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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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beeindruckende Sammlung Ohrschmuck und juwelenbesetzte Anhänger. Gerade wollte er das Kästchen schließen, als er mit der Hand über ein zartes Goldmedaillon streifte, welches halb unter einem diamantenbesetzten Malteserkreuz verborgen lag. Inmitten der glitzernden Schmuckstücke sah das schlichte und mit den Jahren abgegriffene Etui reichlich fehl am Platze aus.
    Neugierig klappte er es auf.
    Es hätte Sofia sein können, die ihn anblickte - nur dass die gemalten Gesichtszüge ein wenig weicher, einen Hauch trauriger wirkten.
    Andererseits: Es war nicht außergewöhnlich, dass eine junge Lady ein geerbtes Medaillon mit dem Porträt ihrer Mutter unter ihren anderen Kostbarkeiten verbarg.
    Und doch ...
    Osborne ließ sich auf den Stuhl sinken. Er besaß ein ungewöhnlich geschultes Auge für Kunst; und es war irgendetwas Unsagbares an diesem verblassten Bildnis, das ihn erstaunt ein paar Worte raunen ließ.
    »Verdammt noch mal!«
    Er umklammerte die zarte Kette, ließ das Medaillon in seine Westentasche gleiten und eilte zum Tisch. Es fehlte nicht mehr viel, und er würde seine Ahnung bestätigt sehen.
    »Sie sehen bezaubernd aus, Contessa!«, sagte De Winton und half Sofia auf den hochgelegenen Sitz seines Jagdwagens.
    »Wie freundlich von Ihnen! Ich hatte befürchtete, dass Sie mir die kleine Indiskretion neulich nachts übel nehmen könnten.« Absichtlich schmiegte sie ihr Bein an seins. »Osborne hatte mir schon eine ganze Weile nachgestellt. Eine Ablehnung hätte er nicht länger hingenommen.«
    Ein Knall mit der Peitsche, und die Pferde fielen in einen munteren Trab. »Es machte den Eindruck, als hätten Sie nicht besonders laut protestiert«, erwiderte er.
    »Oh, kommen Sie schon, Adam! Ich habe niemals so getan, als wäre ich eine Nonne. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Sie wie ein Mönch leben.«
    Seine Lippen entspannten sich ein wenig. »Das fromme Leben im Zölibat wäre ganz und gar nicht nach meinem Geschmack.«
    »Genau«, spottete Sofia. Es kostete sie all ihre geistigen Kräfte, um ihre Rolle in diesem abgedroschenen Flirt zu spielen. Der Kerl war schließlich nichts als ein armseliger Feigling, der weder vor Mord noch vor Betrug zurückschreckte, um seine persönliche Gier zu befriedigen. Am liebsten hätte sie ihn verprügelt, bis nur noch ein Fünkchen Leben in ihm übrig wäre.
    Stattdessen zügelte sie ihren Zorn, wusste nur zu gut, dass sie ihn und all die anderen Übeltäter ihrer gerechten Strafe überbringen konnte, wenn sie Lügen mit Lügen beantwortete. »Und wo wir gerade über Geschmack sprechen - man hat doch erheblich mehr Spaß, wenn man eine ganze Reihe Köstlichkeiten probiert, anstatt sich Tag für Tag an dieselbe langweilige Diät zu halten, finden Sie nicht auch?«
    De Winton lachte. »Inzwischen sind Sie mehreren Partys ferngeblieben, sodass ich schon dachte, Ihnen sei bei Süßigkeiten und Sonnenschein ein wenig der Appetit vergangen.«
    »Es war nur die Beschämung, die mich ferngehalten hat. Ich hatte befürchtet, Ihnen einen falschen Eindruck vermittelt zu haben.«
    »Den ersten Bissen hätten Sie ruhig für mich reservieren dürfen ...« Er durchbohrte sie mit einem anzüglichen Blick. »Dann sind Sie also immer noch daran interessiert, welche besonderen Vergnügungen Ihnen der Besitz des Schlüssels hier in London verschafft?«
    »Oh ja!« Sofia lehnte sich zu ihm, so nahe, dass ihre Federn ihn am Kinn kitzelten. Seine Konturen wirkten irgendwie weich; seine blasse Haut erinnerte sie an den Bauch eines Kabeljaus, und der Geruch seines Rasierwassers war so aufdringlich und süß, dass ihr beinahe schlecht wurde. »Sehr sogar.«
    De Winton schien ein boshaftes Gefallen daran zu finden, das Schweigen auszudehnen, während er die Pferde durch eine enge Kurve lenkte.
    Wünscht er sich etwa, dass ich ihn anbettele? Es gab Männer, die es aufregend fanden, solche Macht über Frauen auszuüben.
    Sofia nahm all ihren Mut zusammen und schmiegte sich einen Hauch näher an ihn. Der Kampf drehte sich nicht länger nur ums Prinzip, sondern war persönlich geworden. Unter den Opfern von De Wintons Verbrechen mochte sich sogar ihr eigener Cousin befinden, und Sofia würde sich nicht scheuen, mit dem Teufel persönlich einen Pakt zu schließen, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen.
    »Bitte verzeihen Sie mir, Adam!«, flötete sie. »Ich sterbe beinahe vor Neugier zu erfahren, welchen Vergnügungen Sie und Ihre Freunde sich hinter den verschlossenen Türen

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