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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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erstklassiges Pferd für Sie finden.«
    »Vielen Dank, Sir.« Sofia setzte eine höfliche Miene auf. »Das wird nicht nötig sein. Lord Lynsley hat sich bereits darum gekümmert.«
    »Dann gestatten Sie mir vielleicht, Ihnen die besten Reitwege zu zeigen. Einige Wege im Park sind ein bisschen zu rau für eine Lady.«
    »Ich habe die Angewohnheit, sehr früh auszureiten, Sir. Und was die Wege betrifft - nun, ich habe schon unter viel schlechteren Bedingungen im Sattel gesessen als hier.«
    Verdammt, die Lady scheint entschlossen, mich auf Abstand zu halten.
    Obwohl Osborne die Zähne zusammenbiss und trotz der offensichtlichen Abfuhr, die er gerade kassiert hatte, lächelte er. Nein, er war nicht so eitel zu glauben, dass jede Frau der Christenheit darauf brannte, sich ihm zu Füßen zu werfen. Aber ebenso wenig erwartete er, dass man ihm seine Freundlichkeiten umstandslos ins Gesicht zurückschleuderte. Glaubte sie etwa, dass er zu nichts anderem zu gebrauchen war als zu Flirts und Tändeleien?
    Er hielt die Zügel fest in den Händen und lenkte das Gespann um mehrere enge Kurven. Erst als das Stanhope Gate in den Blick kam, ergriff er wieder das Wort. »Kann es sein, dass ich Ihnen aus irgendeinem Grund missfalle, Contessa?«
    Osborne bemerkte eine Gefühlsaufwallung in ihrem Blick, bevor sie wegschaute. »Ich fürchte, Sir, dass Sie mein Englisch falsch verstanden haben.«
    Sowohl in der Wortwahl als auch im Tonfall war ihr Englisch einwandfrei. Es waren ihre Absichten, die er infrage stellte.
    »Bitte verzeihen Sie, dass ich Ihnen einen falschen Eindruck vermittelt habe«, fuhr sie fort, »Lord Lynsley und ich sind Ihnen überaus dankbar, dass Sie bereit sind, eine vollkommen Unbekannte in den Kreis Ihrer Freunde einzuführen. Ich wäre zutiefst betrübt, wenn Sie es anders verstehen würden.«
    Obwohl sie sich mit wohlüberlegten Worten entschuldigte, blieb ihr Rückgrat steif und der Blick unbeirrt.
    »Ich muss um Verzeihung bitten, dass ich Sie in Besorgnis gestürzt habe«, erwiderte er mit weicher Stimme. »Wenn ich mir in der Angelegenheit noch eine letzte Bemerkung erlauben darf ... Ich hoffe, dass Sie mir Gelegenheit zur Wiedergutmachung geben, falls ich Sie beleidigt habe.«
    Nachdem sie eine Weile angespannt geschwiegen hatten, bat Sofia darum, ihm einige Gebäude entlang der Half Moon Street zu erläutern. Die restliche Fahrt verbrachten sie mit Plaudereien; und doch merkte Osborne, als er ihr vom hohen Sitz des Jagdwagens herunterhalf, dass sie es eilig hatte, seiner Gegenwart zu entkommen.
    Verdammt noch mal, ich habe doch nicht die Pest am Hals! Seine Verwunderung wuchs noch, als er beobachtete, wie sie die marmornen Stufen hochstieg und die Tür hinter sich zufallen ließ, ohne noch einmal einen Blick über die Schulter zu werfen. Es mochte sein, dass seine Gefühle wegen der jüngsten Fehltritte immer noch verletzt waren; aber es kratzte doch an seinem Stolz, dass eine vollkommen fremde Frau sein Freundschaftsangebot ausgeschlagen hatte.
    Osborne starrte immer noch auf das dunkelgrüne Portal, ballte die behandschuhten Hände. Aus welchem Grund auch immer, Lady Sofia Constanza Bingham della Silveri hatte ihm den Fehdehandschuh hingeworfen. War er dieser Herausforderung gewachsen?
    Er zog die Mundwinkel hoch. Immerhin würde das Duell seinen langweiligen Alltag ein wenig auflockern. Es wäre interessant zu sehen, was sich als stärker erweisen würde - sein angeblicher Charme oder ihre unerklärliche Missbilligung.
    Er drehte sich um, ging federnden Schrittes zu seinem Wagen zurück. Sein Freund Kirtland, hochdekoriert im Spanischen Unabhängigkeitskrieg, hatte einen Namen für solch eine Konfrontation:
    Mano a mano. Jeder auf eigene Faust. Und niemand konnte wissen, wer am Ende den Sieg davontrug.
    Mit einem leichten Peitschenschlag trieb er die Pferde an.
    Jeder auf eigene Faust, wiederholte er still für sich. Möge der Beste gewinnen!
    Dieses E-Book wurde von der "Osiandersche Buchhandlung GmbH" generiert. ©2012

5. Kapitel
    D er Duft der süßlichen Parfums und der würzigen Rasierwasser mischte sich in den Rauch der lodernden Fackeln, die auf dem Weg zum Eingang aufgestellt worden waren. Es war ein kühler Abend, aber die Hitze in der vollen Halle wirkte trotzdem bedrückend.
    Sofia schaute sich um, achtete darauf, ihr Erstaunen über den Anblick, die Geräusche und die Gerüche ihres ersten Balls in London nicht zu offen zu zeigen. Schließlich bin ich jetzt eine feine Lady, mahnte sie sich.

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