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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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Heilung musste ich immer einen Preis zahlen.
    So verkorkst, wie die ganze Situation war, war es kein Wunder, dass wir nicht darüber sprachen. Eine Lösung sah ichnicht, aber ich hatte auch gehofft, mein Großvater wüsste einen Rat. Ganz offensichtlich war ich nicht die Einzige, die durchdrehte. Worüber ich mich ein wenig freute. Egoistischerweise.
    »Asher, fahr deine Abwehr runter.«
    »Nein, du hast recht. Es wäre leichtsinnig. Verflixt, keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe!«
    »Du hast nicht gedacht, du hast etwas empfunden.« Ich näherte mich ihm. Vertrau mir. Senk deine Abwehr, wiederholte ich in Gedanken. Und schließ die Augen.
    »Versprich mir, dass du stillhältst«, flüsterte ich.
    Nach kurzem Zögern nickte er. Als ich eine Hand auf seinen Brustkorb legte, beschleunigte sich sein Herzschlag. Er fühlte sich so schön warm an, dass ich mich am liebsten an ihn geschmiegt hätte. Aber ich holte tief Luft. Einer von uns musste die Kontrolle behalten, also zog ich meine mentalen Mauern hoch, in dem Bewusstsein, dass sie für Asher kein Hindernis darstellten, wenn ich so viel wie möglich fühlte. Dann schloss ich ebenfalls die Augen und ließ meiner Fantasie freien Lauf.
    Ich stellte mir vor, wie ich ihn berühren würde, wenn ich keine Angst vor den Auswirkungen haben müsste. Ich schob die Jacke von seinen Schultern und ließ sie auf den Boden gleiten. Meine Jacke und sein T   -   Shirt folgten, sodass ich jeden Millimeter seiner Haut und seiner Muskeln erforschen konnte. Ich atmete Ashers Geruch ein. In Gedanken legte ich seine Hand auf meine Schulter, die bis auf den dünnen Träger eines Tanktops nackt war. Dann ahmte ich nach, was er zuvor getan hatte, und fuhr mit den Fingern seinen Unterarm hinauf, in seine Armbeuge hinein, den Oberarm hinauf und ganz zärtlich die Seite hinunter.
    Ashers Brustkorb bewegte sich unter meiner Hand, als er tief Luft holte, und ich lächelte. Und dann streifte meineMentalversion mit den Lippen über Ashers Wange zu seinem Mund, teilte einen Atemzug mit ihm. Der Kuss, den mein Fantasie-Ich ihm gab, hätte den Wald versengen können.
    »Remy!«
    Er klang gequält, und ich verbannte die Bilder aus meinem Kopf, aus Angst, ihm hätten meine Fantasien nicht gefallen. Zurück in der Realität, schlugen wir die Augen auf. Noch immer ruhte meine Hand auf dem Poch, Poch, Poch seines Herzens.
    »Du bist nicht der Einzige, der frustriert ist«, sagte ich.
    Er lächelte gequält. »Wir sollten gehen. Jetzt.«
    Er wartete meine Antwort gar nicht ab, sondern schnappte in Windeseile unsere Sachen, packte meine Hand und rannte los. Selbst in meinem neuen Tempo hatte ich Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Ich verstand nicht, wieso er es so eilig hatte, aber er hörte nicht auf mich, als ich ihn bat, langsamer zu laufen. Wir kamen in der Nähe unseres Gartens an, und Asher wich mir aus, als ich ihn zum Abschied umarmen wollte. Stattdessen gab er mir einen kleinen Schubs in Richtung Haus. Ein herber Schlag für mein Ego!
    »Ich liebe dich. Schreib mir eine SMS, wenn du drin bist, okay?«
    Ich sah ihn finster an und rührte mich nicht von der Stelle. »Im Ernst jetzt? Ist das alles, was du mir zu sagen hast?«
    Vielleicht war es ja nur in meinem Kopf passiert, aber der Augenblick, den wir im Wald geteilt hatten, war mehr als intensiv.
    Asher nahm einen tiefen Atemzug und blickte zum Himmel hoch. »Du kapierst anscheinend wirklich nicht, was du für eine Wirkung auf mich hast, oder?« Er drückte mir sanft das Kinn nach oben. »Du musst jetzt gehen, weil ich einen eiskalten Ozean finden muss, in den ich reinspringen kann. Muss ich mich noch deutlicher ausdrücken?«
    Als ich begriff, was er mir zu sagen versuchte, schlug ich mir die Hand vor den Mund, um nicht loszuprusten. Die Röte stieg mir ins Gesicht, und ich wandte mich eilig zum Gehen. Gerade, als ich den Wald verlassen wollte, flüsterte Asher meinen Namen.
    »Remy, eines Tages werden wir uns um keine mentalen Mauern mehr kümmern müssen. Und es wird all unsere Vorstellungen übertreffen.«
    Er schlüpfte zwischen zwei Bäumen hindurch und verschwand. Mit dem Gedanken an etwas Unglaubliches blieb ich zitternd zurück und wünschte mir mit aller Macht, es würde wahr.



Allmählich gewöhnte ich mich ein, und wenn ich mich auch nicht rundum wohlfühlte, konnte ich mich andererseits auch nicht wirklich beschweren. An manchen Tagen spielte mein Großvater Fremdenführer und zeigte mir San Francisco. Meistens aber fuhren

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