Die Schatten des Mars
nach Edwards abkommandiert worden – zurück aus einem Alptraum, der ihn bis heute verfolgte ...
»Bitte nehmen Sie Platz, Kapitän Lundgren«, begrüßte ihn Persson mit kalter Höflichkeit und deutete auf einen freien Sessel. »Ich bedauere, daß wir Ihnen Ungelegenheiten bereiten mußten, aber unsere Mission duldete leider keinen Aufschub.«
»Dafür gibt es bestimmt gute Gründe«, erwiderte Martin und zwang sich zu einem Lächeln, »über die Sie mich sicher umgehend aufklären werden.«
»Wir haben keine Zeit mehr für Spielchen!« schnappte Persson wütend. »Sie wissen doch, was passiert ist. Diese verdammten Idioten haben die Generatoren zerstört. Die Grüngürtel sind schon jetzt kaum noch zu retten. In ein paar Tagen wird die Sauerstoffkonzentration in der Atmosphäre auf weniger als zehn Prozent abgesunken sein. Ihnen muß ich doch nicht erklären, was das bedeutet ...«
Martin zuckte zusammen. Zwar hatte es Gerüchte über zerstörte Anlagen gegeben, dennoch war er bislang davon ausgegangen, daß sich am Ende doch noch die Vernunft oder wenigstens der Selbsterhaltungstrieb durchsetzen würde. Offenbar hatte er sich getäuscht.
»Das tut mir leid ...«, murmelte er hilflos.
»Ach ja?« höhnte der Oberst. »Und Sie haben noch nie darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn die ganze Bande mit ihren Maschinen, ihren Touristenzügen, Bars, Souvenirshops und Imbißbuden mit einem Schlag wieder von Ihrem Planeten verschwinden würde? Wirklich noch nie?«
Wenn er wüßte, wie recht er hat, dachte Martin und spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg.
»Worauf wollen Sie hinaus, Colonel?« erkundigte er sich vorsichtig.
»Sie müssen uns helfen, Lundgren«, Perssons Stimme drang dumpf durch die Filter seiner Atemmaske.
»Wie?«
»Man erzählt sich, daß Leute wie Sie fast ohne Sauerstoff auskommen können«, erwiderte der Oberst mit unterdrücktem Groll, »Und ich vermute, daß das auch auf Ihre Angehörigen zutrifft. Oder täusche ich mich da, Mr. Lundgren?«
Er versucht, mich zu erpressen. Martin war froh, daß die Gelschicht der Maske den lauernden Ausdruck in Perssons Zügen verbarg.
»Lassen Sie meine Frau aus dem Spiel!« entgegnete er mit Nachdruck. »Außerdem haben Sie mir noch immer nicht gesagt, was Sie eigentlich von mir wollen.«
»Sie sind der einzige, der jemals mit ihnen gesprochen hat«, erwiderte Persson ungeduldig.
» Sie bestimmen, wann und mit wem sie Kontakt aufnehmen«, korrigierte der alte Mann nachsichtig. »Außerdem ist das lange her ...«
»Sie haben mit ihnen gesprochen!« unterbrach ihn Persson wütend. »Und Sie werden wieder mit ihnen sprechen, sonst wird es Ihnen verdammt leid tun!«
Einer der Offiziere räusperte sich vernehmlich, doch der alte Mann schien die Drohung überhört zu haben.
»Und was soll ich ihnen Ihrer Meinung nach sagen?« erkundigte er sich beinahe amüsiert.
Persson schien begriffen zu haben, daß er zu weit gegangen war, und versuchte, seinen Fehler gutzumachen: »Die metabolischen Veränderungen, die Sie am Leben erhalten, könnten auch den Menschen da draußen helfen. Bitten Sie sie um Hilfe, appellieren Sie an ihr Verantwortungsgefühl, an ihr Gewissen meinetwegen ... Aber tun Sie endlich etwas!«
Martin lachte.
Er konnte nichts dagegen unternehmen, es brach einfach aus ihm heraus.
Persson zuckte zurück, als habe er eine Ohrfeige erhalten. Seine Begleiter starrten den alten Raumfahrer verblüfft an.
»Es ... tut ... mir leid«, entschuldigte er sich, nachdem er sich ein wenig gefaßt hatte. »Aber das Wort Gewissen in diesem Zusammenhang ... Haben Sie im Ernst geglaubt, ich würde auf diesen Vorschlag eingehen?«
»Sie werden Gelegenheit haben, zu erfahren, was mein Ernst ist«, entgegnete Persson kalt und griff nach seinem Datacom. »Jede Gelegenheit ...«
Seine Finger glitten zielstrebig über die Sensoren der Kommunikationseinheit, und erst jetzt begriff Martin, was er angerichtet hatte. Dieser Mann war zu allem fähig, und er hatte ihn sogar noch herausgefordert.
Anna, dachte er und spürte plötzlich einen heftigen Stich unterhalb seines Brustbeins. Er wird sie umbri n gen lassen ...
Martin atmete flach, um den Schmerz nicht zu provozieren, der sich wie ein glühendes Netz über seinen Brustkorb ausbreitete. Als das Brennen ein wenig nachließ, hatte er einen Entschluß gefaßt.
»In Ordnung, Colonel«, murmelte er mit gesenktem Kopf. »Ich werde versuchen, den Kontakt herzustellen. Unter einer Bedingung ...«
»Die
Weitere Kostenlose Bücher