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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Gedanken machen kannst, ist, wie sehr du leiden wirst. Verstehst du mich, Davy?«
    Er strich über Campbells regen- und schweißnasses Gesicht. »Antworte mir, Davy.«
    Campbells Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern. »Ich weiß nicht, was Sie wollen.«
    »Die Wahrheit. Sonst nichts.«
    Der Schotte wandte den Kopf, ein blutunterlaufenes Auge fixierte O’Kane. »Aber ich weiß nicht einmal, was ich getan haben soll. Bitte sagen Sie es mir.«
    O’Kane seufzte. »Du bist ein Spitzel, Davy.«
    »Nein.«
    »Lüg mich nicht an, das bringt nichts. Es ist keine Frage, es ist eine Feststellung. Ich weiß es. Dieselben Leute, für die du all die Jahre gearbeitet hast, haben dich jetzt hochgehen lassen.«
    Campbell presste die Stirn auf den Boden.
    »Ich habe es direkt aus dem Nordirlandbüro. Von einem hochnäsigen Klugscheißer, der redet, als wenn er mit der Kusine zweiten Grades der Queen vögeln würde. Er behauptet, dass du und er erst vor ein paar Tagen in Armagh in einem Wagen gesessen und darüber redetet habt, was unser Freund Gerry Fegan vorhatte.«
    Campbell ballte die Hände zu Fäusten.
    »Er sagt, du arbeitest schon seit den Neunzigern für die Fourteen Intelligence Company. Er sagt auch, du bist der Beste, den die haben. Aber so gut bist du nun auch wieder nicht, stimmt’s, Davy?«
    »Großer Gott«, keuchte Davy.
    »Jetzt hör mir zu, Davy. Du kannst auf die sanfte oder die harte Tour draufgehen.« O’Kane beugte sich vor, behielt dabei aber Campbells Gebiss im Auge. »Und damit meine ich, härter als alles, was du je gehört hast, als alles, wofür du je ausgebildet wurdest und was du in deinen schlimmsten Alpträumen geträumt hast.«
    »Nein«, sagte Campbell.
    »Ich werde dir wehtun. Ich werde dir so wehtun, dass du dir nicht vorstellen kannst, wie du es aushalten sollst.«
    Campbell schloss die Augen. Er war nicht dumm. Er hatte davon gehört, was O’Kane Männern wie ihm schon alles zugefügt hatte.
    »Und wenn du nicht redest, dann bringe ich dich raus in den Stall. Normalerweise greifen die Hunde keine Menschen an. Aber wenn sie Blut wittern …«
    O’Kane tätschelte Campbeils Schulter und lachte. »O weh, Davy. Du wirst selbst dabei zusehen, wie sie dir die Eingeweide rausreißen. Aber wer weiß, vielleicht springt dir auch einer vorher an die Kehle. Falls du Glück hast.«
    »Bitte«, sagte Campbell.
    O’Kane richtete sich auf. »Also, fangen wir an.«
    Er streckte den Arm aus, packte Campbeils linkes Handgelenk und hob seinen Arm hoch. Dann stemmte er mit seinem ganzen Gewicht einen Fuß auf die verletzte Seite des Spitzels und zog gleichzeitig den Arm nach oben.
    Campbell schrie erst auf, dann keuchte er, dann schrie er erneut auf und keuchte wieder. O’Kane nahm den Fuß weg und ließ den Arm ein wenig sinken. Er trat noch einmal gegen Campbells Rippen und wartete dann, bis der aufhörte, sich zu krümmen und abgehackte Schluchzer auszustoßen.
    »Sag mir die Wahrheit. Sag mir, wer uns sonst noch für deine Auftraggeber bespitzelt.«
    Ein blutiger Faden zog sich von Campbeils Mund bis zum Boden. »Ich schwöre bei Gott, ich weiß nicht, was…«
    »Verflucht noch mal!« O’Kane stemmte sich wieder mit seinem Gewicht gegen Campbeils Rippen und zog den Arm hoch. Der Brustkorb bog sich unter seinem Fuß. Campbells Schrei ging in ein hohes Heulen über. O’Kane nahm kurz den Druck weg, dann trat er mit dem Stiefel noch einmal fest in Campbeils Seite. Diesmal spürte er, dass etwas sich bewegte, knirschte, nachgab.
    Campbell schien keine Kraft mehr zum Schreien zu haben. Er riss nur den Mund auf, kniff die Augen ganz fest zusammen und atmete durch die zusammengepressten Zähne. Seine Wangen glänzen vor Tränen.
    »Herrgott, jetzt sag es mir einfach, Davy.«
    »Ich weiß nicht… weiß nicht…«
    O’Kane stellte seine Ferse auf Campbells Seite, spürte das schwammige Knirschen und sah das ausgehustete Blut, das aus dem Mund rann.
    »Sages mir.«
    »Toner. Patsy Toner.«
    »Großer Gott«, entfuhr es McGinty.
    O’Kane hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Was ist mit Patsy Toner?«
    Campbell hing an O’Kanes Faust wie ein nasser Sack. »Er ist … ihr Kontaktmann … er ist … er ist … derjenige, der … der mich eingeschleust hat.«
    O’Kane legte Campbells Arm auf den Boden und hockte sich neben ihn. »Schön ruhig atmen, mein Junge. Schön langsam. Was noch?«
    »Er sagt ihnen … alles … alles, was … veröffentlicht wird … sagt er ihnen, bevor… bevor

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