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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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Familie? Glaubst du etwa, diese Leute werden nicht hinter ihnen her sein?«
    An meine Familie hatte ich gar nicht gedacht. Es war mir nicht einmal eingefallen, an sie zu denken. Gott, was war ich eigensüchtig! Ich suhlte mich in meiner Trauer, sonst nichts. Was, wenn sie sich an meinen Vater, Laura oder Lucy heranmachten? Andererseits, wäre es nicht besser, ich verschwände einfach? Wo immer ich hinging, brachte ich Unheil. Vielleicht waren die Chancen für meine Familie größer, wenn ich weg war.
    Als könnte er meine düsteren Gedanken hören, berührte Gabriel mein Knie. »Denk doch mal nach, Remy. Ich möchte es den Leuten heimzahlen, die meiner Familie das angetan haben, aber ich brauche deine Hilfe dafür. Bitte, hilf mir!«
    Seine Worte, die aus Ashers Mund hätten kommen können, stimmten mich etwas milder. »Du wirst auch dabei draufgehen, Gabriel. Wenn ich dir helfe, bist du am Ende auch noch tot. Ich kann nicht …« Ich verstummte und holte tiefLuft. »Ich kann doch nicht für noch einen Tod verantwortlich sein. Also, bitte mich nicht …«
    Gabriel richtete sich auf und trat einen Schritt zurück. Seine Stimme klang kalt und bitter. »Dann habe ich also die ganze Zeit über recht gehabt. Du hattest meinen Bruder nie verdient, Heilerin!«
    Er verließ das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich mit einem leisen Klick, anstatt sie zuzuknallen. Fast wünschte ich, er hätte das getan. Mit Wut kam ich viel besser klar als mit Enttäuschung. Ich glitt zu Boden, rollte mich zusammen und wünschte, nicht Asher wäre gestorben, sondern ich.

    Gabriel hatte recht.
    Asher zuliebe durfte ich nicht aufgeben. Je länger ich auf diesem doofen Badezimmerboden lag, umso deutlicher kristallisierte sich eines heraus.
    Ich wollte Rache. Selbst nach allem, was Dean meiner Mutter und mir angetan hatte, hatte ich nur weggewollt. Ich hatte mich keinen Fantasien darüber hingegeben, wie ich ihm dieselben Schmerzen zufügen könnte, die er mir zugefügt hatte. Dagegen hatte der Anblick Ashers, der aus kürzester Entfernung erschossen worden war, sich so in mein Hirn eingebrannt, dass ich diese Männer nur noch tot sehen wollte.
    Zunächst einmal aber konnte ich für Asher nur eines tun: Mich auf die Jagd nach denjenigen machen, die uns überhaupt an die Beschützer verraten hatten. Gabriel hatte seinem Bruder die Treue gehalten, wer aber hatte uns dann an diese Männer verraten? Dass sie uns am Inspiration Point aufgelauert hatten, konnte schließlich kein Zufall sein. Sie hattenuns schon erwartet. Sie wussten, dass wir in Verbindung standen. Offensichtlich hatten die Beschützer die Gemeinde meines Großvaters sehr genau beobachtet, und das hieß, dass auch andere in Gefahr schwebten. Mein Großvater musste krank vor Sorge sein, ich dagegen hatte kaum einen Gedanken an ihn verschwendet. Ich musste seine Leute warnen, ihnen helfen, wenn es ging. Und wenn ich dabei ums Leben kam, was machte das schon. Zumindest ließe ich mein Leben für eine gute Sache und gäbe es nicht auf dem Boden irgendeines miesen Motels auf.
    Schließlich rappelte ich mich auf. Jeder Muskel protestierte und erinnerte mich daran, wie schlimm meine Verletzungen waren. Als die Welt sich zu drehen begann, griff ich Halt suchend nach dem Waschbecken. Völlig ausgeschlossen, dass ich mich in diesem Zustand allein heilen konnte.
    Ich öffnete die Badezimmertür und wäre um ein Haar über den schlafenden Gabriel gestolpert. Er hatte sich gleich neben der Badezimmertür auf den Boden gelegt, damit ich nicht unbemerkt abhauen konnte. Mir war zuvor gar nicht aufgefallen, wie übel er zugerichtet war.
    Selbst im Schlaf wirkte er noch angespannt. Unter den Augen hatte er dunkle Ringe. Nahe am Haaransatz verfärbte ein Bluterguss seine Stirn, und er hatte garantiert auch noch anderswo welche. Zu dumm, dass ich ihn so bald nicht würde heilen können.
    Aus Angst, ich würde ohnmächtig, wenn ich mich zu ihm hinunterbeugte, stupste ich ihn mit dem Fuß.
    »Gabriel!«
    Von einer Sekunde auf die andere wachte er auf, schüttelte den Schlaf ab und sprang auf die Füße. Als er sah, dass keine Gefahr bestand, löste er sich aus seiner Angriffshaltung und sah mich neugierig an.
    Ich atmete durch meine Nase ein und aus. »Bringen wir’s hinter uns, okay?«
    Ihm war sofort klar, was ich meinte, und dafür war ich ihm dankbar. Ich wusste, dass ich zickig klang, aber ich konnte nicht anders. Gabriel führte mich zum Bett und half mir, mich hinzusetzen. Dann zog er sich

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