Die scharlachrote Spionin
Privaträumen ihres Gastgebers zu suchen hatte.
»Suchen Sie nach Lesestoff, Contessa?«
Lachend strich Sofia über die in Leder gebundenen Bücher. »Die Party ist recht langweilig, Lord Osborne. Ja, ich war auf der Suche nach Zerstreuung ... Sieht ganz so aus, als hätten Sie das auch im Sinn gehabt.«
Das Kerzenlicht flackerte.
»Vielleicht könnten wir uns die Nacht ein wenig interessanter gestalten?«, fügte sie keck hinzu.
»Darf ich Ihre Worte als Einladung verstehen?« Seine Stimme war so unergründlich wie seine Miene. »Bisher hatte ich den Eindruck, dass meine Annäherungen nicht willkommen sind.«
»Manchmal muss eine Lady zu ungewöhnlichen Mitteln greifen, um ans Ziel zu gelangen.« Sie trat einen Schritt näher, als sie Stimmen am Ende des Korridors hörte. »Die meisten Gentlemen sind auf der Jagd nach einsamen Herzen. Und sie finden die Jagd ungemein aufregend.«
»Und wenn sie die Beute in die Ecke gedrängt haben?«
Sie streckte die Hand aus und berührte seine Wange, weich und stark und nicht mehr als der Hauch eines Kratzens an ihren Fingerspitzen. »Ich vermute, dass der Jäger dann zum Gnadenstoß ansetzen wird.«
Osborne zögerte einen Herzschlag lang, bevor er sie in die Arme zog. Sein Kuss war verlangend und süß und schmeckte nach Brandy. Sie öffnete die Lippen und ließ es zu, dass er ihren Mund eroberte.
Seine Küsse zeichneten eine Spur über ihre Kehle, über ihre Schultern und die Schlüsselbeine. Er nestelte an der Seide, schob den hauchzarten Stoff beiseite, liebkoste ihre pochende Brust. Feuer loderte durch ihre Adern, als er mit der empfindlichen Knospe spielte.
Mit den Lippen, den Zähnen.
Sofia stöhnte auf und glitt mit der Hand unter sein Hemd, strich genüsslich über die weichen, entspannten Muskeln, die lockigen Härchen, die sich an ihren Fingerspitzen so fein wie Goldfäden anfühlten. Der Kragen lockerte sich, als sie an den Enden seines Halstuches zog. Zusammen mit Osborne stolperte sie rückwärts zum Schreibtisch.
Osborne hob sie an, schob die Federn und das Tintenfass fort und hob sie auf das glänzende Walnussholz.
Sofia raffte ihre Röcke hoch bis zu den Hüften, zog ihn hinein in ein Meer aus Spitze und Seide. Die Stimmen draußen drangen immer näher, so nahe, dass sie schon die Schritte auf dem Parkettboden hören konnte.
»Deverill!« Ihre Schenkel klammerten sich um seine schmalen Hüften. Heiß und hart drängte seine Erregung sich an sie.
Kaum hatten De Winton und Concord die Tür zum Arbeitszimmer schwungvoll geöffnet, blieben sie abrupt stehen. Ihre Überraschung unübersehbar, bevor sie anzüglich grinsten.
»Oh, du liebe Güte!« Sofia unternahm einen halbherzigen Versuch, sich aufzusetzen. »Sieht so aus, als hätte man uns in flagranti erwischt, mein lieber Deverill. Wirklich, wie überaus ungezogen wir sind!«
De Winton lachte.
Osborne schaute sich um. »Ob die Gentlemen wohl einen anderen Ort finden können, um Ihren Brandy und die Zigarre zu genießen?«
»Aber es gibt kaum ein anderes Zimmer, das eine so interessante Aussicht bietet«, spottete De Winton.
»In der Tat.« Concord leckte sich über die Lippen. »Dürfen wir vielleicht zugucken?«
»Tut mir leid!«, lehnte Osborne ab. »Ich spiele nicht vor Publikum.«
»Junge, wenn ich eine solch preisgekrönte Stute besteigen könnte, würde ich mich glücklich schätzen, meine Künste im Sattel beweisen zu dürfen«, fügte De Winton ebenso lüstern wie boshaft hinzu.
Sofia stöhnte innerlich auf. Hatte sie sich einen Feind geschaffen, indem sie Osborne ihm dem Anschein nach vorzog? Andererseits ... ihr war keine andere Wahl geblieben.
»Gleichwohl würden die Lady und ich ein wenig Privatsphäre zu schätzen wissen«, erwiderte Osborne. »Wenn ich Sie also bitten darf.«
De Winton und Concord feixten ein letztes Mal, bevor sie die Tür hinter sich schlossen.
Sofia lächelte, obwohl ihr Herz so heftig pochte, dass sie Angst hatte, ihr Brustkorb würde zerspringen. »Nun, wo waren wir stehen geblieben, caro?«
Osborne hatte den Blick immer noch auf die Tür gerichtet.
Sie versuchte, ihn auf die Mundwinkel zu küssen, weil sie hoffte, seine Erregung aufs Neue zu entfachen.
Aber er biss nicht an. »Sie sind fort. Was haben Sie in Ihrer Schärpe verschwinden lassen?«
»Unglaublich, Osborne, was Sie sich alles einbilden!«
»Ich habe einen goldenen Gegenstand aufblitzen sehen, Contessa!«, beharrte er.
»Ihre Augen haben Ihnen einen Streich gespielt, Osborne.« Sie
Weitere Kostenlose Bücher