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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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versohlt, aber meine Tochter meinte, es sei jeden Schlag wert gewesen, den dummen Kerl bei seinem eigenen Spiel übertrumpft zu haben.«
    Sofia lächelte. »Klingt so, als hätte sie einen ordentlichen Dickschädel besessen.«
    »Aye.« Es sah aus, als würde der Duke vor ihren Augen zusammensinken, als er einen leisen Seufzer ausstieß. »Und den unbedingten Willen, es mit jedem aufzunehmen. Vor keiner Herausforderung schreckte sie zurück. Ich fürchte, das hat sie von mir gelernt.«
    »Ich bin überzeugt, dass wir alle einen Makel an uns haben, den wir gern loswürden, wenn es nur ginge«, erwiderte Sofia sanft. »Aber wir sind nur Menschen, Sir, und alles andere als perfekt.«
    »Ihre tröstenden Worte sind überaus freundlich. Aber ich befinde mich im vorgerückten Alter, und wenn ich nun zurückschaue, dann muss ich leider eingestehen, dass jeglicher Makel noch schärfer in den Blick rückt.« Er verzog das Gesicht. »Übermäßiger Stolz, das zuallererst. Sie können sich glücklich schätzen, dass Sie sich einer solchen Sünde nicht schämen müssen.«
    Lügen und Täuschungen. Sofia war nicht stolz darauf, dass die Pflicht von ihr verlangte, unter falschem Vorwand die Freundschaft des Dukes zu suchen. »Auch in meinem Leben gibt es manches, was ich zu bedauern habe.«
    »Nicht so unentschuldbare Dinge wie Anmaßung und Überheblichkeit.«
    Sofia wich seinem Blick aus, schaute sich wieder im Zimmer um. »Wir sollten uns nicht länger über die dunklen Seiten des Lebens den Kopf zerbrechen, wenn es hier drinnen so viel Licht und Schönheit gibt. Ich würde sehr gern noch mehr von den Dingen sehen, die Ihnen so sehr am Herzen liegen.«
    »Ja, ich bin umgeben mit Dingen, die ich sehr schätze«, murmelte er. »Ich will sie Ihnen zeigen.« Er bot seinen Arm und überquerte den Teppich. »Das ist Robert, mein Großsohn, gemalt, als er zehn Jahre alt war.«
    Das Gemälde zeigte einen Jungen mit gewinnendem Lächeln, der auf einem großen Pony saß. Obwohl seine Stiefel nicht ganz in die Steigbügel reichten, umklammerte er die Zügel entschlossen.
    »Ich kann sehr viel von Ihnen in ihm erkennen«, sagte Sofia, nachdem sie das Kinn des Jungen und das blitzende Himmelblau seiner Augen betrachtet hatte.
    »Das Kind meines Sohnes George«, murmelte er. »Er war ein junger Mann voller Leidenschaft und fester Prinzipien. Ich kann und will nicht glauben, dass er seine Talente an Drogen und Ausschweifungen verschwendet haben soll!«
    Sofia schwieg.
    Sterling seufzte. Dann schlenderten sie an mehreren anderen Porträts vorbei - Zwillingsgroßtöchter, die mit zwei Mops-Welpen spielten, einem jungen Mann in der Robe des Internats Eton mit einem Kricketabzeichen auf der Schulter. Er führte sie um ein paar Bücherregale aus der Tudor-Zeit herum und gelangte in einen weiteren Teil des Zimmers.
    »Und hier sind meine Kinder. John ist mein ältester Sohn und Erbe.« Er deutete auf ein feierlich ernstes Gesicht, dessen strenge Züge nur durch eine blonde Haarsträhne ein wenig weicher erschienen. »Daneben sehen Sie George, den Abenteurer der Familie. Gegenwärtig bekleidet er den Posten des Generalgouverneurs in Jaipur.«
    Der Duke schritt weiter. »Und Elizabeth ...«
    Seine restlichen Worte ertranken förmlich, als in ihren Ohren plötzlich ein unbändiges Rauschen erklang. Sofia schwankte leicht. Eine Welle der Benommenheit schwappte über sie. Tausend kleine Dolchspitzen tanzten auf ihrer Haut, und dann spürte sie nur noch erschreckende Taubheit. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust.
    »Lady Sofia!«
    Sie war sich der aufgeregten Stimme des Dukes nur undeutlich bewusst.
    »Lady Sofia!« Er musste sie stützen, so wacklig war sie auf den Beinen. »Du liebe Güte, was ist los? Sie sehen aus, als wären Sie einem Gespenst begegnet.«
    Obwohl der Schock sie immer noch fest im Griff hatte, brachte sie es fertig, ihre Zunge zu lockern und ein paar Worte auszustoßen. »Bitte verzeihen Sie! Ich ... ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Ich fühle mich ein wenig unwohl.«
    Der Duke half ihr zum Sofa und klingelte nach einem Diener. »Holen Sie eine Zofe und Hirschhornsalz, Givens«, befahl er dem Lakaien. »Schnell!«
    »Vielen Dank, aber ich brauche keinen Essig, Euer Gnaden! Nichts als ein flüchtiges Unwohlsein. Es ist schon vorüber.«
    »Bleiben Sie liegen. Auf keinen Fall dürfen Sie sich jetzt schon erheben.« Er drückte ihre Schultern zurück in die Kissen, stand auf und öffnete die Fenster. »Ein bisschen frische

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