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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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Lynsley.«
    »Der Marquis erwähnte, dass Ihr Vater Engländer ist. Haben Sie gar nicht vor, die Verbindung zu seiner Familie aufzunehmen?«
    »Nein.« Ihre Stimme klang klar und kalt.
    »Nun, die Gemeinde der Emigranten in Rom ist recht groß. Kein Zweifel, dass einige Freunde Ihrer Eltern höchsterfreut wären, wenn sie hören, dass Sie sich in London aufhalten.«
    »Meine Eltern haben sehr zurückgezogen gelebt.«
    Osborne räusperte sich, versuchte, die Unterhaltung mit einem anderen Thema fortzuführen. »Ihr Englisch ist makellos, Contessa. Lynsley erwähnte, dass er die Schule empfohlen hat, die Sie besucht haben. Mir scheint, dass Sie sich einem strengen Unterricht in Sprachen unterworfen haben.«
    »Die Lehrpläne des Internats sahen vor, dass seine Schülerinnen in einer ganzen Reihe Fächer glänzen.«
    »Hört sich schrecklich streng an.« Er lächelte, hoffte, sie zu ermutigen, sich ein wenig zu entspannen.
    »Ja, das war es auch«, erwiderte sie höflich.
    »Nur Arbeit und niemals Vergnügen? Und ich hatte mir eingebildet, dass man schon mit den Zöglingen in Eton recht streng verfährt.« Osborne lachte verhalten. »Wie war doch gleich der Name der Lehranstalt?«
    »Ich bin mir sicher, dass Sie ihn noch nie gehört haben, Lord Osborne.« Sofias Tonfall gab zu verstehen, dass sie das Thema zu beenden wünschte.
    Osborne beharrte nicht länger auf einer Antwort, manövrierte den Wagen durch das Gedränge in Richtung heimwärts und nutzte das Schweigen, um seine Gedanken zu ordnen. Nur selten kam es vor, dass er nach Worten suchen musste; am wenigsten bei Frauen. Aber die Contessa machte es ihm höllisch schwer, sich zu unterhalten. Ganz offensichtlich sprach sie nicht gern über ihre Vergangenheit.
    Seltsam, aber er spürte eine Anspannung an ihr, hinter der mehr zu stecken schien als bloße Schüchternheit. Ihr Blick war misstrauisch; aufmerksam beobachtete sie ihre Umgebung.
    Hinter der Sache steckt garantiert mehr, als man auf den ersten Blick erkennen kann.
    Er betrachtete sie mit einem Seitenblick. Nein, nicht dass er den Anblick missbilligte. Lynsleys Beschreibung war der Lady nicht gerecht geworden. Denn sie war nicht nur hübsch - sie war einfach umwerfend. Rabenschwarzes Haar kringelte sich um ihr Gesicht, so üppig und dick wie poliertes Ebenholz. Anders als die englischen Ladys hatte sie es der Sonne erlaubt, ihre Haut leicht zu bräunen. Es mochte sein, dass es nicht der Mode entsprach, aber die Wirkung war bestechend. Ihre grünen Augen leuchteten, ihr bronzefarbener Teint schien all ihre Gesichtszüge wunderbar lebendig zu machen. Ihre schrägen Wangenknochen, der kecke Schwung ihrer Nase, die vollen Lippen ... Ihr Antlitz war einfach perfekt.
    Und viel zu ausgeprägt - nach gewöhnlichen Maßstäben. Neben Contessa Sofia Constanza Bingham della Silveri wirkten die Schönheiten aus London ziemlich blass. Osborne spürte, wie seine Lippen sich verzogen. Er würde sich nicht wundern, wenn gebräunte Wangen in der kommenden Saison zum letzten Schrei avancierten.
    Zögernd folgte Osborne ihrem Blick, als er merkte, dass sie weiter vorn etwas erspäht hatte.
    »Interessieren Sie sich für Pferde, Contessa?«, fragte er, als er merkte, dass sie einen schlanken silbergrauen Hengst betrachtete, der über den geschlängelten Weg gelenkt wurde. »Grafton besitzt ein prächtiges Tier, nicht wahr?«
    »Die Muskeln sind wunderbar. Aber er hat leichte Gangstörungen.« Sofia ließ den Blick nicht ab, bis Reiter und Pferd um die Kurve gebogen waren. »Ist es auch Ladys gestattet, in diesem Park zu reiten?«
    Ah, endlich lässt die Anspannung in ihrem Rückgrat ein wenig nach. »Wenn man so will. Ein ruhiges Schritttempo ist erlaubt, aber über einen Galopp würde man die Nase rümpfen.«
    Sofia wirkte enttäuscht. »In der Londoner Gesellschaft existieren zweifellos viele Vorschriften, die einer Frau vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen hat. Nun, wie dem auch sei, es ist sicher angenehm, sich ein wenig an der frischen Luft zu bewegen.«
    »Haben Sie sich nach Ihrer Ankunft schon um ein Reitpferd kümmern können? Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich mich bei Tattersall's für Sie umschauen dürfte. Bedauerlicherweise gehört es zu den ungeschriebenen Gesetzen der Gesellschaft, dass Ladys nicht an Versteigerungen teilnehmen dürfen. Nun, man sagt mir nach, dass ich Pferde gut beurteilen kann. Sie müssen mir nur verraten, nach welchen Eigenschaften Sie suchen, und ich werde ein

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