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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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...«
    »Ihr Englisch ist makellos«, unterbrach er sie leichthin, »und es gibt keinen Grund, zu erröten! Lord Lynsley kann uns nicht hören. Aber wie auch immer, da der Marquis mich darum gebeten hat, die Verantwortung dafür zu übernehmen, Sie in die richtigen Kreise einzuführen, werden wir es wohl noch eine Weile miteinander aushalten müssen.«
    Das Schweigen dauerte einige Umdrehungen, bis sie das Wort ergriff. »Sie nehmen Ihre Verantwortung also ernst?«
    »Ja«, erwiderte er und klang schärfer als beabsichtigt, »in der Tat.«
    Nach diesem letzten Takt wurde es Zeit, die Schritte zum Abendessen zu lenken.
    Sie füllten sich die Teller mit den opulenten Köstlichkeiten, und Osborne entdeckte zwei Plätze in der Ecke bei den Fenstern.
    »Wie mir aufgefallen ist, Sir«, Lady Sofia naschte von ihrer Hummerpastete, bevor sie den Teller beiseitestellte, »sind mehrere Gentlemen in Westen mit derselben hellroten Farbe gekleidet. Hat das irgendeine Bedeutung?«
    »Ja. Aber ich möchte Sie nicht mit den Einzelheiten langweilen.«
    Sofia biss die Zähne zusammen. »Du liebe Güte, gehören Sie etwa auch zu den Männern, die der Auffassung sind, dass eine Plauderei über das Wetter und die neueste Mode zu den einzigen Themen zählen, die man den jungfräulichen Ohren einer Lady zumuten darf?« Für den Bruchteil einer Sekunde sah es aus, als würde sie ihr Messer viel lieber benutzen, um Osbornes Leber kleinzuschneiden anstelle des Stückchens Stopfleber auf ihrem Teller. »Lassen Sie es sich gesagt sein, dass ich nicht mehr jungfräulich bin. Und auch kein Kind.«
    »Niemand würde Sie mit einem Kind verwechseln, Contessa«, erwiderte er spöttisch und hoffte, mit seinem Humor die Anspannung zwischen ihnen lindern zu können.
    Ihre Lippen entspannten sich. Zuckten sie sogar amüsiert? Oder hatte nur das Kerzenlicht geflackert? »Die erste Beteuerung wollen Sie nicht kommentieren?«
    »Nicht dass je ein Gentleman es wagen würde.«
    Diesmal gab es keinen Zweifel an ihrem Gelächter. Es klang üppig und perlend, wie kühles Wasser, das über runde Steine rann. »Ich frage mich, Sir, warum Sie alles daransetzen, den Eindruck zu erwecken, dass ...«
    »... ich leichtsinnig bin?«, beendete er den Satz. »Ah, nun, ich bin überzeugt, die Schönheit liegt im Auge des Betrachters.«
    »Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich hinter Ihren Schmeicheleien eine scharfe Intelligenz verbirgt.«
    Offenbar wollte sie ihn herausfordern. »Ich frage mich, Madam, warum Sie alles daran setzen, kalt und herablassend zu erscheinen«, entgegnete Osborne bedächtig, »denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich hinter Ihrem bedrohlichen Grimm eine gehörige Portion Humor verbirgt.«
    »Touche.«
    »Ich wusste gar nicht, dass wir die Dolche schon gezückt hatten.«
    Sofia schnitt sich ein kleines Stück von ihrem Roastbeef ab. »Was ist mit den roten Westen, Lord Osborne?«
    Verdammt! Er hatte gehofft, die Unterhaltung von De Winton und dessen Freunden ablenken zu können. Schließlich gehörten die Scarlet Knights nicht unbedingt zu der Gesellschaft, die Lynsley für Lady Sofia im Kopf hatte. Wenn in den Gerüchten der letzten Zeit auch nur ein einziges Körnchen Wahrheit steckte, reichte die Ausbeute der Ritter weit über die üblichen Ausschweifungen wie Trinken, Hurenbesuche und Glücksspiel hinaus.
    »Eine ordinäre Farbe, finden Sie nicht auch?« Osborne übertrieb es mit seinem spöttischen Tonfall. »Es bricht mir das Herz, dass Sie sich bisher nicht über meine Weste geäußert haben! Ich hatte angenommen, dass eine Lady aus dem Land der Renaissance diese untergründige Schattierung in schäumendem Meerblau weit bestechender findet als Scharlachrot. In der Tat, mein Schneider behauptet sogar, dass meine Weste ein wahres Kunstwerk ist.«
    Ein ärgerlicher Funken blitzte unter ihren dunklen Wimpern auf. Aber als sie aufschaute, hatte ihr Blick sich in ein dunkles, rauchiges Grün verwandelt. »Die Weste passt wunderbar zu Ihrem Teint ... wie Ihnen sicher bekannt ist.«
    »Ich war nicht auf der Suche nach Komplimenten, Contessa.«
    »Und doch war ich der Versuchung erlegen«, antwortete Sofia schnippisch.
    Ihr Witz war scharf und schneidend. Überrascht stellte Osborne fest, dass er den verbalen Schlagabtausch sehr genoss. Es war anregend, und zwar auf eine Art, die sich nur schwer beschreiben ließ. »Ach, wäre es doch nur so, dass Sie sich nach meiner Gesellschaft verzehrten! Aber leider sieht es so aus, als

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