Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
bleiben. Ich glaube, ich habe den Typ vergrault.«
    Sorgenfalten umwölkten Coyles zerschlagenes Gesicht. »McGinty scheißt sich in die Hosen, wenn wir Fegan nicht kriegen.«
    »Kann sein. Aber er scheißt noch ganz woanders hin, wenn die Bullen uns hopsnehmen.«
    Irgendetwas auf der anderen Seite des Flusses erregte Coyles Aufmerksamkeit. »He, wer ist das denn?«
    Campbell schaute in die Richtung, in die Coyles Finger zeigte, zum anderen Ende der Brücke. »Mein Gott, das ist sie, mit ihrem Kind. Nur kein Fegan.«
    »Er muss mit dem Wagen unterwegs sein.«
    »Deine analytischen Fähigkeiten sind heute wieder umwerfend, Eddie.«
    »Du kannst mich mal.«
    »Moment«, sagte Campbell. Er legte den Rückwärtsgang ein und setzte auf die Straße zurück, dann parkte er den Lieferwagen so, dass sie die Brücke im Auge hatten. Über das Gerumpel des Motors hinweg konnte er den Hund bellen hören. Er riss das Lenkrad nach links und fuhr mit aufheulendem Motor auf die Brücke zu, über die gerade Marie McKenna mit ihrer Tochter lief und nicht ahnte, dass sie kamen.
    Ohne auf das Hupen eines entgegenkommenden Wagens zu achten, fuhr Campbell auf die Gegenfahrbahn. Die aufgeschreckten Augen der Frau entdeckten ihn, als er auf die Bremse trat. Sie schaute sich hastig um, in welche Richtung sie laufen konnte, aber bevor sie sich noch in Bewegung setzen konnte, war er schon auf dem Pfad. Das kleine Mädchen stierte ihn an.
    »Machen Sie keinen Ärger, Marie«, sagte er und hielt sich die Seite.
    »Was wollen Sie?« Ihre Augen schossen wild hin und her. »Laufen Sie nicht weg. Wenn Sie weglaufen, wird es übel enden.«
    Tränen schossen aus Maries Augen, ihre Tochter umklammerte ihre Hüfte. »Es ist alles in Ordnung«, sagte Campbell. »Steigen Sie einfach in den Wagen. Wenn Sie keinen Ärger machen, gibt es auch keinen. Okay?«
    »Bitte lassen Sie Ellen gehen. Da drüben in dem Cottage sind Leute, die sich um sie kümmern werden.«
    »Tut mir leid, Marie.« Campbell kam noch näher. »Und jetzt beide in den Wagen. Sofort.«
     
    Die verhüllte Sonne war längst hinter den Bäumen des Glenariff Forest ein paar Kilometer südlich von Portcarrick versunken. Die Luft war kühl. Die einzigen Geräusche kamen vom zunehmenden Rauschen des Windes in den Blättern über ihnen, vom Klatschen der dicken Regentropfen und von Marie McKennas angsterfülltem Schluchzen. Sie saß im Laderaum des Lieferwagens und hielt ihre Tochter fest umklammert. Eddie Coyle stand an einen Baum gelehnt da und sah Campbell zu, der unruhig hin und her humpelte.
    »Ruf endlich zurück, verdammt noch mal«, herrschte Campbell das Telefon in seiner Hand an. Der Empfang war schlecht, was die dichte Decke von Fichtenwipfeln über ihnen nicht gerade besser machte, aber sie hatten von der Straße abfahren und entscheiden müssen, was als Nächstes zu tun war. Fast dreißig Minuten waren inzwischen vergangen, seit McGinty versprochen hatte, zurückzurufen und ihnen den Plan durchzugeben.
    »Das Mädchen fasse ich nicht an«, sagte Coyle jetzt schon zum fünften Mal, seit sie irgendwo mitten im Wald angehalten hatten.
    Campbell wirbelte herum und funkelte ihn an. »Kannst du endlich mal aufhören, immer wieder davon anzufangen?«
    Er überquerte die Lichtung und trat ganz dicht an Coyle heran. »Es macht die Sache nämlich nicht besser, wenn du ständig davon faselst. Am Ende sorgst du noch dafür, dass sie durchdreht und weiß der Himmel, was dann passiert. Also tu mir einen Gefallen und halt endlich deine verdammte Klappe, ja?«
    »Ach, leck mich doch «, sagte Coyle.«
    Campbell konnte seinen schlechten Atem riechen. »Na komm, zeig’s mir doch, Kumpel.«
    Coyles blutunterlaufene Augen flackerten vor Wut und Angst. Campbell war für einen Angriff des anderen gewappnet, als das Telefon klingelte.
    »Ja?«
    »Also«, sagte McGinty, »folgender Plan. Bull hat direkt hinter Middletown einen alten Bauernhof, nicht weit von der Grenze. Er hat dort Biodiesel gereinigt, bis sie ihm die Anlage dichtgemacht haben. Inzwischen gibt es dort Zwinger. Du weißt schon, für Hunde. In einer alten Scheune hat er sogar einen Kampfplatz angelegt, mit Tribüne und allem Drum und Dran.«
    »Meine Güte«, sagte Campbell.
    »Du kennst ja diese alten Knacker vom Lande. Alles blutrünstige Bastarde. Er will, dass man die beiden dort hinbringt. Ich fahre gleich runter und werde alles versuchen, damit die Sache nicht aus dem Ruder läuft. Aber Bull ist auf hundertachtzig. Die Sache mit Pater

Weitere Kostenlose Bücher