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Die Schatten des Mars

Die Schatten des Mars

Titel: Die Schatten des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Bedingungen stelle ich!« unterbrach ihn Persson grob. »Und Sie werden tun, was wir von Ihnen verlangen. So wie die Dinge stehen, bleibt Ihnen allerdings nicht mehr viel Zeit.«
    Er ist verrückt, dachte Martin schockiert. Dieser Mann haßt mich so sehr, daß er seine einzige Trump f karte aus der Hand geben würde, nur um es mir hei m zuzahlen.
    Er hatte keine Vorstellung, wie er den gewünschten Kontakt herstellen sollte. Er hatte den Chanan getroffen, das stimmte, aber vielleicht war auch diese Begegnung nur eine Art Tagtraum gewesen, eine Vision wie der bunte Holzwagen Emilio Francettis ...
    – Rotes Licht flutete plötzlich in die Kabine des Stormgliders, Persson und seine bewaffneten Begleiter verloren beinahe schlagartig ihre Konturen und verschwanden. Nur die Wände des Fahrzeugs blieben sichtbar, auch wenn sich ihre Oberfläche veränderte. Noch bevor sich die samtschwarz schimmernden Auslagen formiert hatten, wußte Martin, was sie enthalten würden.
    »Kennst du das Märchen vom Fischer und seiner Frau?« bemerkte eine spöttische Stimme hinter seinem Rücken.
    Erschrocken fuhr Martin herum.
    Francetti!
    Er hatte diese Anspielung schon einmal gehört, und damals hatte er den Mann gehaßt. Am Ende hatte er sich nicht anders zu helfen gewußt, als ihm ein Messer in die Brust zu stoßen, doch das war lange her ...
    »Benvenuto, amico mio«, verkündete Francetti gutgelaunt und musterte den alten Mann mit nachsichtigem Interesse. »Du siehst ein wenig müde aus, mein Junge. Aber das bekommen wir schon wieder hin.«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Martin. »Und Ihre Geschäfte interessieren mich nicht. Nicht mehr.«
    »Darüber solltest du noch einmal nachdenken, mein Freund. Du erinnerst dich doch an das Meer?«
    Und ob ich mich erinnere, dachte der Raumfahrer und wich dem Blick des Fremden aus. Aber es war nur ein Traum.
    »Mein Angebot steht nach wie vor«, fuhr Francetti fort. »Ein Leben für ein Leben. Und dir bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    »Es war schön«, erwiderte Martin leise. »Damals hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte Ihr Angebot angenommen. Aber das ist lange her, und heute weiß ich, daß der Preis zu hoch gewesen wäre. Was ich gesucht habe, ist hier, nirgendwo anders.«
    »Das wird die Zeit weisen, mein Freund«, erwiderte Francetti achselzuckend und griff nach einer der schillernden Kugeln, die die Regalwände hinter ihm bis an die Decke füllten. »Doch selbst, wenn wir nicht miteinander ins Geschäft kommen, solltest du verhindern, daß dieser rachsüchtige Schwachkopf noch mehr Unheil anrichtet.«
    »Persson?!« erkundigte sich Martin hastig.
    »Natürlich Persson«, bestätigte der Fremde. »Sieh ihn dir an, mein Junge. Er ist bereits auf dem Weg, und ich kann mir nicht vorstellen, daß das ein Höflichkeitsbesuch wird.«
    Der Raumfahrer beugte sich über die bunt schimmernde Kugel und beobachtete die winzige, ölig glänzende Gestalt in ihrem Inneren, die mit entschlossener Miene vorwärts marschierte, ohne auch nur einen Zentimeter voranzukommen.
    »Noch kannst du ihn aufhalten!« Francetti rüttelte den alten Mann ungeduldig an der Schulter.
    »War hat er vor?« Die Furcht preßte Martin die Kehle zu.
    »In ein paar Sekunden wirst du es wissen«, flüsterte der Fremde beschwörend. »Aber dann wird es zu spät sein.«
    Hastig griff Martin nach dem silbernen Stilett, das ihm Francetti reichte.
    Mit versteinerter Miene beobachtete er, wie Persson in geduckter Haltung vorwärtsschlich. Als der Colonel sein Ziel erreicht hatte, ging er in die Hocke und entsicherte seine unsichtbare Waffe.
    »Jetzt!« rief Francetti, und Martin stieß zu.
    Die Kugel zerplatzte mit einen dumpfen Geräusch, und Colonel Edward G. Persson starb, noch bevor er die erste Granate in das stille dunkle Haus am Fuße der silbernen Berge feuern konnte. Die drei Cyrobs beugten sich wie ratlose Ärzte über den leblosen Körper und marschierten schließlich im Gleichschritt zurück ins Tal.
     
    Als der alte Mann am Morgen zum Haus zurückkehrte, stand die Frau noch immer am Fenster. Ihr Gesicht war grau, und die Tränen hatten glitzernde Spuren über ihre Wangen gezogen. Sie sagte kein Wort, als Martin die Tür hinter sich zuzog und sie in die Arme nahm.
    Die Frau zog ihn an sich und beobachtete mit leuchtenden Augen, wie sich die lachsfarbene Sonne schlaftrunken über den Gipfeln des Tharsis-Massivs erhob. Ihre Strahlen brachen sich in den Facetten der Kristallfenster und hüllten die beiden in ein

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