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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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des Hotels und des Cottage verschandelte ein Komplex mit Ferienwohnungen die Klippen. Campbell konnte sich nicht entscheiden, was hier weniger hinpasste: die Siedlung oder der krude Basaltblock am Ufer, eine Art Denkmal.
    »Warte hier«, wies er Coyle an. »Ich gehe rein und schnüffle mal ein bisschen herum. Du mit deinem Gesicht würdest die Gäste ja glatt zu Tode erschrecken.«
    »Viel besser siehst du auch nicht aus.« Coyle tupfte sich mit einem Taschentuch das Kinn ab.
    »Stimmt wahrscheinlich«, sagte Campbell. »Trotzdem wartest du hier, in Ordnung?«
    »Und was ist, wenn Fegan da drin ist?«
    Campbell zuckte die Achseln. »Falls du Schüsse hörst, komm gelaufen. Ansonsten bleibst du verdammt noch mal hier. Alles klar?«
    Coyle seufzte und lehnte sich gegen den Lieferwagen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Fegan verdrossen an.
    Campbell betrat das Hotel und fand sich in einem großen Raum wieder, der früher einmal der Speisesaal gewesen sein mochte. Überall standen Tische und Stühle herum, die aussahen, als seien sie seit Jahren nicht mehr benutzt worden. Eine Tür führte zu einem anderen Raum, aus dem Campbell knisterndes Feuer und freundliches Gemurmel hörte. Er marschierte auf das Geräusch zu und zog eine Grimasse angesichts der flammenden Schmerzen in seinem Oberschenkel und den Funken zwischen seinen Rippen.
    Es war eine Bar. Auf der einen Seite befand sich ein großer Kamin, auf der anderen saßen auf Hockern ein paar Gäste. Allesamt drehten sie sich um und sahen ihn an. Campbell ging auf sie zu, und ein bärtiger, weißhaariger Mann legte seine Zeitung beiseite und stand auf. Campbell winkte ihn zum Rand der Theke, weg von der Handvoll Zecher.
    »Sind Sie der Besitzer?«, fragte er.
    »Ja. Seamus Hopkirk. Was kann ich für Sie tun?«
    Campbell lehnte sich dem Mann zu und sprach leise weiter.
    »Sie haben uns heute Morgen angerufen.« Er spähte über die Schulter des Wirts. »Wegen einiger ihrer Gäste.«
    Hopkirks Augen wurden schmal. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Richtig.«
    Hopkirk musterte ihn von oben bis unten. »Können Sie sich ausweisen?«
    »Im Augenblick nicht, Sir. Verstehen Sie, dies hier ist eine sehr heikle Angelegenheit, die wir gern so schnell wie möglich aus der Welt schaffen würden. Wenn Sie mir jetzt bitte einfach nur sagen könnten, wo ich Mrs. McKenna und ihren Freund finde, störe ich Sie nicht weiter.«
    Hopkirk schnaubte. »Hören Sie mal, junger Mann, halten Sie mich bitte nicht für einen alten Trottel. Ich habe mehr als zwanzig Jahre lang im Rat des Distrikts Larne gesessen und die letzten drei im Distriktausschuss zur Unterstützung der Polizei. Sie sind ebenso wenig Polizist wie ich selbst. Ich kann Ihnen aber immerhin sagen, dass sie nicht da sind. Wenn Sie mehr erfahren wollen, dann kommen Sie freundlicherweise mit irgendeinem Dienstausweis und der Telefonnummer des Diensthabenden Ihrer Wache wieder. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen - ich muss mich um meine Gäste kümmern.«
    Campbell packte Hopkirk am Handgelenk. »Kein Grund, gleich so ausfallend zu werden, Sir. Sagen Sie mir einfach nur, was ich wissen will, und ich werde Sie nicht weiter belästigen.«
    Hopkirk räusperte sich und sah hinab auf Campbells Hand. »Junger Mann«, sagte er so laut, dass seine Gäste aufmerksam wurden, »lassen Sie bitte meinen Arm los. Sie sind nicht hier. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Campbell hielt Hopkirks Blick noch einen Augenblick stand, dann sah er die Gäste an. Der am nächsten Sitzende, ein großer Mann, stand auf.
    »Alles in Ordnung, Hopkirk?«
    »Alles bestens, Albert. Der junge Mann hier wollte gerade gehen.«
    Campbell schätzte die Lage ab. Entweder ließ er den Mann los und ging hinaus oder … was? Sollte er sie etwa alle fesseln und dann aus dem alten Miesepeter herausprügeln, was er wissen wollte? Seufzend ließ er Hopkirks Handgelenk los.
    »Danke für Ihre Hilfe.« Er lächelte. Dann machte er kehrt und humpelte aus der Bar, durch den ehemaligen Speisesaal und hinaus in den heftiger werdenden Regen.
    »Und?«, fragte Coyle. Er hatte Zuflucht im Lieferwagen gesucht und rollte das Fenster auf der Beifahrerseite herunter, als er Campbell herauskommen sah.
    »Er sagt, sie sind nicht da.«
    Im Cottage nebenan erschien ein Hund am Fenster und bellte die Fremden wütend an. Campbell hievte sich auf den Fahrersitz. »Glaubst du ihm?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Campbell und ließ den Motor an. »Aber hier können wir nicht

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