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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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in dem Schuppen abgefackelt hat! Wir haben bloß gelöscht. Gut, dass wir da waren, sonst wäre wegen so einem Idioten die ganze Schanz abgebrannt.»
    «Wie kommen Sie darauf, dass sich jemand abgefackelt hat?»
    «Es stank nach Sprit.»
    Toppe zog seine Einwohnerliste aus der Tasche. «Dann machen wir das mal in aller Ruhe. Ich will wissen, wohin jeder Einzelne aus dem Dorf gegangen ist und wo er sich jetzt aufhält. Also, fangen wir mit Nr.   2 an: Wo sind Petra und Jessica Dahmen?»
     
    Sie hatte Fotografien mitgebracht, offizielle Paradeaufnahmen von Nowosibirsk, gestapelt in einem bunten Faltetui: der Kulturpalast, Kaufhäuser, das Museum, Plätze. Auf keinem der Bilder waren Menschen zu sehen, nicht ein einziger Baum, nur Fassaden in hartem Licht vor einem farblosen Himmel.
    Es machte ihn frösteln, aber er lauschte dennoch aufmerksam ihren ausführlichen Erklärungen. Irina sprach ein fehlerfreies Deutsch, aber ihr Akzent war so stark, dass er manchmal Mühe hatte, sie zu verstehen.
    Auf dem Flughafen hatte sie ihn auf den Mund geküsst. Dann hatte sie stirnrunzelnd auf seine Fellmütze mit dem roten Stern gezeigt. «Ich verstehe nicht.» Er hatte gelacht und ihr erklärt, es sei bloß ein Gag, ein Witz. «Ich verstehe das nicht.»
    Sie trug einen graublau gemusterten Wollrock, der bis zu den Knien reichte, einen Mantel, der ihr in den Schultern zu weit war, hauchdünne Nylonstrümpfe und spitze Stiefeletten mit Fellrand und Schwindel erregenden Absätzen.
    «Du bist viel zu dünn angezogen.»
    Da hatte sie gelacht. «Es ist doch warm bei euch», und ihn umarmt. Sie roch fremd.
    «Bist du in Nowosibirsk geboren?» Er betrachtete sie verstohlen von der Seite. Ihre Haut war schlecht durchblutet und um die Augen papierdünn.
    «Nein, in Omsk, eine Stadt in der Nähe. Für dich ist es wohl weit, glaube ich. Wenn ich meine Eltern besuche, muss ich zwölf Stunden mit dem Zug fahren», antwortete sie mit einem Lächeln und strich ihm über die Hand. «Du bist nett.»
    Er stand auf. «Ich habe etwas zu essen vorbereitet. Hoffentlich magst du Pasta.»
    «Pasta kenne ich nicht.»
    «Nudeln, Nudeln mit Lachs in einer leichten Sahnesoße.»
    «Ich werde dir helfen, aber ich möchte gern meine Schuhe ausziehen.»
    «Ja, ja, natürlich», sagte er unbeholfen und schaute zu, wie sie aus den Stiefeletten schlüpfte. Ihre Zehen waren völlig abgequetscht, und ihre Strümpfe zogen Wasser.
    «Willst du dich nicht lieber ein wenig frisch machen, während ich mich um das Essen kümmere?»
    «Ich kenne das Wort nicht.»
    «Ach so, ich meinte, soll ich dir das Bad zeigen?»
    «Ja, bitte», antwortete sie. Es klang erleichtert.
    Sie aß geziert.
    «Du hast so viele Zimmer», sagte sie. «Die Wohnung muss sehr teuer sein.»
    «Ich brauche meinen Platz.»
    «Und es ist so schön warm, zentrale Heizung.»
    «Einundzwanzig Grad», bestätigte Cox, «das ganze Jahr über, dafür sorge ich. Ist für den Körper am gesündesten. Ich zeige dir später, wie ich das mit dem Lüften mache.»
     
    «Wem gehörte der Schuppen?»
    Achselzucken.
    Toppe stellte sich vor das Pult. «Ich erwarte klare Antworten, erinnern Sie sich? Also, wem gehörte der Schuppen?»
    «Der gehörte niemand», antwortete Voss. «Der war doch schon lange baufällig.»
    Toppe schloss die Augen, einen Moment nur. «Auf wessen Grundstück stand der Schuppen?»
    Jens Molenkamp lachte unterdrückt. «Keine Ahnung. Der kann zu Eberhards gehören oder zu der Schreibtante, aber den hat ewig keiner mehr benutzt.»
    Es hatte keinen Zweck. «Dann werde ich Sie jetzt einzeln befragen. Herr Ackermann bleibt bei Ihnen und wird darauf achten, dass Sie sich nicht miteinander unterhalten. Augenblick …»
    Er holte sein vibrierendes Handy aus der Tasche und ließ seinen Blick über die Versammlung schweifen, während er Bonhoeffer zuhörte; nur Jens Molenkamp und Dellmann junior beobachteten ihn neugierig.
    «Kurzer Zwischenstand, Helmut. Bei der Brandleiche handelt es sich um eine Frau, und sie hat geboren.»
    «Wie bitte?»
    «Was ist los mit dir, kannst du im Moment nicht sprechen? Bei deiner Brandleiche handelt es sich um eine Frau, und sie hat mindestens ein Kind geboren.»
    «Wie alt?»
    «Das Opfer? Kann ich dir noch nicht genau sagen, auf alle Fälle war sie keine zwanzig mehr und, na ja, wohl auch nicht älter als sechzig.»
    «Hast du Fesselspuren gefunden?»
    «Ja, ganz eindeutig. Kommst du voran?»
    «Nein.» Toppe unterbrach die Verbindung. «Herr Dellmann, Uwe Dellmann,

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