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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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auf, dass er gleich sterben würde. Das änderte sich erst, als Fegan die Waffe hob. Der andere begriff. Seine Augen sahen das eigene Ende. Fegan drückte zweimal ab. Der Wagen machte einen Satz nach vorne und blieb dann stehen, als der Fuß des RUC-Mannes vom Gaspedal rutschte.
    Dann Stille. Noch vor ein paar Sekunden hatte man von der Schule her das Lärmen der Kinder gehört, das Hupen und die Rufe der Ekern. Jetzt war in Fegans Ohren nur noch ein Rauschen.
    Der Junge stand stocksteif da. Schneeflocken glitzerten in seinem Haar. Er starrte Fegan an. Seine Augen waren kleine, tödliche Objekte, schwarze Löcher in einem weißen Gesicht.
    Dann fing das Schreien an, und Fegan rannte. Die Jungs kamen am Ende der Straße schlitternd zum Stehen, und er sprang auf die Rückbank. Die anderen jubelten und schlugen sich auf die Schenkel und ihm auf die Schulter, während der Motor aufheulte.
    Fegan trank, bis er sich im hohen Bogen auf den Boden des Pubs erbrach, dann heulte er und trank weiter. Michael McKenna umarmte ihn, und Paul McGinty schüttelte ihm die Hand. Vom den ganzen anerkennenden Schlägen tat ihm der Rücken weh, das Kokain und die Kotze stachen ihm in der Nase. Ein schwarzes Taxi brachte ihn zurück ins Haus seiner Mutter, wo er Mühe hatte, das Schlüsselloch zu finden.
    Im dunklen Flur standen ein kleiner Koffer und ein Müllsack. Er schaute in den Sack. Er war bis obenhin voll mit seinen Kleidern. Da trat seine Mutter aus der Dunkelheit. Er konnte ihre Augen sehen, sie glühten und funkelten vor Wut.
    »Ich habe es in den Nachrichten gesehen«, sagte sie.
    Fegan wischte sich den Mund ab.
    Ihre Stimme brach. »Ich habe gesehen, was du getan hast.« Fegan machte einen Schritt auf sie zu, aber sie hob nur eine Hand.
    »Verschwinde hier und komm nie wieder«, sagte sie mit leiser, trauriger Stimme. Dann stieg sie die Treppe hinauf. Als sie schon fast nicht mehr zu sehen war, drehte sie sich noch einmal um: »Ich schäme mich, dass ich einen wie dich unter meinem Herzen getragen habe«, sagte sie. »Ich schäme mich, dass ich einen Mann großgezogen habe, der es fertigbringt, jemanden vor den Augen seines eigenen Kindes umzubringen. Möge Gott mir vergeben, dass ich dich zur Welt gebracht habe.«
     
    Ein Windstoß ließ den Jaguar auf seiner Federung schaukeln und brachte Fegan in die Gegenwart zurück. Draußen wurde der Himmel immer dunkler, fette Regentropfen klatschten gegen die Windschutzscheibe. Seine Verfolger beobachteten alles und warteten ab.
    »Ruf ihn an«, sagte Fegan.
    Toner hörte auf zu wimmern. »Wen anrufen?«
    »Den Bullen. Sag ihm, er soll herkommen.«
    »Warum?«
    Fegan quetschte Toners Hand und wartete, bis die Schreie wieder abgeebbt waren. »Mach es einfach. Sag ihm, er muss sofort kommen. Sag ihm, dass du etwas für ihn hast.«
    Toner griff mit der rechten Hand in seine Tasche und holte sein Mobiltelefon hervor. Während er wählte, hielt er seine nassglänzenden Augen auf Fegan gerichtet.
    »Hallo Brian?… Ich bin’s, Patsy …Ja, ich weiß … Ich weiß … Es ist wichtig. Sonst hätte ich dich ja wohl nicht angerufen, oder? … Eine Extrazulage … Aber du musst sofort kommen … Also, Brian … In einer Stunde … Alles klar …«
    Während der Regen auf das Dach des Jaguars prasselte, hörte Fegan zu, wie Toner dem Cop den Weg beschrieb. Durch das bespritzte Fenster starrte ihn der RUC-Mann an. Ein leises Lächeln lag auf seinen Lippen.

»Ihr Wagen ist nicht da«, sagte Coyle.
    »Gut beobachtet, Sherlock.« Campbell öffnete die Tür des Lieferwagens und kletterte hinaus, umsichtig auf seine Oberschenkelverletzung bedacht. Aus einem Cottage neben dem Hotel spähte eine Frau zu ihnen herüber. Er lächelte sie an und nickte. Sie erwiderte den Gruß nicht.
    Coyle kam von der anderen Seite des Lieferwagens herüber. Er zeigte auf das Hotel. »Das ist es doch, oder?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Also, wie gehen wir die Sache an?« Coyle schien nervös zu sein.
    »Möglichst unauffällig. Zuerst finden wir heraus, ob sie überhaupt hier sind.« Campbell humpelte auf die Straße, die vor dem Hotel vorbeilief. Auf der anderen Seite der Flussmündung, jenseits der alten Kirche dehnte sich ein langer Strand bis zum Horizont aus, wo er auf eine Hügelkette traf, die bis ins Meer auslief. Diesseits berührte gerade die Sonne die Spitze des Berges hinter dem Hotel. Lange bevor sie das Gras und die Felsen erreicht hatte, würden die Wolken sie schon verschluckt haben. Ein Stück jenseits

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