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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Körper.
    »Du wirst nichts finden«, sagte er und machte die Augen auf.
    Der Stämmige unterbrach kurz seine Suche und sah hoch. »Maul halten.« Als er beruhigt war, befahl er: »Mach den Kofferraum auf!«
    Sie gingen zum Heck des Wagens. Fegan entriegelte den Kofferraum auf, und mit einem Quietschen ging die Luke auf. Der Stämmige leuchtete mit der Laterne bis in die hintersten Ecken. Er zeigte auf die Segeltuchtasche.
    »Hol die raus!«
    Fegan griff in den Kofferraum und hob die Tasche hoch. Er stellte sie auf die Kante und zog den Reißverschluss auf. Aus sicherer Entfernung linste der Stämmige hinein. Dann steckte er seine Hand hinein, schob die Kleidungsstücke beiseite und entdeckte die schmierigen Scheine.
    »Verdammich«, sagte er. »Wie viel ist das?«
    Fegan zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
    Der Mann mit der Flinte trat näher heran. »Was ist los?«
    »Guck mal«, sagte der Stämmige und zeigte auf die Tasche.
    »Ich wird verrückt.«
    Die beiden Männer sahen einander an. Ein Dutzend Möglichkeiten schossen zwischen ihnen hin und her, aber letzten Endes schüttelten sie nur die Köpfe.
    »Los jetzt!«, sagte der Stämmige und nahm die Tasche. »Bull wartet schon.«
    Fegan fuhr die letzten paar hundert Meter mit der doppelläufigen Flinte auf seinen Kopf gerichtet und dem Stämmigen neben sich, der die Tasche mit dem Geld in seinem Schoß hütete. Die Scheinwerfer des Clio erfassten mit Mühe die immer schmaler werdende Straße, die sich den Hügel hinaufwand und schließlich in den Hof eines alten Gehöfts mündete. Eine Scheune stand offen, grelles Licht drang heraus. Am Eingang stand Eddie Coyle und wand gerade einen blutgetränkten Verband um seinen Kopf. Er stierte Fegan an.
    Beim Ausgehen ließ der Motor noch einmal den Wagen erzittern. Über das Rattern eines Generators hinweg hörte Fegan Hunde bellen und an den Stalltüren kratzen. Es roch hier nach Tod: nach schmerzhaftem, angsterfülltem Tod. Der Gestank kroch durch die geöffneten Scheiben. Schatten huschten über den Hof, wandten sich hierhin und dorthin und suchten.
    Bull O’Kane und McGinty traten in den Regen hinaus. Der Bulle kam hinüber zum Wagen und beugte sich vor, damit er hineinsehen konnte.
    »Komm ins Haus, Gerry.«
    Fegan öffnete die Fahrertür und stieg aus. Auch die beiden anderen Männer verließen das Auto. O’Kane winkte ihnen grüßend zu.
    »Kennst du die zwei Jungs?«
    »Nein«, sagte Fegan.
    »Tommy Downey und Kevin Malloy. Die reißen dich in Stücke, sobald du auch nur dann Anschein erweckst, als würdest du eine falsche Bewegung machen. Wenn du mir quer kommst, lasse ich diese beiden da auf die Frau da los. Verstanden?«
    »Verstanden«, sagte Fegan.
    O’Kane lächelte. »Gut. Ist ein ganzes Weilchen her, Gerry.«
    »Siebenundzwanzig Jahre.«
    »Meine Güte, tatsächlich?« O’Kane lachte. »Ich wünschte mir, ich könnte dir sagen, wie ich mich freue, dich wiederzusehen. Aber du hast mich enttäuscht. Mich und Paul. Naja, macht nichts. Komm erst mal rein.«
    »Wo ist Marie.«
    »Keine Sorge, die siehst du noch früh genug. Jetzt komm!«
    O’Kane machte kehrt und marschierte auf das Haus zu. Fegan spürte, wie ihn jemand in den Rücken stieß. Fegan funkelte ihn an, als er zur Tür ging, sagte aber nichts.
    Im Innern des heruntergekommenen Hauses war es feucht und kalt. Fegan sog die Kühle in sich ein, während er O’Kane durch die Küche folgte. Downey folgte und drückte Fegan die Schrotflinte zwischen die Schulterblätter, dann kamen McGinty und Coyle.
    Sie betraten das nächste Zimmer, wo auf einer uralten Couch Campbells bewusstloser Körper lag. Ein süßlicher Geruch legte sich über den Gestank nach Feuchtigkeit und Schimmel.
    Ein jüngerer Mann, so groß wie O’Kane, aber schwerer, stellte einen Holzstuhl in die Mitte des Zimmers. Fegan vermutete, dass das Pädraig war, Bulls Sohn.
    »Setz dich«, sagte O’Kane.
    Fegan gehorchte. McGinty und Downey kamen ins Zimmer. Mit ausdruckslosem Gesicht zündete McGinty sich eine Zigarette an. Die anderen warteten in der Küche.
    »Ich will Marie und Ellen sehen«, verlangte Fegan. Seine Hände zitterten nicht, nur sein Mund war trocken.
    »In Ordnung«, sagte O’Kane. Er sah Pädraig an und nickte in Richtung einer weiteren Tür. Ohne ein Wort verschwand sein Sohn darin.
    O’Kane starrte Fegan eine halbe Ewigkeit an, erst dann ergriff er wieder das Wort. »Und was machen wir jetzt, Gerry?«
    »Ihr lasst Marie und Ellen gehen«, sagte Fegan. »Und

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