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Die Schatten des Mars

Die Schatten des Mars

Titel: Die Schatten des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Marineris führte. Noch vor wenigen Tagen war die Straße am Abend ein lärmendes Lichterband gewesen, das vor Mitternacht kaum zur Ruhe kam. Manchmal hatte der Wind das Heulen der Turbinenwagen bis hinauf in die Berge getragen. Jetzt lag die Magistrale wie ausgestorben im Dunkel.
    Der Krieg hatte die Lichter, den Lärm und den Glauben an eine menschliche Zukunft ausgelöscht.
    Es war ein merkwürdiger, stiller Krieg gewesen.
    Zuerst waren die M-Shuttles weggeblieben, die dickbäuchigen Frachtfähren der Marsgesellschaft, die sonst im Halbstundentakt herabschwebten und mit dem Gebrüll ihrer Triebwerke die Schwerkraft verhöhnten. Die Stille war ungewohnt, und manchmal ertappte sich Martin kopfschüttelnd dabei, wie er den Himmel nach einer Spur der Riesenvögel absuchte.
    Er wußte, daß der Krieg zu Ende war. Am Morgen hatte er Flemming getroffen, einen der wenigen Siedler hier draußen, die sich den Luxus einer privaten Richtfunkverbindung leisten konnten. Die Kommunikationssatelliten der Marsgesellschaft arbeiteten nach wie vor, nur gab es nichts mehr, das sie hätten übertragen können. Connection terminated. Die Erde war verstummt. Flemming hatte ihm die letzte Nachricht gezeigt, die ihn erreicht hatte. Martin hatte nicht alles verstanden, nur, daß eine riesige Flutwelle auf die Stadt zuraste, in der der unbekannte Absender lebte. Er war nicht einmal mehr dazu gekommen, sich zu verabschieden ...
    Martin hatte seiner Frau nichts davon erzählt. Hätte er ihr sagen sollen, daß sie die Erde und das Meer, nach dem sie sich so sehr sehnte, nie wiedersehen würde?
    Ein Geräusch ließ ihn zusammenfahren.
    Dort unten war jemand.
    Obwohl der dunstverhangene Nachthimmel wie ein dunkles Tuch über dem Land lag, glaubte der Mann die Umrisse mehrerer Gestalten wahrzunehmen, die rasch näherkamen.
    Wenn es Plünderer waren, dann verhielten sie sich allerdings mehr als unvorsichtig. Oder sie rechneten nicht mit Widerstand. Die vereiste Sandkrume knirschte unter ihren schweren Tritten, und manchmal klirrte es, als treffe Metall auf Metall.
    Bald hatten sich die Eindringlinge so weit genähert, daß sich ihre Silhouetten deutlich vom Hintergrund abhoben. Es waren insgesamt drei, die sich aufrecht und ohne Deckung zu suchen ihren Weg über das Geröll bahnten.
    Vorsichtig griff Martin nach seiner Waffe. Als er den Sicherungshebel umlegte, erschrak er vor dem scharf-metallischen Geräusch, mit dem der Bügel einrastete.
    Erst als er die Waffe in Anschlag gebracht hatte, erkannte er, daß er sich getäuscht hatte. Die Eindringlinge waren keine Plünderer; es waren nicht einmal Menschen. Sie bewegten sich anders und waren größer, viel größer.
    Cyrobs, dachte der Mann erschrocken und ließ die Waffe sinken. Menschliche Angreifer hätte er damit vielleicht einige Zeit aufhalten können, aber gegen die gepanzerten Kolosse war sie wirkungslos. Ursprünglich waren die Cyrobs für die Arbeiten in der schwer zugänglichen Acidalia-Region konstruiert worden. Die Gesellschaft betrieb dort mehrere Clarith-Minen, in denen es kaum menschliche Arbeitskräfte gab. Aber diese hier trugen keine Werkzeuge, sondern Waffen. Irgend jemand hatte sie hergebracht, um sich nicht selbst die Hände schmutzig zu machen. Aber warum?
    Natürlich kannte der Mann die Gerüchte, die in den Städten über den angeblichen Reichtum der Steinsucher die Runde machten. Und es hatte in der Tat eine Zeit gegeben, in der man vom Verkauf der Sonnensteine recht gut leben konnte. Doch das war Vergangenheit, denn mittlerweile hatte sich herausgestellt, daß der Gebrauchswert der leuchtenden Kristalle eher gering war. Das Interesse der Schmuckhändler hatte schlagartig nachgelassen, als sich zeigte, daß die Kristalle unter irdischen Druckverhältnissen nach wenigen Sekunden ihren Glanz verloren und für immer erloschen.
    Doch wenn es nicht die Sonnensteine waren, was war es dann?
    In diesem Augenblick riß die Wolkendecke auf, und jetzt konnte Martin die dunklen Umrisse eines Luftkissenfahrzeugs erkennen, das sich mit abgedunkelten Scheinwerfern zwischen den Dünen verbarg.
    Ein Stormglider! Auf dem Mars existierten nicht mehr als drei oder vier dieser hochgerüsteten Flugmaschinen, die ausschließlich den MFOR-Sicherheitskräften zur Verfügung standen. Wer auch immer hinter dieser Aktion steckte, Plünderer waren es bestimmt nicht ...
    Die Cyrobs hatten sich mittlerweile so weit genähert, daß er das Surren ihrer Antriebsaggregate hören konnte. Erstaunlich

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