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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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tragen können.
    Ihre eigene Kleidung und die Waffen hatte Sofia zu einem ordentlichen Bündel zusammengerollt, als sie hinter dem schützenden Wandschirm hervortrat und die Falten der Pluderhose mit bescheidener Geste glatt strich.
    »Sie sehen atemberaubend aus, Contessa!«, meinte Sforza mit breitem Grinsen in Richtung De Winton. Beide Männer waren in fließende Beduinengewänder geschlüpft, die um die Taille mit einem scharlachroten Gürtel gebunden waren.
    »Zum Anbeißen«, stimmte er zu. »Nehmen Sie doch Platz! Ich werde darum bitten, dass die Erfrischungen serviert werden.« Er betonte seine Worte, indem er laut in die Hände klatschte. »Gulmesh!«
    Sofia musterte die leeren Kissen, während sie sich setzte. »Sollten wir nicht lieber auf die anderen warten?«
    Mit einer Handbewegung wischte De Winton die Frage fort. »Es hat eine Verspätung gegeben. Wir fangen ohne sie an.«
    »Aber sie werden doch noch kommen, nicht wahr?«, prüfte sie ihn. »Meine Freunde in Venedig loben Ihre Organisation in den höchsten Tönen. Ich kann es kaum erwarten, alle kennenzulernen! Besonders den Mann, auf dessen Schultern die Verantwortung ruht.«
    Sforza lachte. »Wie kommen Sie auf den Gedanken, dass ein Mann an unserer Spitze steht? Ein Luder wie Sie ist doch Beweis genug, dass auch Frauen so verschlagen sein können wie Macchiavelli.«
    Sofia hatte das Gefühl, dass ihr Mund trocken wurde. Spielte er nur ein Spiel mit ihr? Oder war es denkbar, dass sie den entscheidenden Hinweis übersehen hatte? Sie spürte die Blicke der Männer auf sich und tarnte ihre Verwirrung mit übertriebenem Draufgängertum. »Natürlich sind wir Frauen clever und verschlagen! Das müssen wir auch, wenn wir es in der Welt der Männer zu etwas bringen wollen.«
    »Ein Toast auf den Geist der Frauen.« De Winton entkorkte eine der Flaschen, die der Diener hereingebracht hatte. »Sie müssen unsere besondere Mischung aus Brandy und Cognac probieren.« Ein goldbrauner Spritzer landete in ihrem Glas.
    »Ich habe einen seltenen Jahrgang aus der Toskana mitgebracht«, erklärte Sforza. »Probier mal, Adam, und sag mir deine Meinung!« Er schenkte die rote Flüssigkeit in zwei Gläser. »Cincin!«
    Sofias Drink schmeckte widerlich süß. Sie würgte einen Schluck hinunter, während sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. »Lassen Sie mich raten! Lady Guilford scheint ein gewisses Talent zu besitzen.«
    »Nur im Schlafzimmer. Geistig ist sie längst nicht so geschickt wie mit den Händen«, entgegnete Sforza grinsend. »Zweiter Versuch.«
    Bevor sie weitersprechen konnte, tauchte der Diener wieder auf, diesmal mit einem Tablett orientalischer Wasserpfeifen in den Händen. Das eingelegte Messing nahm im Licht der Lampen einen kupferfarbenen Schimmer an, und die gewendelten Schläuche mit den bernsteinfarbenen Mundstücken sahen aus wie Kobras, die sich im Dämmerlicht erhoben.
    Mit einer leichten Verbeugung griff De Winton seine Kleidung und zog drei goldene Schachteln hervor. »Aus Venedig sind Sie natürlich mit dem Ritual vertraut. Jeder der Schlüssel öffnet eine eigene Schachtel, in der sich der Anteil des monatlichen Gewinns verbirgt, gemessen an den Anteilen, die jedes Mitglied besitzt.« Er legte die Schachteln auf den Diwan. »Aber angesichts der Tatsache, dass es sich um Ihre erste Versammlung handelt und dass Ihr Anteil an den Londoner Operationen erst noch ermittelt werden muss, haben wir beschlossen, Ihnen eine besondere Behandlung zukommen zu lassen. Eine Aufnahme in die Gesellschaft, wenn Sie so wollen.«
    »Es ist mir eine Ehre, in Ihre Gesellschaft aufgenommen zu werden«, murmelte Sofia und überlegte krampfhaft, wie sie das Ratespiel weiterführen sollte. »Aber ...«
    De Winton stieß eine der Schachteln in ihre Richtung. »Aber nun müssen Sie uns natürlich beweisen, dass Ihr Schlüssel passt und keine Fälschung ist. Es gibt nur einen einzigen Handwerker, der in der Lage ist, die korrekten Einkerbungen in den Schließmechanismus zu schneiden.«
    Sofia hielt den Atem an, steckte ihren Schlüssel in das Loch und drehte um.
    Knack.
    Der Deckel schlug hoch. Drinnen lag auf einem Bett aus Rosenblüten eine klebrige Masse, die zu einem groben Ball zusammengerollt war. Die Farbe erinnerte an dunklen Zimt, der mit knallig roten Sprenkeln übersät war.
    »Opium der höchsten Qualität«, verriet De Winton leise. »Gemischt mit unseren geheimnisvollen Ergänzungen, die ihm einen besonderen Durchschlag verleihen.«
    »Darf ich Ihnen

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