Die Schanz
kommen Sie bitte mit mir hinaus.»
Der Junge folgte ihm ziemlich unbeschwert.
«Wer hat den Brand entdeckt?»
«Keine Ahnung. Ich habe Schreie gehört und bin raus, da rannten schon alle rum.»
«Wer rannte rum?»
«Alle außer mir, Molenkamp und Ria, meinem Vater und Ingenhaag, aber die waren direkt hinter mir.»
«Wann war das?»
«Ich habe nicht auf die Uhr geguckt. Wir waren aber noch nicht lange da.»
«Wer hat den Spritzenwagen geholt?»
«Das war Voss, der ist sofort losgerannt.»
«Bei der Evakuierung, haben da wirklich alle die Schanz verlassen?»
«Woher soll ich das wissen, ich war doch gar nicht dabei! Wir kamen doch erst später dran, und da hatten wir genug damit zu tun, unser Vieh zu verladen.»
«Wer hat den Brand entdeckt?»
«Tja …» Jens Molenkamp breitete fragend die Arme aus.
«Herr Molenkamp, Sie wohnen schräg gegenüber vom Brandherd, Sie müssen das Feuer gesehen haben.»
«Gesehen hab ich gar nichts. Wir hatten Order, die Läden dichtzumachen. Aber ich hab’s gerochen und bin raus, aber da kamen auch schon Fink und Voss aus ihren Häusern und dann die anderen.»
«Haben bei der Evakuierung wirklich alle die Schanz verlassen?»
«O Mann, das war so ein Durcheinander, aber ich glaube, wohl.»
«Voss hat den Schlauch gehabt», sagte Ingenhaag. «Wir anderen haben die Bretter eingerissen, nach innen, wegen der Häuser drumherum. Die … die Leiche haben wir erst gefunden, als das Feuer schon aus war. Es war furchtbar …»
«Was haben Sie gemacht, als Sie den Leichnam entdeckten?»
«Uns ist allen schlecht geworden, und Molenkamp hat gesagt …»
«Was hat er gesagt?»
«Er hat gesagt: Ab in die Häuser und keinen Mucks, sonst …»
«Sonst was?»
«Sonst sind wir alle am Arsch.»
Der Letzte war Molenkamp, der auch jetzt noch den Schanzer Klassiker stur durchhielt: Da weiß ich nichts von.
Toppe schob ihn rüde ins Klassenzimmer zurück.
«Komm mal eben mit raus, Jupp. Die anderen bleiben bitte alle noch hier.»
Ackermann strahlte ihn an. Er hatte Toppes besonnene Art immer geschätzt, aber dieser Chef gefiel ihm auch ausnehmend gut.
«Hör zu, Jupp, so Leid es mir tut, aber wir brauchen Peter. Er soll kommen und erst einmal die ganzen Adressen abtelefonieren, die die uns gegeben haben. Wir müssen wissen, wer wo steckt, wer fehlt. Es ist übrigens eine Frau.»
«Gebongt», sagte Ackermann. «Aber warte ma’, wenn die Schänzer über ’t Eis konnten, ohne dat dat THW wat gemerkt hat, könnt’ doch auch wer anders datselbe gemacht haben, oder?»
«Glaubst du das wirklich? Die Insel war geräumt, und keiner wusste, dass die planten zurückzukommen.»
«Ich glaub et ja ei’ntlich au’ nich’, aber man muss et in Betracht ziehen. Vielleich’ hatten sich ja welche hier verabredet.»
«Und wo sind die abgeblieben?»
«Och, Verstecke gibt et genug. Egal, wir können ja immer noch durchsuchen.» Ackermann streckte die Hand aus. «Dann geb mir ma’ deinen Zauberknochen.»
Cox’ Handy meldete sich.
«Entschuldige mich bitte», murmelte er und ging in den Flur, aber das Telefon lag nicht an seinem angestammten Platz. Er musste es im Mantel vergessen haben. Was war nur los mit ihm?
Er hörte Toppe zu, erschrocken über die neue Entwicklung, aber am meisten betroffen darüber, wie wenig Gedanken er sich über ihren Fall machte, wie weit das ganze für ihn weg war. «Ich fahre sofort los.»
Er legte auf und geriet in Panik.
Irina hatte das Geschirr zur Spüle getragen und wartete. Sie hatte jadegrüne Augen und volle, weiche Lippen.
«Ich muss leider arbeiten.»
«Oh! Das verstehe ich doch!»
«Aber was wirst du in der Zeit tun?»
Sie lächelte wieder. «Du hast doch einen Computer, ich kann ein wenig ins Internet gehen, oder?»
«Aber der PC steht in meinem Arbeitszimmer! Und da wäre das Problem mit dem Passwort», setzte er hastig hinzu. «Ich habe jetzt keine Zeit, dir alles zu erklären, ein andermal.»
«Ich verstehe. Dann werde ich Fernsehen schauen und vielleicht ein bisschen schlafen.» Sie umfasste seinen Nacken mit beiden Händen, zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn. Er spürte ihre Zungenspitze.
Zwanzig
«Ich sage Ihnen, was wir mittlerweile wissen: Das Brandopfer ist eine Frau, und es handelt sich um Brandstiftung und Mord.»
Toppe schaute in entgeisterte, entsetzte Gesichter, nur zwei blieben unbewegt. «Mord», wiederholte er, «und jeder von Ihnen hier steht unter Verdacht!» Er steckte die Hände in
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