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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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klaren Gedanken fassen konnte.
     
    Astrid wachte auf, als er sich um zwanzig nach vier schließlich auf die Bettkante setzte. Sie sagte nichts, schlug nur die Decke zurück und schmiegte sich wärmend an seinen Rücken, als er sich endlich ausgestreckt hatte.
    Sie weckte ihn um halb neun mit einem Becher Tee. «Jupp wartet unten auf dich. Er hat mir alles erzählt.»
    Toppe setzte sich auf und trank gierig ein paar Schlucke, seine Zunge fühlte sich pelzig an. «Und wieso weiß der schon Bescheid?», fragte er heiser.
    Astrid lächelte. «Du kennst ihn doch. Er hatte keine Ruhe, ist deshalb schon um sieben zur Wache gefahren, und die haben ihm von dem Brand und der Leiche erzählt. Und dann ist er auch noch van Gemmern über den Weg gelaufen, der mit irgendwelchen Chemikalien aus dem Labor kam.»
    Toppe warf einen Blick auf den Wecker. «Mein Gott, wo nimmt der Kerl die Energie her? Ist Arend schon auf?» Jetzt trug seine Stimme wieder.
    «Ja, Jupp hat ihn aus dem Bett geklingelt. Er ist schon auf dem Weg nach Emmerich, um sich die Leiche vorzunehmen.»
     
    Am Fähranleger stiegen sie aus, um mit dem Mann vom Technischen Hilfswerk zu sprechen.
    «Wie sieht et aus?», fragte Ackermann.
    «Die Brandwache ist abgezogen worden, und vor einer halben Stunde ist einer von der Spurensicherung rübergefahren, da sind dann auch die beiden Streifenwagen zurück nach Kleve. Sonst hat sich nichts bewegt.»
    «Sagen Sie, wohin hat man die Schänzer eigentlich evakuiert?», wollte Toppe wissen.
    «Das Rote Kreuz hat in der Berufsschule ein Notquartier eingerichtet, aber so, wie ich gehört habe, sind da nur fünf oder sechs Leute aufgetaucht. Die anderen werden wohl bei Verwandten sein.»
    «Oder se sind wieder zurück auffe Insel.»
    «Da müssten sie schon verrückt sein bei der Wetterlage. Der Rhein wird unruhig.»
     
    Das Dorf war genauso ausgestorben wie in der Nacht.
    Van Gemmern hockte einsam und allein im schwarzen Schlamm, vertieft in seine Arbeit mit Lupe, Pinzette und Plastikbeuteln. Er hatte keine Menschenseele gesehen. «Ich habe die Bodenproben analysiert. Eindeutig Benzin als Brandbeschleuniger. Also war es wohl Brandstiftung.»
    «Es war Mord», sagte Toppe harsch. «Und wenn die Leute vom THW nicht geschlafen haben, ist der Täter noch auf der Insel.»
    «Et wär’ nich’ schlecht, wenn man wüsst’, wer dat Opfer is’», überlegte Ackermann.
    Toppe ging nicht darauf ein. «Ich lasse jetzt Verstärkung anrollen. Wir brechen die Türen auf.»
    «Warte ma’, Helmut, eins könnt’ man noch probieren.» Ackermann flitzte los, und Toppe blieb gar nichts anderes übrig, als ihm nachzulaufen.
    «Wenn einer hier is’, dann is’ dat Molenkamp!», rief Ackermann über die Schulter. Dann ging er in Position und trat drei-, viermal mit aller Kraft gegen Molenkamps Haustür.
    «Molenkamp!», brüllte er. «Wir wissen, dat du da drin bis’. Mach die Türe los, sons’ kannste wat verspannen. In ’n paar Minuten rücken hier hundert Bullen an, un’ ich garantier’ dir, wenn die hier fertig sind, kennste deine Schanz nich’ mehr wieder. Mach los, sofort!»
    Er holte wieder aus, aber da wurde die Tür geöffnet, und das völlig verängstigte Gesicht von Molenkamps Schwiegertochter erschien im Spalt. «Nicht schießen», wimmerte sie. «Bitte, nicht schießen!»
    Ackermann hielt in seiner Bewegung inne, völlig verblüfft. «Aber wir schießen doch nich’, Ria», sagte er sanft.
    Aus dem Haus ertönte ein heiseres Kreischen, dann kam Molenkamp angerollt, giftig wie eine Viper, und schrie die Frau an. Sie brach in Tränen aus.
    Toppe schob die Tür ganz auf. «Sie, Herr Molenkamp, reden gefälligst ab jetzt Hochdeutsch.» Er trat sehr nah an den Alten heran. «Der Spaß ist nämlich zu Ende.»
    Von oben kam ein Geräusch. Da stand Ingenhaag auf der Treppe in einem gestreiften Schlafanzug.
    Ackermann kicherte. «Verpennt oder wat? Haste hier dein Nachtquartier aufgeschlagen? Wie gemütlich! Ich könnt’ wetten, Paul Dellmann is’ au’ da oben.»
    Ingenhaag nickte unbehaglich. «Und der Sohn.»
    «Runter mit Ihnen allen», fuhr Toppe ihn an, «aber sofort!»
    «Darf ich mich erst anziehen?», stammelte der Bauer.
    Toppe beugte sich zu Molenkamp herunter. «In fünf Minuten will ich hier jeden sehen, der sich im Dorf versteckt, sonst lasse ich eine Hundertschaft anrücken und Sie alle verhaften. Haben Sie verstanden, jeden! Es ist mir egal, wie Sie das anstellen.»
    Molenkamp schaute Toppe in die Augen, ohne einen

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