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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Verdammt, ehe ich mir dein Gelaber anhöre, mache ich es lieber selbst.«
    »Wirf es bitte nicht mir vor, wenn McGinty dir nicht zutraut, dass du es hinkriegst«, sagte Campbell.
    Sein Körper wurde nach vorne geworfen, als Coyle voll auf die Bremse stieg.
    »Wie bitte?«
    »McGinty hat befürchtet, dass du Bockmist baust und mir deshalb gesagt, ich soll mitgehen. Kannst du mir ruhig glauben. Ich habe eigentlich Besseres zu tun, als Frauen und kleine Mädchen einzuschüchtern, aber ich mache, was man mir sagt. Und jetzt fahr weiter, bevor am Ende noch die Bullen vorbeikommen und sich fragen, warum du mitten auf der Malone Road rumstehst. Da vorne geht es ab.«
    »Ich weiß, wo es abgeht«, keifte Coyle und drückte aufs Gaspedal. Er riss das Steuer herum und zwang den Gegenverkehr zum Bremsen. Dann ging er vom Gas, und der Vauxhall Vectra rollte durch die Eglantine Road. Als sie das Haus der Frau erreicht hatten, surrte der Motor nur noch leise. In der Wohnung war es dunkel, aber der Wagen stand vor der Tür.
    Coyle griff hinter Campbells Sitz in den Fußraum und klaubte zwei halbe Ziegelsteine auf. Solche Dinge waren in Belfast an der Tagesordnung. Die Polizei nannte es »geringfügige Einschüchterung«. Lediglich eine Methode der Paramilitärs jeder Couleur, die Leute auf Spur zu halten, nichts Besonderes, nichts, worüber man sich aufregen musste. Außer natürlich, es erwischte einen selbst. Coyle machte die Tür auf und wollte aussteigen.
    »Pass auf, dass du nicht danebenwirfst«, sagte Campbell.
    »Ach, leck mich«, antwortete Coyle. In jeder Hand einen halben Ziegelstein, umrundete er die Motorhaube. Als er sah, wie Gerry Fegan aus dem Schatten des kleinen Gartens trat und sich ihm in den Weg stellte, schrie er auf und hätte die Steine beinahe fallengelassen.
    »Lass sie in Ruhe«, sagte Fegan. Über das leise Motorengeräusch hinweg konnte Campbell seine Worte soeben noch verstehen.
    »Was machst du hier?«, fragte Coyle.
    »Ich habe gesagt: Lass sie in Ruhe.« Fegan machte noch zwei Schritte auf Coyle zu. Im Scheinwerferlicht des Wagens glänzten seine unbarmherzigen Augen.
    Coyle wandte sich zu Campbell um. Campbell stieg hastig aus Wagen.
    »Du sollst nicht ihn ansehen, du sollst mich ansehen«, sagte Fegan. »Lass sie in Ruhe. Verschwinde hier und lass dich nicht mehr blicken.«
    Campbell kalkulierte schnell. Er hatte keine Waffe bei sich. Bei so einem kleinen Auftrag wäre das viel zu riskant gewesen. Wenn die Bullen einen anhielten, war ein Ziegelstein immer noch leichter zu erklären als eine geladene Waffe. Er fragte sich, ob Fegan wohl bewaffnet war. Wahrscheinlich nicht. Fegan kannte die Risiken ebenso gut wie er.
    Aber Fegan war schließlich auch verrückt.
    »Geh aus dem Weg, Gerry«, forderte Coyle. »Mit der Sache hast du nichts zu tun.«
    »Zum letzen Mal«, warnte Fegan mit unbewegtem Gesicht. »Lass sie in Ruhe. Verschwinde und lass dich nicht mehr blicken.«
    Mit düsterer Faszination sah Campbell zu. Ein Mann wie Coyle hatte nicht den Hauch einer Chance gegen Fegan. Fegan würde ihn in der Luft zerreißen. Meine Güte, wenn Fegan in Form gewesen wäre, hätte nicht einmal Campbell gewusst, ob er ihn hätte bezwingen können. Er wartete ab und wünschte sich insgeheim, dass Coyle so richtig auseinandergenommen wurde.
    Coyle schwang einen Ziegelbrocken über den Kopf. Seine Stimme war schrill. »Ich meine es ernst, Gerry. Hau ab, bevor ich dir was verpasse.«
    Hinter einigen der Fenster sah Campbell Silhouetten vorbeihuschen. Wahrscheinlich war schon die Polizei verständigt. Die Wache auf der Lisburn Road lag kaum eine Meile entfernt. Binnen Minuten würden sie hier sein. »Scheiße«, sagte er und trat auf Coyle zu. »Lass es bleiben, Eddie.«
    »Und du verpisst dich auch«, herrschte Coyle ihn an. »Ich bin hergekommen, um was zu erledigen, und das erledige ich auch.«
    »Tu es nicht, Eddie. Der macht Hackfleisch aus dir.«
    Fegan stand ganz ruhig da und fixierte Coyle.
    »Jetzt komm schon, Eddie.«
    Unbeholfen schleuderte Coyle den Arm nach vorn. Fegan packte ihn ohne Mühe am Handgelenk. Er trat Coyle die Beine weg und entwand ihm den Ziegelstein. Dann umklammerte er ihn fest mit einer Hand und holte aus, bereit, ihn jederzeit ins hochgereckte Gesicht zu schlagen. »Verschwinde hier, oder ich bringe dich um.«
    Coyle strampelte von ihm weg, und Fegan wandte sich Campbell zu. Ein kalter Schauer überfiel Campbell, als er Fegan in die Augen sah. Der Verrückte kam auf ihn zu, dann blieb

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