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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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»Und du bist vielleicht ein lange verlorener Nachfahre von Anne Radcliffe. Deine Einbildungskraft kann sich jedenfalls mit ihrer messen!«
    »Habe ich die Geschichte vielleicht falsch verstanden?«, schoss er zurück. »Geht es tatsächlich nur um Diebstahl? Angesichts deiner flinken Finger würde es mich nicht wundern, wenn du bereits Pläne schmiedest, den Duke seiner unschätzbar wertvollen Kunstwerke zu berauben.«
    Sofias Humor verflog schnell. »In aller Ernsthaftigkeit, Osborne - glaubst du wirklich, ich wäre in der Lage, jemanden umzubringen oder ähnliche Dinge zu tun, nur um meine Gier zu befriedigen? Es ist nur ein paar Tage her, dass du es niemals für möglich gehalten hättest.«
    Er rang die Hände. »Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll.«
    »Nichts dergleichen steckt dahinter«, erwiderte sie.
    »Dann erzähl mir doch um Himmels willen, was vor sich geht! Warum weiß der Duke nicht, dass er eine Großtochter hat?«
    Sofia wandte sich ab, ging zur Anrichte und schenkte sich mit zitternden Händen einen Sherry ein. »Es gibt keinen Beweis, dass ich Fleisch und Blut des Dukes bin«, wisperte sie.
    Osborne atmete tief durch. »Sofia, ich habe das Originalporträt gesehen! Die Ähnlichkeit ist unübersehbar.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe schwarze Haare und grüne Augen. Wie viele Waisen in den Straßen von St. Giles.« Kaum waren ihre die Worte über die Lippen gekommen, wurde ihr bewusst, dass sie sich einen taktischen Fehltritt geleistet hatte.
    »Waisen?« Osborne kniff die Augen zusammen. »Ist das wieder nur eine deiner absurden Lügen? Lynsley selbst hat mir doch berichtet, dass er sich um einen Reitlehrer für dich gekümmert hat!« Er runzelte die Stirn. »Verdammt noch mal, Sofia! Hör auf, mich für dumm zu verkaufen!«
    Sie seufzte. »Wenn ich doch nur könnte.«
    Seine Miene wurde weicher. »Vertrau mir!«
    »Deverill, es geht nicht um dich oder um mich. Es geht um ...«
    »Um was?«
    Während Osbornes Frage ihr durch den Kopf hallte, erinnerte sie sich an Lynsleys Worte. Ich würde es vorziehen, wenn diese Mission unter uns bliebe.
    Hin- und hergerissen zwischen Pflichterfüllung und der Stimme ihres Herzens versuchte Sofia, ihm auszuweichen. »D ... das kann ich dir auch nicht verraten.«
    Plötzlich war seine Hand auf ihrer Schulter. Wenn er sie geschüttelt hätte oder sie angeschrien, hätte sie sich wehren können. Aber stattdessen strich er nur mit dem Finger über ihr Schlüsselbein. In seinen Fingerspitzen pochte es warm, und sie konnte sogar seinen Herzschlag spüren, stark, gleichmäßig und in Einklang mit ihrem Herzen.
    »Ich bedaure es außerordentlich, dass du dich nicht durchringen kannst, deine Geheimnisse mit mir zu teilen«, sagte er leise. »Ich habe versucht, mich deines Vertrauens als würdig zu erweisen. Aber wenn das Herz nicht reicht, dann kann auch ich nichts mehr ausrichten. Ich werde dich deinen Aufgaben überlassen.«
    Nach einer flüchtigen Zärtlichkeit über ihre Wange trat er fort. »Der Duke ist ein alter Mann. Er kennt die Wahrheit nicht, aber er hat die Wahrheit verdient. Ich hoffe, in dir steckt so viel Mitgefühl, dass du ihm eines Tages alles erzählen wirst.«
    »Warte!«
    Osborne drehte sich um, lächelte schief. Das zerzauste Haar fiel ihm über den Kragen.
    »Ich will es dir verraten, soweit es mir möglich ist ...«
    Er unterbrach sie, indem er den Kopf schüttelte. »Keine Halbwahrheiten mehr, Sofia! Keine Tricks, keine Lügen. Entweder du vertraust mir voll und ganz - oder gar nicht.«
    Sie zögerte.
    Er wartete noch ein paar Sekunden, bevor er aus dem Zimmer verschwand.
    Und aus ihrem Leben.
    »Osborne.« Das klang mehr nach einem Murmeln als nach einem Ruf. Würde sie es wagen, ihrer Stimme mehr Nachdruck zu verleihen? Wenn der erste Schritt getan war, gab es kein Zurück mehr.
    »Osborne!«
    Das Schweigen kam ihr vor wie ein spöttisches Echo auf ihr Zögern. Er war für immer gegangen, und wer würde ihm einen Vorwurf daraus machen wollen, dass ihr Ruf auf taube Ohren stieß?
    Wie durch ein Wunder wurde die Tür erneut geöffnet.
    »Ja?«
    Sofia seufzte tief auf, war plötzlich felsenfest überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. »Es stimmt. Lynsley hat sich tatsächlich um einen Reitlehrer für mich gekümmert. Um aufrichtig zu sein, er ist für meine gesamte Ausbildung verantwortlich. Außerhalb Londons existiert eine Akademie für ... für Mädchen wie mich.«
    »Ein Internat für Kinder, die ein Fall für

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