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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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verbringen? Osborne wusste, dass ihm angesichts dieses Angebots eigentlich das Wasser im Munde zusammenlaufen sollte. Doch aus unbegreiflichen Gründen fand er die Aussicht auf ein wildes Getümmel in ihrem Bett plötzlich gar nicht mehr so anziehend.
    Er täuschte Bedauern vor. »Leider habe ich Harkness versprochen, ihn irgendwann nach Mitternacht in Southwark zu treffen. Er ist begierig darauf, mir eine neue Spielhölle zu zeigen, und es wäre wirklich ungehörig, wenn ich ihn versetzen würde.« Osborne antwortete absichtlich unverbindlich. »Vielleicht ein andermal.«
    Lady Serena kniff die Augen kaum merklich zusammen; zwischen dem glitzernden Glas und dem flackernden Kerzenlicht sah es so aus, als würde der Zorn in ihrem Blick aufflammen.
    Wie auch immer, nach Sekundenbruchteilen war es vorüber. Seine Einbildung erschien ihm ein wenig dumm, denn als sie weitersprach, klang sie so ruhig und gelassen wie immer.
    »Selbstverständlich darf ein Gentleman seine Freunde nicht im Regen stehen lassen.«
    »Sie verstehen mich besser, als ich es verdient habe.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, unfähig, den Grund seiner merkwürdigen Stimmung zu begreifen. »Bitte verzeihen Sie! Ich glaube, heute Abend bin ich für jeden eine armselige Gesellschaft.«
    Gerade als sie antworten wollte, näherte sich ein Diener und räusperte sich. »Ich bitte um Vergebung, Mylady! Es ist eine Nachricht für Sie eingetroffen.«
    »Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, Osborne.« Sie eilte davon, um sich mit Concord zu besprechen, und kam wenige Minuten später zurück, um ihr Retikül zu holen. »Leider muss ich mich heute Abend auch noch um eine andere Angelegenheit kümmern und frühzeitig aufbrechen.«
    »Ich hoffe, es steckt nichts Ernstes dahinter?«
    »Nein, nur eine kränkelnde Verwandte, die nach meiner Aufmerksamkeit verlangt. Es sieht nicht danach aus, als würde unmittelbar Gefahr drohen, aber ich darf die Benachrichtigung nicht missachten.« Wieder sprach sie in ruhigem Tonfall, obwohl Osborne in ihrem Blick eine leichte Nervosität bemerkte. »Sie wissen ja, wie schnell kleine Unpässlichkeiten sich verschlimmern können, wenn man ihnen nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkt.«
    Angesichts ihrer Sorge schämte er sich für seine unfreundlichen Gedanken. »Ihr Mitgefühl ist bewundernswert«, murmelte er. »Ich werde Ihnen schon bald meine Aufwartung machen.«
    »Ja, tun Sie das.«
    Osborne konnte es ihr kaum vorwerfen, dass sie ziemlich kühl klang. Falls sie sich wegen seines Benehmens gekränkt fühlte, dann war es genau das, was er verdient hatte. Er sollte nach Hause gehen und allein über seinem Brandy grübeln.
    Aber trotzdem konnte er es nicht verhindern, dass sein Blick auf der Suche nach der Contessa durch den Raum schweifte.
    Sofia drückte sich im Schatten des Korridors herum. Die Tür zu Concords Arbeitszimmer war nicht verschlossen. Kein Grund also, nach dem feinen stählernen Dietrich zu greifen, der sich, als Haarnadel getarnt, in ihrer Frisur verbarg. Kaum hatte sie das Zimmer betreten, eilte sie zum Schreibtisch. Die Vorhänge waren zugezogen, sodass sie sich daranmachte, die Kerze neben dem Tintenfass anzuzünden. Fünf Minuten wollte sie sich geben. Mehr nicht. Das musste reichen, um die Schubladen zu durchsuchen. Obwohl die Gentlemen in ihr Vergnügen versunken schienen, durfte sie keinerlei Risiko eingehen.
    Die oberen beiden Laden förderten nichts anderes zutage als Rechnungen des Weinhändlers und Spielzettel; die untere war verschlossen, aber keine Herausforderung für ihre Stahlnadel. Auf den ersten Blick konnte sie nichts Interessantes entdecken, aber als sie mit der Hand unter einem Stapel Papiere wühlte, stieß sie an etwas Hartes, Glattes. Sie zog es ans Licht und stellte fest, dass es sich um eine goldene Schnupftabakdose handelte, die mit derselben emaillierten Mohnblüte verziert war, welche auch auf ihrem Schlüssel zu sehen war.
    Drinnen fand sich ein gefalteter Zettel ...
    Der knarrende Türgriff warnte sie just zur rechten Zeit. Sie schob die Dose in ihre Schärpe, schloss hastig die Schublade und sprang gerade vom Schreibtisch fort, als eine Gestalt das Zimmer betrat.
    Rasch ließ sie sich etwas einfallen, zupfte die Bänder ihres Mieders lose und gestattete dem Eindringling einen verführerischen Blick auf ihr Dekollete. Wer auch immer eingetreten war, sie vertraute darauf, dass der Anblick ihrer rosigen Haut ihn von der Frage ablenken würde, was sie allein in den

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