffee angeboten, Mutti?», tadelte er sanft und fing auch gleich an zu reden: Schweinemast lohne sich heute kaum noch. Er stiege demnächst in die Schafzucht ein, in großem Rahmen, Verträge mit Abnehmern hätte er schon geschlossen, im Frühjahr ginge es los.
    «Er hat hässliche Hände», ging es Toppe durch den Kopf – rosa verquollen mit drahtigen Haarbüscheln auf den Fingerrücken –, «hässliche, ruhelose Hände.»
    «Wat für ’n Schwätzer», dachte Ackermann. «Heiße Luft un’ nix dahinter. Kleine Klitsche, kurz vorm Abkacken.»
    Zu Bouma habe er keinen Kontakt gehabt, sagte Unkrig. Sicher, das mit den Anzeigen sei schon ärgerlich gewesen, aber doch kein Beinbruch. «Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mit dem Mann mal persönlich gesprochen hätte.»
    «Anschläge? Ich wüsste nicht …» Er hob die Schultern und lächelte verwirrt.
    «Hasse scho’ ma’ dran gedacht, dat Fach zu wechseln?», fragte Ackermann freundlich. «Ich hab gehört, dat die bei de Seifenopern immer Leute suchen, da reicht dein Talent bestimmt für. Wat meinen Se, Chef, Montag um elf?»
     
    Als sie auf dem Rückweg nach Kleve waren, rief Astrid an: «Ich habe in dieser Akte ein paar interessante Dinge gefunden.»
    «Dringend?» Toppe schaute auf die Uhr. «Oder hat es noch zwei Stunden Zeit?»
    «So dringend ist es nicht. Was ich hier entdeckt habe, läuft nicht mehr weg.»

Vierzehn
    Cox schwieg beharrlich, doch während Toppe und Ackermann erzählten, machte er sich die ganze Zeit Notizen.
    «Wat tus’ du da ei’ntlich?», fragte Ackermann irritiert. «Du kriegst dat doch sowieso no’ alles schriftlich.»
    «Schon.» Cox schaute auf. «Aber da fehlen mir wichtige Nuancen.»
    «Wat du für Wörters kenns’! Wie sieht et ei’ntlich aus mit Tatwaffe?»
    «Mau, wie du dich wohl ausdrücken würdest», antwortete Cox säuerlich.
    Toppe ließ die beiden gewähren. Warum leugneten die Bauern so hartnäckig, an den Anschlägen auf Bouma beteiligt gewesen zu sein, und nahmen dabei in Kauf, unter Mordverdacht zu geraten? Vielleicht war ihnen das gar nicht bewusst. Damit würde er sie am Montag ein bisschen aufscheuchen. Überhaupt wurde es Zeit für eine härtere Gangart.
    «Chef!» Ackermann rüttelte ihn an der Schulter. «Finden Se nich’ auch, dat der Peter mit auffe Schanz soll? Wir können dem viel erzählen, aber dat muss man am eigenen Leib erlebt haben. Außerdem»,

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