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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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zeigen.«
    Ich setzte mich aufrecht hin. »Bibliothek?«
    »Klar. Wir müssen da alle mal eine gewisse Zeit verbringen. Es gibt eine Chance, das dir deine Fragen über uns beantwortet werden könnten. Wie unsere Heilkräfte funktionieren, wie man Beschützern aus dem Weg geht, solche Sachen.«
    »Du willst mich auf den Arm nehmen! Darüber hat jemand ein Buch geschrieben?«
    »Bücher. Schließlich ist es eine Bibliothek. Und es wäre ja eine lausige Bibliothek, wenn’s darin nur ein Buch gäbe.« Siekickte sich mit dem Fuß von der Mauer herunter und winkte Delia und Alcais herüber. »Weißt du, wenn die Geschichte, die wir gehört haben, stimmt, dann müssen wir uns sowieso bald keine Sorgen mehr um die Beschützer machen.«
    Ich erstarrte. »Welche Geschichte?«
    Delia hatte Erins letzte Bemerkung mitbekommen und verdrehte die Augen. »Nicht zu glauben, dass du diesen Scheiß weitererzählst.«
    »Ist ja nur eine Geschichte, Delia«, protestierte Erin schwach. »Ich hab ja nicht gesagt, dass ich sie glaube.«
    Alcais mopste sich Erins Schokolade und trank davon. »Mensch, Delia, cool down. Lass ihr doch den Spaß!«
    »Welche Geschichte?«, wiederholte ich.
    Erin zögerte einen Augenblick und warf Delia dann einen trotzigen Blick zu. »Alles halb so wild. Es soll eine Geschichte geben, die unter den Beschützern die Runde macht. Demnach gibt es eine andere Art von Heilerin, nämlich eine, die sie von ihrer Unsterblichkeit heilen kann.«
    Mir drehte sich der Magen rum. Ich versuchte, trotz des Kloßes in meinem Hals zu sprechen. »Wieso? Ich meine, wie kommen sie darauf, dass es so eine Heilerin geben könnte?«
    Wussten sie, dass in den Adern dieser Heilerin Beschützerblut floss? Bitte nicht!
    »Wer weiß«, meinte Alcais spöttisch. »Ist aber sowieso schnuppe. Eines Tages ersinnen wir eine Möglichkeit, sie zu töten, unsterblich oder nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihnen zahlenmäßig überlegen sind.«
    Delia warf Alcais einen scharfen Blick zu. Der grinste reuelos und gab dann eine Story zum Besten, wie er einmal während eines Sturms gesurft war. Natürlich war der Sturm förmlich ein Monsun gewesen, und die Wellen waren mindestens sechs Meter hoch.
    »Du übertreibst maßlos«, giftete Delia.
    »Ich, wie kommst du denn darauf?«, entrüstete sich Alcais.
    Das übliche Gezanke ging los.
    Sie hätten sich ihre Bemühungen sparen können. Nichts würde mich davon ablenken, das zu vergessen, was sie gesagt hatten. Sie hatten eine Bibliothek. Eine Bibliothek mit Büchern, in der sich der Schlüssel für meine Zukunft mit Asher befinden könnte. In dieser Heilergemeinde gab es Geheimnisse. Aber Geheimnisse konnten aufgedeckt werden.



Was seine miserablen Kochkünste anging, hatte mein Großvater nicht übertrieben. Selbst beim Frühstück, und das war ja nun am einfachsten zuzubereiten, versagte er auf ganzer Linie. Wer war auf dieser Welt nicht einmal in der Lage ein paar Eier zu braten und ein Brot in den Toaster zu stecken? Mein Großvater.
    Nachdem ich mich ein paar Tage lang morgens bemüht hatte, das harte Toastbrot und die angebrannten Eier hinunterzuwürgen, hatte er Mitleid mit mir bekommen. Inzwischen gingen wir jeden Morgen im Presidio in ein nahe gelegenes Diner. Meine Kaffeesucht amüsierte ihn. Er liebte es, mir dabei zuzuschauen, wie ich Sahne und Zucker hinzufügte.
    »Wie schmeckt deine Milch mit einem Hauch von Kaffeegeschmack?«, fragte er.
    Wir kamen wirklich überraschend gut miteinander aus. Wir sprachen dieselbe Sprache: die Klugscheißersprache nämlich.
    »Besser als dein schwaches Gebräu. Tee«, stöhnte ich verächtlich. »Echte Kerle trinken Kaffee, Franc.«
    »Und was ist mit den Briten?«
    Ich winkte ab. »Die bilden die Ausnahme von der Regel. Was hast du als Entschuldigung anzubieten?«
    »GutenGeschmack?«
    Ich schnaubte. »Dein Hemd beweist das Gegenteil!«
    Mein Großvater lachte, wohl wissend, dass gegen sein Hemd – eines von mindestens zehn rot-schwarz karierten Baumwollhemden im Lumberjack-Stil – absolut nichts einzuwenden war. Nachdem wir aufgegessen hatten, standen wir auf und brachten unsere Verpackungen und Teller zu den Recycling- und Kompostbehältern.
    Wir begaben uns hügelaufwärts zu seinem Haus, und unser Atem bildete weiße Wölkchen, die mit dem grauen Himmel verschmolzen. Jeder seiner Riesenschritte entsprach drei von meinen, aber er drosselte sein Tempo, sodass ich mitkam. Ich nahm all meinen Mut zusammen, um ihm die Frage zu stellen,

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