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Die Schatten des Mars

Die Schatten des Mars

Titel: Die Schatten des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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eher keine Tiere, sonst hätten sie seinen Kugeln nicht standhalten können. Außerdem hätten sie ihn in Stücke gerissen, wenn es wirkliche Wölfe gewesen wären.
    Ohne den Blick von den unheimlichen Kreaturen abzuwenden, betastete der Junge sein rechtes Handgelenk, fand aber keine Verletzung. Vorsichtig bewegte er Finger und Zehen, um die Kontrolle über seinen Körper wiederzugewinnen.
    Der grauhaarige Mann beobachtete Arifs Bemühungen mit einem Lächeln, sagte aber nichts. Er trug keine Waffen und ließ auch sonst jede Vorsicht vermissen. Kopf und Hals befanden sich ungeschützt in Arifs Reichweite, was nur bedeuten konnte, daß er völlig arglos war. Der Junge spannte die Muskeln an und registrierte zufrieden, daß er den Schmerz in seinem Nacken kontrollieren konnte. Er mußte sein Gewicht nur ein wenig auf seine rechte Schulter verlagern und dann ... Doch selbst wenn seine linke Schlaghand den Kehlkopf des Mannes nicht verfehlte, waren da immer noch die Hunde.
    Schwer atmend ließ sich der Junge zurücksinken und schloß einen Augenblick lang die Augen, um besser nachdenken zu können. Wenn er den Grauhaarigen nicht töten konnte, mußte er ihm ein Geschäft anbieten, damit er ihn laufen ließ. Allerdings besaß er nichts außer seiner Kleidung und dem Rucksack, den der Fremde vermutlich längst durchsucht und an sich genommen hatte.
    »Was wollen Sie von mir?« murmelte er heiser und starrte den Grauhaarigen feindselig an.
    »Was ich von dir will?« wiederholte der Mann amüsiert. »Eigentlich nichts, abgesehen von einer Erklärung für dein, nun sagen wir einmal – etwas ungewöhnliches Verhalten.«
    Die ganze Zeit über hatte er in einer Art Sanitätskasten gewühlt und schien nun endlich das Gewünschte gefunden zu haben.
    »Kannst du den Kopf allein heben, oder soll ich dir helfen?« erkundigte er sich gelassen, während er die Vakuumverpackung eines Verbandspäckchens aufriß.
    Anstelle einer Antwort richtete sich Arif auf und betastete vorsichtig die blutverkrustete Wunde an seinem Hinterkopf. Sie schien noch ein wenig nachzubluten, war aber keineswegs gefährlich. Der Junge wußte, wie sich gefährliche Wunden anfühlen.
     
    ... die Explosion riß Arif aus dem Schlaf. Noch halb beno m men rollte er sich zur Seite und versuchte, auf die Füße zu kommen.
    »Hände hoch – keine Bewegung!« bellte eine Sti m me, während das scharfe Knattern einer automatischen Waffe den Putz von der Decke ri e seln ließ.
    Ängstlich starrte der Junge auf die roten Lichtpunkte der Laservisiere und hob gehorsam die Hände. Ve r mummte G e stalten stürmten durch die aufg e sprengte Tür in den Raum.
    Omon-Leute! dachte Arif entsetzt, als er die Kampfanzüge erkan n te. Ein Schlag in den Unterleib, ansatzlos ausgeführt, preßte ihm die Luft aus den Lu n gen und ließ ihn nach vorn taumeln. Einen Augenblick später war sein Mund eine einz i ge blutende Wunde. Ein Kniestoß hatte ihn mit voller Wucht am Kinn getroffen. Im Fallen sah Arif, wie die Soldaten an ihm vorbe i stürmten, und hörte Holz splittern.
    Der Gedanke an Djamila ließ ihn aufstöhnen, bevor der nächste Schlag sein Bewußtsein auslöschte.
    »Bleib liegen«, zischte eine Stimme, als er zu sich kam. »Still!«
    Was ist passiert? dachte der Junge ängstlich, wagte es aber nicht, den Blick zu heben.
    Schritte näherten sich, jemand stieß mit dem Fuß e i nen Gegenstand zur Seite.
    »Die verdammte Schlampe hatte ein Messer«, knur r te e i ne Stimme auf Russisch. »Grigori hat’s erwischt.«
    Jetzt wußte Arif, weshalb die Schritte so schwer und u n beholfen klangen. Die Soldaten trugen etwas. Einen Verlet z ten? Dj a mila?
    »Der Schweinehund hat’s nicht anders verdient«, versetzte der Einhe i mische, der den Jungen gewarnt hatte. »Ich hoffe, sie hat ihm die Eier a b geschnitten ...«
    »Ich leg dich um, Tarbai!« die Stimme des anderen Soldaten klang schrill vor Zorn. Etwas klirrte meta l lisch, dann ein dumpfer Aufschlag.
    »Schluß jetzt!« Die Stimme kam von der Tür und duldete keinen Widerspruch. Arif konnte förmlich sp ü ren, wie die Soldaten zusamme n zuc k ten. »Kontschew, stehen Sie auf und nehmen Sie Ihre Waffe! Tarbai, was ist mit dem da?«
    Der Junge hielt den Atem an, die Angst löschte den Schmerz aus.
    »Tot«, erwiderte der Angesprochene gelassen. »Hat sich wohl das G e nick gebrochen.«
    »Um so besser«, murmelte der Offizier desintere s siert, »der Einsatz ist abgeschlossen. Abmarsch!«
    Endlose Sekunden vergingen, dann

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