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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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dass ich gegen ihn fiel. Zum ersten Mal, seit ich am Vortag ins Flugzeug gestiegen war, fühlte ich mich geborgen.
    »Ich habe dich vermisst«, sagte er.
    In der Stille klang selbst sein Flüstern laut. Ich löste mich von ihm, legte einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihm, tiefer in den Wald hineinzugehen. Als ich in halsbrecherischem Tempo losstürmte, hielt er mit mir Schritt. Bei einer kleinen, von Pinien gesäumten Lichtung hielt ich an.
    Bis auf den ausgeprägten Mentholduft der Eukalyptusbäume, erinnerte sie mich an die Lichtung im Townsend Park.
    »Ich glaube, hier sind wir sicher.« Ich schlang die Arme um mich.
    Asher prüfte das Gelände. Sein Gehör und seine Sehkraft waren wesentlich ausgeprägter als bei mir.
    »Meinst du, jemand ist hinter uns her?«
    Ich schüttelte den Kopf und ging nervös auf und ab. »Nein, aber wir müssen vorsichtig sein. Sie sind besser vorbereitet als gedacht. Am Flughafen wurde ich überwacht. Sie sind immer auf der Hut vor Beschützern.«
    Asher lehnte sich an einen Baumstamm und steckte die Hände in die Manteltaschen. »Willst du mir erzählen, was dich zum Durchdrehen gebracht hat? Deine SMS klang beängstigend.«
    Ich muss einen komplett wirren Eindruck gemacht haben, als ich den Kopf zurückwarf und lachte. Einer seiner Mundwinkel verzog sich zu einem kleinen Lächeln, während er darauf wartete, dass ich mich wieder einkriegte.
    »Gabriel hat gesagt, ich drehe nicht durch«, sagte ich trocken.
    Asher zog die Augenbrauen hoch. »Du hast mit Gabriel gesprochen?«
    Ich nickte. Zum zweiten Mal an diesem Abend erklärte ich, was nach Erins Berührung mit mir passiert war. Asher gab seine entspannte Pose auf und stieß sich von dem Baum ab. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und ich dachte schon, er sei vielleicht sauer.
    Wie Gabriel schwieg auch er eine Weile, nachdem ich zu Ende erzählt hatte. Man merkte ihm an, dass er etwas sagen wollte, die Worte aber nicht herausbekam. Je länger das dauerte, umso größer wurde meine Angst.
    »WAS?«, schrie ich schließlich. »Was weißt du, das ich nicht weiß? Asher, ich habe noch nie in meinem Leben einensolchen Schreck bekommen. Ich stand kurz davor, über dieses Mädchen herzufallen. Was geschieht mit mir?«
    Ich schlug mir die Hände vors Gesicht. Ich merkte nicht, wie Asher zu mir herkam, aber ich wehrte mich, als er mir die Hände vom Gesicht zerren wollte. Was sowieso nichts nützte. Er drückte sie einfach herunter. Seine Daumen streiften die Innenseiten meiner Handgelenke, und ich bezweifelte, dass ihm das überhaupt bewusst war. Unwillkürlich beschleunigte sich mein Puls.
    Asher ging in die Knie, damit er mit mir auf gleicher Augenhöhe war. »Es ist alles okay. Was da passiert ist, ist völlig normal. Für einen Beschützer, wohlgemerkt.«
    Mir klappte der Mund auf, und er tippte mir mit unseren verschränkten Händen ans Kinn.
    »Erinnerst du dich, als ich dir erzählte, dass unsere Eltern uns von klein auf trainieren, in der Nähe von Heilerinnen unseren Schutzwall oben zu lassen? Dafür gibt’s auch einen Grund. Einen, den du nur zu gut kennst.«
    »Diese Gier … du meinst, die fühlst du die ganze Zeit?«
    »Nein. Nur in der Gegenwart von Heilerinnen. Und in deiner.«
    Ich stöhnte auf und löste mich von ihm. Die Hände in die Hüften gestemmt, ging ich auf und ab. Er ließ es zu, vermutlich, weil er mir Zeit geben wollte, das zu verdauen. So oft hatte er mich gewarnt, dass er eine Gefahr für mich darstellen würde, dass er sich in meiner Gegenwart beherrschen müsse. Nachdem ich nur den Einfluss meiner Fähigkeiten registriert hatte, war mir nie klar gewesen, was er damit meinte. Die Art, wie es meinen Körper nach Erins Energie verlangt hatte … Sie zu verletzen, war mehr als nur eine Möglichkeit gewesen. Wie dumm und naiv ich gewesen war! Wie hatte er gegen die Gier angekämpft, wann immer wir uns berührten?
    Asher war viel stärker, als ich vermutet hatte.
    »Nun …«, sagte ich.
    »Nun«, antwortete er.
    »Jedes Mal, wenn ich denke, ich weiß jetzt, worauf wir uns einstellen müssen, bekomme ich wieder eine reingewürgt!«
    »Eine Pause ist uns einfach nicht vergönnt, hm?«
    Sein glänzendes Haar fiel ihm über die Stirn, und mich juckte es in den Fingern, ihn anzufassen. Stattdessen vergrub ich meine Hände in den Taschen.
    Ich trat von einem Fuß auf den anderen. »Dich überfällt wirklich jedes Mal, wenn wir uns berühren, diese Gier und diese unbändige Energie?« Er nickte. »Wie

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