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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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hörte nichts mehr, während er sich bis zum anderen Ende des Gebäudes hangelte und schließlich wieder auf dem Boden landete. Endlich kannte er Zeit und Ort. Was auch immer geschah: Sofia würde nicht allein in die Nacht hinausspazieren.
    »Ausgesprochen interessant!« Sofia betrachtete die bogenförmige Tür. Von der Opiumhöhle durch eine Reihe Palmen in Kübeln abgetrennt fielen ihr die ins geölte Teakholz geschnitzten erotischen Szenen ins Auge: Männer mit rubinrotem Phallus. Frauen mit glitzernden Diamanten zwischen den Beinen. Und den sexuellen Stellungen musste ein jahrelanges Yoga-Training vorangegangen sein ...
    »Es ist angefertigt worden, um alle in die Stimmung zu versetzen, die Vergnügungen auch in vollen Zügen zu genießen«, grinste Sforza anzüglich.
    »Die Gäste scheinen kaum Ermutigung zu brauchen, um sich den Genüssen hinzugeben«, meinte Sofia, als sie durch den Nebel aus Rauch und Dämmerlicht blinzelte und feststellte, dass zahlreiche Gentlemen es sich schon auf den mit Samtkissen ausgepolsterten Sitzbänken bequem gemacht hatten. Schals aus gefärbter Seide hingen von der Decke und tanzten wie sündige Gestalten im flackernden Licht des Messingrosts und der Glitterlaternen. »Machen Sie ordentlichen Gewinn?«
    Sforza grinste. »Die Leute reißen sich praktisch das Bein aus, nur um Mitglied zu werden.«
    Das sind offenbar nicht die einzigen Gliedmaßen, um die es hier geht, dachte Sofia. Die Barmädchen, die die Getränke servierten, waren so nackt, wie Gott im Himmel sie geschaffen hatte, und einige Männer waren ihrem Beispiel bereits gefolgt.
    »Hier kann man geradezu unverschämt viel Geld verdienen, wie bei all unseren Unternehmungen«, fuhr der Italiener fort. »Unser Anführer ist ein wahres Genie in Sachen ...«
    »Oben nur auf Einladung«, unterbrach De Winton und gab dem bulligen Portier das Zeichen, den Riegel zu lösen. »Für besondere Gäste. Kommen Sie, wir wollen es Ihnen zeigen. Die anderen werden auch bald eintreffen.«
    Sofia trat ins dunkle Treppenhaus. Im Innern des Handschuhs drückte der goldene Schlüssel hart an ihre Handfläche. Was konnte man damit aufschließen? Sie hatte immer noch keine Ahnung und würde äußerst vorsichtig vorgehen müssen. Das Spiel war weit fortgeschritten, und ein Fehltritt auf dieser Stufe konnte die gesamte Mission in Gefahr bringen.
    »Oben auf der Treppe müssen Sie sich nach links wenden.« De Wintons Stimme klang wie aus dem Jenseits. Konnte es sein, dass das mächtige Parfum und das exotische Räucherwerk ihr bereits zu Kopf stiegen? Sofia bedeckte ihre Nase und versuchte, eine Brise frische Luft einzuatmen.
    Der obere Treppenabsatz öffnete sich zu einer achteckigen Eingangshalle. Vor jeder Ecke hing ein Samtvorhang, aber aus dem erstickten Gelächter, das durch die Luft schwebte, konnte Sofia schließen, dass sich die Lustzimmer hinter den Vorhängen versteckten.
    »Hier hinein.« De Winton winkte sie heran und bat sie, durch schimmernde scharlachrote Falten zu treten.
    Kerzen warfen ein rötliches Licht auf die quastenverzierten Kissen auf dem Boden und die dicken persischen Teppiche. Ein Blick auf die Wände gab die seidigen Behänge zu erkennen, die in Topaz und Amethyst schillerten. In den hinteren Ecken standen zwei vergoldete Wandschirme aus Holz; ein niedriger Diwan war in die Mitte gerückt, bedeckt mit üppigem marokkanischem Leder.
    In der Tat, ein Palast der Lust, dachte Sofia und rechnete halbwegs damit, dass ein rauchiger Geist aus der verzierten Öllampe über ihrem Kopf hervorsprang.
    »Hier ist Ihre Kleidung zum Wechseln.« De Winton händigte ihr einen Packen zusammengefaltete Kleidung aus. »Sie dürfen sich hinter dem Wandschirm da hinten umziehen, während wir den hier vorn benutzen.«
    Sofia starrte auf die luftigen Kleidungsstücke. Verdammt! Sie bezweifelte, dass der hauchdünne Stoff ihre Waffen verbergen würde.
    »Nun, entspannen Sie sich und machen Sie es sich bequem, Contessa!«, fügte Sforza hinzu. »Wir möchten nur sicherstellen, dass Sie Ihr kleines Experiment bei uns auch genießen.«
    Zusammen mit der Kleidung würde sie auch ihre Pläne ändern müssen. Ein trockenes Lächeln spielte über ihre Lippen, als sie die Pluderhose und die ärmellose Bluse entfaltete, die gewöhnlich nur in einem Harem getragen wurden. Es sah alles danach aus, als würde sie mit bloßen Händen kämpfen müssen, wenn es darauf ankam. Angesichts der Transparenz der Seide hätte sie auch genauso gut gar nichts am Leib

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