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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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in den Türspalt steckte. Er wartete noch ein paar Sekunden und schlüpfe dann hindurch.
    Blinkende Lichter, tanzende Rauchwolken, wirbelnde Farben. Sofia blinzelte, versuchte, den Raum wieder klarer zu sehen. Merkwürdig, aber ihr Kopf schien wie in Watte gepackt.
    »Mmmhhh.« Auch ihre Stimme klang seltsam, beinahe so wie ein schnurrendes Kätzchen.
    Irgendwie beschlich sie das Gefühl, dass sie gegen die Empfindung kämpfen sollte; Kampf erschien ihr gleichwohl viel zu anstrengend. Eigentlich war es ziemlich vergnüglich, in den Kissen zu liegen, dem Gelächter von draußen zu lauschen und dem träge raspelnden Atem, der aus ihrer Brust drang.
    Als sie sich genüsslich reckte und streckte, kam es ihr vor, als würde die Trägheit in ihre Gliedmaßen fließen und von ihrem gesamten Körper Besitz ergreifen. Der Schlaf kroch heran. Warum sich dagegen stemmen?
    Träum süß.
    Aus welchen Gründen auch immer sie an diesem Ort gelandet war, es konnte warten. Bis später.
    Die gläserne Laterne des Wachmannes war das einzige Licht im Treppenhaus. Osborne schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass der Sikh sich nicht umschauen möge, und folgte dem Mann dicht auf den Fersen. Auf dem oberen Treppenabsatz wandte der Mann sich nach rechts und erlaubte es ihm, in den entgegengesetzten Raum zu schlüpfen - wo er rasch feststellte, dass er nicht allein war. Auf dem dicken persischen Teppich lümmelten sich zwei Gentlemen mittleren Alters, die nichts außer Strümpfen und Strumpfbändern am Leib trugen. Das sanfte Licht des Kohlegrills gab zu erkennen, dass sie in einem Schwarm exotischer Kurtisanen schwelgten, deren Haut von schwedischem Cremeweiß bis zu afrikanischem Ebenholz changierte.
    Eine rothaarige irische Schönheit erhob sich, wackelte einladend mit den Hüften und kam zu ihm. »Willst du mitmachen?«
    Osborne schüttelte den Kopf und zeigte in eine andere Richtung. »Ich bin auf der Suche nach einer Freundin«, formte er die Worte mit den Lippen, »trotzdem vielen Dank.«
    Die Frau gab sich enttäuscht und versuchte, die Arme um seinen Nacken zu schlingen.
    Er entzog sich, ließ nur das Piratentuch in ihrer Hand zurück. Wenn er sich selbst doch auch nur so mühelos aus dieser Hölle befreien könnte - und Sofia. Wo steckte sie? Osborne verbarg sich im nächsten Türrahmen und wartete darauf, dass der Sikh zurückkehrte. Es gab zwar noch sechs andere Zimmer, aber im Moment schien es eher angeraten, sich ruhig zu verhalten. Lieber jeder Konfrontation aus dem Weg gehen, solange er nicht wusste, welchen Gefahren er ins Auge blicken würde.
    Und doch zählte jede quälende Sekunde. Die Zeit verflog wie im Nu.
    Der Samtvorhang flatterte. Endlich tauchte der Wachmann hinter dem scharlachroten Tuch wieder auf. Der Mann stapfte barfuß über den Teppich, zupfte an seinem kirpan und eilte die Treppe hinunter.
    Eins, zwei, drei ... Osborne zählte bis zehn, bevor er die Halle durchquerte und den Vorhang beiseiteschob.
    Sofia lag auf den Seidenkissen, hatte alle viere von sich gestreckt und schien dieser Welt vollkommen entrückt. Die Augen hatte sie geschlossen, und die Haarnadeln hatten sich aus der Frisur gelöst. Als Osborne näherkam, bemerkte er, dass sie ein orientalisches Gewand anstelle ihrer englischen Kleidung trug. Die luftige türkische Hose war mit einem Gürtel aus bestickter Seide sehr eng um die Taille geschnallt, und am Oberkörper trug sie eine ärmellose Bluse, so durchsichtig, dass ihre rosigen Knospen deutlich erkennbar waren.
    »Sofia.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern. Im rauchigen Licht konnte er nicht entscheiden, ob sie atmete oder nicht.
    »Sofia!« Er zwang sich, lauter zu sprechen. Zu seiner Erleichterung flatterte sie hauchzart mit den Lidern.
    Sanft zog er sie in die Arme.
    Sofia sah ihn aus einem glasigen grünen Auge an.
    »Kannst du stehen, Süße?«, fragte er.
    Ein Lächeln glitt ihr über die Lippen. Die Beine gehorchten ihr immer noch nicht. Aber ihre Hände wurden plötzlich lebendig, fummelten verliebt an ihm herum, streichelten ihn zärtlich zwischen den Schenkeln und versuchten, seine Hose aufzuknöpfen.
    »Mmmhh.« Ihr Kuss traf mehrmals daneben. »Du riechst zum A ... anb ... anbeißen gut.«
    Osborne stützte sie, als sie heftig schwankte. In der Tat, es lag eine klebrige Süßigkeit in der Luft. Zimt, Gewürznelken und ein paar erdigere Düfte, die seine Sinne zu ersticken drohten; die Wirkung war beunruhigend, unangenehm.
    Osborne wurde bewusst, wie sehr die Drogen sie

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