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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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Bericht erstatten. Über alles, was geschehen ist. Überlass es ihm, diesen Saustall auszumisten.«
    Sofia sah aus, als wollte sie streiten. Aber ihre Kräfte ließen nach, und sie sank an seine Schulter.
    Osborne ließ den Blick durch die Runde schweifen und lächelte zaghaft. »Danke. Danke euch allen.«
    »Ich hab noch ein sauberes Nachthemd in meiner Kommode«, warf Rosie ein. »Wenn der Gentleman ein paar Minuten warten kann, werden wir seine Lady warm und wohlig ins Bett verfrachtet haben.«
    Harkness zog Osborne auf den Korridor hinaus. Mistress Mavis folgte ihnen und schloss die Tür.
    »Darf ich Ihr Wohlwollen noch ein wenig in Anspruch nehmen, Madam?«, fragte Osborne. »Ich muss die Behörden warnen, bevor diese Kreaturen auf die Idee kommen, das Land zu verlassen.« Er strich sich das Haar aus der Stirn. »Aber bevor ich die Behörden unterrichte, gibt es noch eine andere Lady, die sich unter Umständen in Gefahr befindet. Zuerst werde ich dorthin fahren.«
    Die Hausdame nickte knapp. »Einstweilen ist Ihre Freundin bei uns in Sicherheit.«
    »Wer?«, fing Harkness wieder an.
    »Lady Sommers.«
    »Du brauchst eine Kutsche und einen Mantel«, sagte Harkness. »Nimm meine.«
    »Draußen steht ein frisches Gespann. Aber die Kleidung nehme ich gern an.« Seine Mundwinkel zuckten. »Tut mir leid, dass ich dich im Stich lasse, Nicky.«
    »Ich werde genau darauf achten, dass du mir den Gefallen zurückerstattest - auf Heller und Pfennig.« Harkness grinste. »Warte! Ich bin gleich zurück.«
    Abgesehen von den Schritten auf dem orientalischen Teppich herrschte Schweigen.
    »Falls Ihre Freundin zufällig nach Arbeit sucht ...«, meldete sich Mistress Mavis zu Wort.
    Osborne schmunzelte. »Sie hat bereits eine Aufgabe.«
    Die Hausdame seufzte. »Ich hoffe, dass sie nicht für die Konkurrenz arbeitet. Ihre Schönheit und ihr Körper sind recht außergewöhnlich.«
    »Nein, es handelt sich um eine ganz andere Arbeit.«
    »Ah! Nun, dann wünsche ich ihr viel Glück. Und Ihnen auch, Sir.«
    Harkness kehrte zurück, drückte Osborne ein sauberes Hemd und einen Mantel in die Arme. »Der Himmel möge dir beistehen!«
    Osborne nickte, wollte sich aber nicht auf göttliche Hilfe verlassen. Nein, er würde den Teufeln den Hals umdrehen, die es gewagt hatten, Sofia ein Haar zu krümmen. Mit bloßen Händen, wenn es sein musste.
    »Lieber nicht bewegen, Miss.«
    Obwohl sie immer noch von den Drogen betäubt war, gelang es Sofia, sich aufzurichten.
    »Trinken Sie noch ein bisschen Tee.« Zwei junge Frauen saßen bei ihr auf der Bettkante. Die Augen, die dick mit schwarzem Lidstrich umrandet waren, blickten besorgt.
    »Danke.« Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Dankbar nippte sie an dem gesüßten Getränk. »Es geht mir schon viel besser.«
    Die Frauen waren beide blond und drall, hatten die Wangen gerötet und die Lippen betont nachgezogen. Sie lächelten. »Hatte schon geglaubt, dass Sie es nicht packen«, meinte die Frau auf der rechten Seite.
    »Aye. Genau wie Goldlöckchen.« Die auf der linken Seite zwinkerte. »Ziemlich hübscher Kerl! Beschützt Sie wohl?«
    Osborne und sie beschützen? Sofia lächelte kaum merklich. »So könnte man es wohl nennen. Obwohl wir eigentlich nur ... befreundet sind.«
    »Oy, glaub mir, Süße, der Gentleman trägt mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Sie im Herzen! Wenn ein Kerl nur halb so viel Sachen sagen würde wie er gerade eben, dann würde ich ihn zum Altar schleppen, bevor er auch nur ›Mäuseschwänzchen‹ denken kann.«
    »Der Gentleman hat nicht die Absicht, mir die Ehe anzubieten.« Sofia trank den letzten Schluck Tee. Die verschwommene Erinnerung an seltsame, verführerisch gewisperte Worte schwebten ihr wie Halluzinationen durch den Kopf. Wahrscheinlich wegen der Drogen ... »Nun, wie auch immer, ich muss unverzüglich mit ihm sprechen.«
    »Tut mir leid, er ist nicht mehr hier.«
    »Nicht mehr hier?«, echote Sofia.
    »Aye. Hat gesagt, dass er dringend einen gewissen Linsey sprechen muss. Stimmt doch, oder, Rosie?«
    »Aye«, bestätigte die zweite Frau.
    »Ich muss auch gehen. Er weiß nicht, dass ...« Sofia kippte beinahe zur Seite, als sie sich aufrichtete und versuchte, die Füße auf den Boden zu stellen.
    »Sie sind nicht in der Form, um sich in der Stadt rumzutreiben.«
    »Aber gleich. Dauert nicht mehr lange, bis ich wieder auf den Beinen bin.« Sofia sog die Luft tief in die Lungen, wollte klaren Kopf bekommen und ihre Sinne wieder unter Kontrolle

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